18. September 2007
"Wir sind Bedienstete des Publikums"
Interview geführt von Martina KellnerTomte-Frontmann Thees Uhlmann entdeckte sie, mit The Cooper Temple Clause spielten sie, die Presse bejubelte sie. "Schon jetzt besser als Mando Diao" hieß es da zum Beispiel und auch die Live-Qualitäten der Dinslakener wurden allseits gelobt. Die Rede ist von Simon den Hartog (Gesang), Dominic Lorberg (Gitarre), Arne Schult (Gitarre), Gordian Scholz (Bass) und Michael "Micka" Schürmann (Schlagzeug) alias (The) Kilians. Benannt nach einer Figur aus dem Carl Zuckmayer-Stück "Der Hauptmann von Köpenick", trennt sich das Fünfergespann ab und an mal vom "The" im Bandnamen, hin und wieder schleicht sich der Artikel dann aber doch wieder ein. Je nach Gusto sozusagen, bei Indierockbands ist das "The" ja eigentlich auch Pflicht!Im April 2007 erschien die Kilians-EP "Fight The Start", die blitzschnell vergriffen war und eilig nachproduziert werden musste. Danach tourte die Band unermüdlich, etwa mit Kante, Olli Schulz oder Sugarplum Fairy. Auch das eine oder andere Festival bespielten die Dinslakener in der 2007er Saison und verzückten ihre Fans im August mit Auftritten im heimischen Vorgarten. Anfang September steht nun das garagig-rockige Debütalbum "Kill The Kilians" in den Läden – laut Aussage der Band eine Mischung zwischen neuem Amirock, Britpop 2nd Wave und Bluesrock. Mit Sänger Simon, Gitarrist Arne und Schlagzeuger Micka sprachen wir über diesen musikalischen Mix, die bisherige Band-Karriere, Auftritte vor englischem Publikum und mehr oder weniger schmeichelhafte Strokes-Vergleiche.
Eure Karriere kommt ja gerade so richtig in Schwung. Die letzten Monate seid ihr ununterbrochen getourt, habt diverse Konzerte und auch einige Festivals bespielt, euer Debüt-Album steht in den Startlöchern, und und und. Für diejenigen, die euch bisher noch nicht kennen: Wie lange spielt ihr zusammen und woher kennt ihr euch?
Simon: Also wir sind die Kilians aus Dinslaken, spielen seit August 2005 zusammen, sind eine fünfköpfige Kapelle mit schönem Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang und wir machen so'n bisschen Gitarrenmusik... so Geschrammel – ein bisschen rockig, melodisch, eingängig.
Ich habe gelesen, dass ihr bereits als Schüler in einer Band gespielt habt. Stimmt das?
Simon: Ja, es gab auch eine Zeit, da sind wir alle noch zur Schule gegangen. Ganz klar. Das ist jetzt auch noch nicht so lange her – ich hab' zum Beispiel dieses Jahr gerade Abi gemacht. Und wir kannten uns teilweise von der Schule oder haben uns darüber kennengelernt. So ist es überhaupt auch erst dazu gekommen, dass wir zusammen Musik gemacht haben. Das ging letztes Jahr los und da waren alle noch schulisch eingebunden oder halt an der Uni.
Und wie kam es zum Bandnamen bzw. welche Bedeutung steckt hinter dem Namen "Kilians"?
Simon: Wir brauchten 'nen Bandnamen, so wie jede Band 'nen Bandnamen braucht. Und dann sollte es auch einer sein, mit dem man etwas verbinden kann. Und in meinem Fall ist das der Name "Kilian". Den kenne ich aus dem Carl Zuckmayer-Stück "Der Hauptmann von Köpenick". Das sollte man ja kennen hier, als Berliner! In dem Stück geht es darum, dass ein falscher Hauptmann den Bürgermeister von Köpenick abführen lässt, ihn also ins Gefängnis bringt, damit er seinen Pass ausstellen kann, denn er ist ja von der Gesellschaft als Ex-Häftling verstoßen ... Auf jeden Fall heißt der Bedienstete des Bürgermeisters Kilian, und dieser hat anfänglich die etwas devote Stellung eines Dieners, zum Ende hin bekommt er dann aber vom falschen Hauptmann den Auftrag, seinen Chef ins Gefängnis zubringen. Ich fand diesen doch leicht rebellischen Anstoß daran sehr interessant und zudem auch die Idee, dass wir ja eigentlich auch nur Bedienstete des Publikums sind.
