laut.de-Biographie
Kid Loco
Dass Jean Yves Prieure alias Kid Loco einmal verschwitzt in verschlissenen Klamotten, löchrigen Springerstiefeln, abgeratzter Lederjacke und mit gefärbtem Iro Pogo in dreckigen französischen Punk-Kellerclubs getanzt hat, ist wahrlich schwer vorzustellen. Es scheint sich jedoch tatsächlich so zugetragen zu haben, denn der 1963 geborene Loco gibt in Interviews und auch im Inlay seines neuesten Streiches, der DJ Kicks auf dem !K7-Label, munter zu Protokoll, oui, oui...ich war mal Punk!
Gott sei Dank hat sich der als DJ, Remixer und Producer tätige Loco das noch mal gut überlegt und die musikalischen Seiten nicht gewechselt, sondern für sich fast komplett neu definiert. Mitte der 80er Jahre kam er mit Hip Hop in Berührung - die Beastie Boys, Run D.M.C. oder Bomb The Bass liefen in seinem Walkman - zu diesem Zeitpunkt hörte er auf, reine Gitarrenmusik zu machen. Trotzdem sei der Geist, von dem, was er jetzt mache, mit Punkmusik vergleichbar. "Nur weil du nicht Gitarre spielen kannst, heißt das nicht , dass du kein Punkalbum machen kannst. Das Gleiche gilt für elektronische Geräte und Downbeat, jeder kann das machen", meint er.
Und was sich bei seinen französischen Musikerkollegen Air manchmal eine Spur zu triefend gestaltet - der Hörer beginnt da bereits mit RTL2-Softpornofilm-Weichzeichner die Umwelt wahrzunehmen - gelingt Kid Loco: Eine Atmosphäre, die die Stimmung eines heißen Spätersommernachmittags beim Abhängen in halbwegs sauberen Stadtparks diverser Metropolen genauso einfängt, wie die beim Spontansex mit vielleicht leicht schlüpfrigen, dennoch gut riechenden Damen - die obwohl sie von zu viel Gin betrunken sind, Stil haben.
Diese Eigenschaft wussten bereits namhafte und feine Bands nicht nur zu schätzen, sondern beauftragten den in Paris lebenden Loco mit dem Überarbeiten ihres Materials. Auf der in diesem Jahr erschienen "Jesus Life für Children under 12 Inches" finden sich dann Remixe von Pulp, Mogwai oder Saint Etienne. Vor diesem Release brachte ihm seine Platte "A Grand Love Story" den Ruf, den er nun weiter ausbauen konnte. Doch der THC-Freund hängt nicht nur im Studio ab, zwischen den Samplern und Synthykonsolen. Immer und immer wieder packt er seine Plattenköfferchen und legt in diversen Clubs in Europa auf, jüngst besuchte er Deutschland und machte Station in Berlin, Hamburg, Köln und Essen.
Nach diversen Remixarbeiten und Gigs brachte der "Belleville Boy" im Herbst 2001 sein neuestes Werk "Kill Your Darlings" heraus. Seine Musik bezeichnete er schon seit geraumer Zeit als PopPorn und verpackte diese mit anzüglichen Bildern. Die unzensierte Version des Covers zeigte eine Frauenhand, die sich durch die Hose an der Mumu kratzt. Nun braucht er sich nicht weiter wundern, wenn er in den Staaten (aber auch im weltoffenen Frankreich und Deutschland) von den Behörden gezwungen wird, ein alternatives Cover zu gestalten.
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