laut.de-Biographie
Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen
Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen meint im norddeutschen Volksmund in etwa: Von tuten und blasen keine Ahnung haben, aber schön lecker die Fresse aufreißen. Bei der gleichnamigen Kieler Band jedoch ist es ganz anders. KZIMALPP bestehen aus drei höchst versierten Musikern. Sie spielen eine herausragende Mischung aus Punk, Wave und Alternative und nehmen kein Blatt vor den Mund.
Wer sich die 2007 gegründete Kapelle zu Gemüte führt, dem springen gleich diverse Einflüsse deutscher Gegenkultur als Assoziation ins Hirn. Vor allem der melancholische Punk - gern auch Depri-Punk genannt - von Kultbands wie EA80, Fliehende Stürme oder Razzia stand hier mehr als nur ein bisschen Pate. Doch auch Postpunk Marke Fehlfarben oder Jens Rachut (Blumen Am Arsch Der Hölle, Dackelblut, Kommando Sonnenmilch) haben den Kielern mehr als einmal hörbar gegen die musikalische Wiege getreten.
Dazu gesellen sich allerlei elektronische Spielereien aus dem Niemandsland zwischen New Wave und Italo-Disco ("Leb So, Dass Es Alle Wissen Wollen"). Alles zusammen ergibt schnörkellosen, sehr fetten Rock, der sofort mitreißt. So spielen sich Jochen Gäde (Gesang, Gitarre), Steffen Frahm (Schlagzeug / Gitarre / Gesang) und Lars Stuhlmacher (Bass) nicht nur in die Herzen von Oldschool-Freunden, sondern gleich auch in die Player moderner norddeutscher Indie-Punk-Combos wie Frau Potz oder Turbostaat.
Die ausgefeilten Texte des Trios sind dabei mehr als die halbe Miete. Alltag und Philosophie treffen unangestrengt aufeinander. Knallharte Analyse und Selbserlebtes verschmelzen mit der fiktionalen Poesie des Sängers als lyrisches Ich. Dabei kommen dann große Zeilen für Herz und Hirn heraus wie: "Ich verlief mich in der Stadt, in der ich jahrelang schon lebe. Und mein letztes Geld gab ich einem Blinden./ Der darauf sagte, ihm wäre die Unsterblichkeit geschenkt. Doch ich wusste, dass das keine Lösung ist."
Ihre eigenwillige Paarung aus staubtrockenem Humor und dem Trübsinn der Realität bleibt nicht unentdeckt. Wer so viel Qualität bietet, kann auch etablierte Kollegen für sich gewinnen. So schätzt etwa Knarf Rellöm die Band sehr und unterstützt diese auf dem 2012 erscheinenden Debütalbum "Postsexuell" u.A. beim Video zum Track "Bau Eine Kirche Draus".
Im Februar 2015 erscheint die zweite Platte unter dem kauzigen Titel "Die Biellmann-Pirouette". Die tolle Scheibe setzt noch einen drauf und gönnt ihrer Musik eine größere stilistische Bandbreite. Ohne die Gradlinigkeit ihrer Rocksongs zu verraten, lässt man den Noten mehr Raum zum atmen und schlägt sogar erstmals auch balladeske Töne an. Ob das noch Punk ist, ist den Nordlichtern dabei herzlich egal. Stuhlmacher: "Punk ist für mich eine Worthülse geworden. Im Bezug auf die Haltung mag Punk zutreffen. Aber generell ist es eher der Umgang mit Musik, die Art, wie wir Songs schreiben und die Haltung, die für uns etwas mit Punk zu tun hat."
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