Ich habe nämlich auch im Vorhinein ein wenig recherchiert und bin auf einen Ferdinand Kilian gestoßen, der 1967 beinahe die Beatles nach Marburg geholt hätte. Seine Geschichte wurde sogar verfilmt. Damit hat euer Bandname aber scheinbar nichts zu tun? (alle lachen)
Simon: Nee! Aber man müsste sich dann wohl mal mit Ferdinand Kilian auseinandersetzen.
Oder zumindest mal den Film anschauen, der hört sich ja ganz spannend an. Anfangs nanntet ihr euch noch The Kilians. Das "The" ist immer mal wieder weg und taucht dann doch wieder auf. Im Zuge der Veröffentlichung eurer "Fight The Start"-EP habt ihr euch vom Artikel im Bandnamen getrennt, auf eurer Myspace-Seite heißt ihr immer noch The Kilians. Was hat es mit dem verschwindenden Artikel auf sich?
Simon: Das ist, wenn man so will, eine kleine Spielerei. Wir sind uns durchaus darüber bewusst, dass unsere Internetseite über www.the-kilians.de erreichbar ist, aber wir fanden es ganz witzig, dass dieser Artikel bei der EP wegfällt. Das hat auch gar keine tiefere Bedeutung ..., ob es nun "The", "Die" oder "Le" ist. Und deswegen finden wir es jetzt um so witziger, dass es beim Albumtitel "Kill The Kilians" wieder auftaucht. Das ist halt einfach diese kleine Spielerei mit dem Artikel. Uns ist es im Grunde egal, ob der nun dabei ist oder nicht oder auf welcher Sprache er ist.
Arne: Was die Sache erst brisant macht, ist ja die Tatsache, dass dieser Artikel "The" für die Musikrichtung schon sehr viel im Vorhinein sagt. Daher ist diese Spielerei eigentlich mehr so ein Scherz unsererseits für die Leute, die sich Gedanken darüber machen und in die Sache viel reininterpretieren.
Ich habe mir nämlich gedacht, dass ihr vielleicht nicht zu der Vielzahl an "The-Bands" gehören wollt.
Simon: Ja, wir wollen es einfach jedem recht machen. (alle lachen)
Verstehe. Ihr habt bereits erzählt, dass ihr aus Dinslaken kommt. Manch einer bezeichnet eure Heimatstadt als "tiefste Provinz", obwohl Dinslaken immerhin 70.000 Einwohner hat. Mit dem Plattenvertrag hat es aber trotzdem geklappt. Wie kam es dazu?
Simon: Also zunächst einmal ist Dinslaken ja eine mittelgroße Kleinstadt. (Gibt das Mikro ab)
Micka: Ja, genau. Dinslaken ist eine mittelgroße Kleinstadt. Und wir haben da einen Freund gefunden, Lukas Heinser heißt der, und der hat für ein Radio in Bochum gearbeitet und tut das auch immer noch. Dieser junge Herr hatte ein Interview mit Thees Uhlmann, gab ihm dann so durch Zufall unsere damalige Demo-EP, die die wir mal bei einem Freund aufgenommen hatten, und die hat er [Thees, Anm. d. Verf.] sich dann angehört, fand das ganz cool, hat uns mit auf Tour genommen und so hat sich das dann weiterentwickelt. Und dann ist man im Endeffekt auf Vertigo gestoßen und GHvC [Grand Hotel van Cleef, Anm. d. Verf.] – so'ne Kooperation – und das klappt ganz gut.
Guerilla-Gigs und Auftritte im Fan-Vorgarten
Ihr seid dann also, du hast es bereits erwähnt Micka, im Frühjahr 2006 gemeinsam mit Tomte auf Tour gegangen. Wie war das für euch? Wir ist die Tour verlaufen?Simon: Das war natürlich eine tolle Erfahrung, weil wir vorher nicht viel gespielt hatten und keine Ahnung davon hatten, wie so'ne Show eigentlich abläuft, mit Soundcheck und Monitoren und diesem professionellen Aspekt, dass man seine Zeiten einhalten muss. Und irgendwie haben wir uns das dann auch so ein Stück weit bei Tomte abgeschaut.
