laut.de-Biographie
Jim Pansen
Wer hätte ausgerechnet dem Drummer der Teenie-Pop-Band Echt ein überaus ordentliches Hip Hop-Album zugetraut? Mit "Jim Pansen Und Die Verbotene Frucht" tritt Florian Sump den Beweis an, dass es zuweilen ganz anders kommt, als alle denken. Die ausgeleierte Realness-Diskussion bereitet ihm dabei kaum Kopfzerbrechen: "Mit der Frage nach Glaubwürdigkeit sollte man sich als allerletztes beschäftigen. Das kann man machen, wenn einem langweilig ist."
Abgesehen von einigen Töpfen, die Florian bereits als Sechsjähriger mit dem Kochlöffel malträtiert, beginnt seine musikalische Laufbahn als Schüler der Kurt-Tucholsky-Schule in Flensburg. Unter dem Namen Seven Up formiert sich eine Band. Flo sitzt am Schlagzeug.
"Alles Wird Sich Ändern" erschallt es 1998. Seven Up haben sich mittlerweile in Echt umbenannt und erobern die Teenie-Herzen im Sturm. Für die Bandmitglieder beginnt eine erfolgreiche, aber auch hektische Zeit. Flo verlässt mit 16 Jahren die Schule, um sich ganz seiner Karriere zu widmen.
Echt veröffentlichen in den kommenden Jahren drei Alben. Die größten Hits landen sie mit "Du Trägst Keine Liebe In Dir" von 1999. Kurz darauf covern sie mit "Junimond" einen Klassiker aus dem Repertoire Rio Reisers. Auf den Echt'schen Kaminsimsen sammeln sich Goldene Schallplatten, ein Bambi und eine Goldene Europa.
2001 allerdings flaut die Begeisterung ab. Der dritte Longplayer "Recorder" bleibt hinter den kommerziellen Erwartungen deutlich zurück. Ein weiteres, für das darauf folgende Jahr angekündigtes Album bleibt im Planungsstadium hängen. Statt dessen geben Echt 2002 ihre Trennung bekannt.
Florian Sump findet wieder Zeit für eine alte Liebe: den Hip Hop. "Fan von der Musik bin ich, seit sie in Deutschland angekommen ist", erklärt er im Interview mit unikosmos.de. "Aufmerksam geworden bin ich als erstes auf die Fantas, die sind als erste auch außerhalb der Großstädte bekannt gewesen - sogar bis nach Flensburg. Wir hatten da keine Szene oder local rap acts. Danach kamen Fettes Brot, Fünf Sterne ..."
Gegenüber munitionen.de ergänzt er: "Ich bin viel zu jung, um mit Grandmaster Flash groß geworden zu sein, das war Hip Hop aus Hamburg. Diese lockere Art, sich selber nicht zu ernst zu nehmen, hat mich bestimmt in meiner Musik geprägt." Bereits auf der B-Seite der Echt-Single "Alles Wird Sich Ändern" hört man Flo rappen - in "Glaub' Ich".
Sein erstes Hip Hop-Mixtape nimmt er 2001 auf. Bereits hierfür hat er sich den Alias Jim Pansen zugelegt. Warum zum Teufel dieser Name? "'Pansen' ist da, wo ich herkomme, ein Wort für jemanden, der ein gutes Herz hat, aber immer ins Fettnäpfchen tritt. So ein Typ bin ich, deshalb passt 'Pansen' ganz gut zu mir. Und 'Jim' gibt dann noch etwas Affiges dazu - das haut schon hin." (unikosmos.de)
Jim Pansen werkelt im Verborgenen. Das in der Zeit mit Echt verdiente Geld schießt er in den Wind - in äußerst überlegter Weise: Er investiert langfristig in Windkraft. Mittlerweile wohnt er mit seinem Bruder in einer Mietwohnung im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Um sich finanziell über Wasser zu halten, nimmt er die verschiedensten Jobs an.
Er verkauft auf dem Markt, arbeitet in einer Videothek, in einem Kindergarten und verdient sich mit Videoschnitt etwas dazu. "Das ist völlig okay. Die Jobs machen Spaß und lassen mir den nötigen Freiraum, meiner Leidenschaft nachzugehen", so Jim Pansen im dpa-Interview. Als Teil von Die Vereinigten Starten veröffentlicht er ein gleichnamiges Internet-Album.
Im Verbund mit den Kollegen Trojaner und Dansen bestreitet Jim Pansen zahlreiche Live-Shows. Als Gewinner eines Wettbewerbs sichert er sich eine Auftrittsmöglichkeit bei der Eröffnungsveranstaltung der Popkomm 2007.
Inzwischen schraubt Jim Pansen bereits mehrere Jahre fernab der neugierigen Augen der Öffentlichkeit an seinem Solo-Debüt. Die Beats schustern ihm etwa zu gleichen Teilen die Kumpels DJ exel. Pauly, der als Tour-DJ mit den Herren von Fettes Brot unterwegs ist, und Lukas 'Lucky Luke' Kochbeck zusammen. Gesangs-Features stammen von Mo und Oceana. Für die Veröffentlichung gründen Jim Pansen und Mitstreiter ein eigenes Label.
Nachdem im Vorfeld via diverser Videotrailer der Appetit geschürt wurde, erscheint "Jim Pansen Und Die Verbotene Frucht" Anfang April 2008. Frei von aufgesetzter Härte und Ghetto-Posen legen Witz, Selbstironie, sprachliche Gewandtheit und ein amtlich groovendes musikalisches Fundament den Schluss nahe: "Ich sach nich viel, ich sach nur es wär besser, den zu kenn'n."
Dieser Meinung schließt sich offenbar sogar die Staatsgewalt an: Die Nummer "MPU" scheint es ihnen angetan zu haben. Auf seiner Homepage blogt Jim Pansen: "Verschiedene Polizeireviere rufen bei uns an und wollen uns entgegen meiner Vermutung nicht verklagen, sondern finden die Botschaft von 'MPU' warnend und betonen, es sei noch nie innerhalb von knapp vier Minuten auf den Punkt gebracht worden, was während der MPU so alles auf einen zukommt. Verrückte Welt ..."
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