Arne: Wir wurden auch schon vor der Tour sehr gut an die Hand genommen und in die ganze Materie eingeführt...
Simon: ...auch wie man sich gegenüber den anderen Leuten verhält. Da gibt es keinen Grund, überheblich zu sein.
Im August letzten Jahres habt ihr dann auf diversen Festival-Campingplätzen kleine Guerilla-Gigs gespielt und so Fans dazu gewonnen. Von wem kam die Idee dazu?
Simon: Red Bull ist auf uns zugekommen. Die haben so einen Oldtimer-Bus restauriert und eine Bühnenkonstruktion auf's Dach gebaut. Da kann man relativ schnell die Bühne aufbauen, hat eine eigene PA und so. Und wir waren dann einfach sehr flexibel und konnten auf Campingplätze fahren und da aufbauen und spielen – sofern es denn zugelassen wurde.
Da gab es wohl Probleme?
Arne: In der Theorie war das einfacher als in der Praxis!
Simon: Es gibt dann auch Veranstalter, die das nicht so toll finden. Aber es gab auch welche, die waren total begeistert und haben uns da machen lassen. Wir haben also gute und schlechte Erfahrungen gemacht.
In Sachen ungewöhnliche Konzert-Gigs kennt eure Kreativität ja scheinbar keine Grenzen. Ich habe von einer "Vorgarten-Tour" gelesen. Wie kam es dazu?
Simon: Also im Grunde wollten wir dieses Jahr noch mal gern mit dem Bus unterwegs sein. Wir hatten diesen Bus als erste Band und wir sehen den schon auch als unseren Bus an. (alle lachen) Letztes Jahr sind wir quasi irgendwo hingefahren und haben irgendwelchen Leuten was vorgespielt. Das war dann also alles nicht so freiwillig – als zeltender Mensch musste man sich das dann auch schon mal anhören. Das war ja teilweise auch Belästigung für manche. Und dann wollten wir das Ganze so handhaben, dass sich Leute bewerben können, dass wir zu Leuten fahren, die auch Spaß daran haben, dass wir einerseits als Band auftreten und natürlich versuchen, eine gute Show zu machen, und dass man vorher und nachher 'ne schöne Garten-Sommer-Party feiern kann.
Da gab's ja mal so was Ähnliches von den Toten Hosen.
Simon: Ja, genau. Lastwagen- und Wohnzimmer-Touren kennt man ja schon. Es gab halt die Möglichkeit, eine Einladung zu schreiben und vielleicht ein kleines Plakat zu basteln – Hauptsache ein bisschen kreativ!
Da wir ja gerade beim Thema "Touren" sind, ihr seid ja bereits mit einer Vielzahl an Bands und Künstlern aufgetreten – neben Tomte etwa mit Kante, Kettcar oder Olli Schulz, aber auch mit den Schweden von Sugarplum Fairy und sogar mit den Briten von The Cooper Temple Clause, die sich ja mittlerweile leider aufgelöst haben...
Arne: Ja, traurig!
...Welcher gemeinsame Auftritt war bisher der coolste?
Arne: Ja, ich sag mal, das sind eben sehr unterschiedliche Auftritte. Wenn man eine Woche lang mit Tomte auf Tour war, dann war das Verhältnis zur Band Tomte ein ganz anderes als in den drei Tagen, in denen wir mit The Cooper Temple Clause auf Tour waren. Die Stimmung war da professionell und sie war nett, aber man hat halt nicht den Kontakt zu den Leuten gehabt, wie es beispielsweise bei Tomte der Fall ist. Von daher hat beides seinen Reiz. Für uns war sicher jede Tour bisher 'ne tolle Sache und man hat an jeder Ecke irgendwie wieder was dazugelernt, aber halt auch verschiedene Dinge.
Ihr habt ja dieses Jahr auch beim Rock im Park und Rock am Ring gespielt. Zieht ihr es trotzdem vor, im kleinen Club zu spielen?
Arne: Nö, also ich glaube, den Gig wollen wir nicht missen. Für uns hat beides seine Reize, das war eine absolut spannende und gigantische Sache, auf so einer riesigen Bühne zu stehen - ein kleines Clubkonzert hat aber auch seinen Charme und kann auch genauso viel Spaß machen.
Gibt es Bands mit denen ihr gerne mal auf Tour gehen würdet? Wenn ja welche und warum?
Arne: Das ist schwer zu sagen. Das weiß ich nicht. Ich glaube, man ist über jede Support-Tour froh, auf der man spielen kann. Und natürlich könnte man sich jetzt irgendwelche Bands aussuchen bei denen es für einen besonders viel Spaß machen würde, aber ich glaube, das lassen wir alles auf uns zukommen.
Stehen da jetzt noch ein paar Support-Sachen an?
Simon: Wir supporten wahrscheinlich MIA. Aber ich muss auch sagen, ich finde es eigentlich viel schöner, wenn eine Band selber anfragt, ob wir Lust haben, zu supporten. Das macht viel mehr Spaß als...
...wenn man selbst sagt: "Mit denen will ich unbedingt mal spielen."
Simon: Ja, genau. Und es gibt ja auch Bands, die behandeln ihren Support nicht anständig. Es gibt da ja so Sachen, da darf man dann nicht Backstage gehen zum Beispiel. Ich erzähle halt allemal lieber, dass wir mit The Cooper Temple Clause auf Tour waren und wir gefragt wurden. Und nicht so: "Ja, wir haben uns da beworben und dann waren wir eine von drei Vorbands und durften dann 500 Euro dafür bezahlen, dass wir uns dann alles selber organisieren mussten, Auto, Unterkunft und so." Es macht allemal mehr Spaß, wenn man wirklich weiß, dass man da gefragt wurde.
"Kill The Kilians"
Lasst uns über eure EPs und euer Album sprechen. Ende April ist eure zweite EP "Fight The Start" erschienen. Der gleichnamige Song hört sich schwer nach Strokes-Schule an, v.a. der Gesang erinnert an die New Yorker. Nerven euch die vielen Strokes-Vergleiche oder fühlt ihr euch von diesen geehrt?Simon: Nein, um Gottes Willen. Ich find es ganz normal, dass man eine Assoziation bei einer Band hat, die man vorher noch nicht gehört hat. Und mir geht's genauso, wenn ich mir eine Band im Internet anhöre, die ich vorher noch nicht kannte. Dann sage ich auch: "Ja, hat doch was davon." Ich finde das normal, aber ich finde es dann halt auch irgendwie teilweise schade, dass man auf diesem einen Punkt gehalten wird und dass man da auch nicht seinen eigenen Horizont erweitern kann und sagt: "Das hat was davon, aber ich finde auch, das hat was davon." Bei uns sind Einflüsse durchaus auch erkennbar. Die wollen wir auch gar nicht verstecken und uns auch gar nicht rausreden, aber ich finde , da ist durchaus auch viel eigene Kreativität und Arbeit drin. Wir spielen die Akkorde so an, wie wir das können, ich singe so, wie ich das kann und ich werde jetzt nicht Gesangsunterricht nehmen nur weil Leute meine Stimme oder sein Schlagzeugtakt (zeigt auf Micka) oder seine Gitarrenspielweise (zeigt auf Arne) mit 'ner anderen Band in Verbindung bringen. Das ist normal, das gehört dazu, und es liegt ja dann vielleicht auch ein bisschen an uns, dass wir uns von diesem Vergleich in Zukunft ein wenig losspielen können. Ich finde, wenn man sich das Album anhört, dann steckt da auf jeden Fall noch mehr drin.
Und wer hat euch musikalisch beeinflusst? Wer zählt zu eueren Vorbildern?
Simon: Natürlich gibt es Bands, die wir gern hören. So Lieblingsalben hat man ja immer. Aber es sind immer so einzelne Sachen, ein Beat, so eine Grundstruktur oder einfach nur so'ne Grundidee, wie man einen Song aufbauen kann. Nicht, dass wir uns das dann abgucken, aber wenn wir jetzt einen Song haben, den wir geil finden, dann können wir vielleicht auch mal was in die Richtung ausprobieren. Das, was daraus entsteht, ist dann meistens eh was anderes.
Arne: Außerdem glaube ich auch, dass so was auch sehr oft unterbewusst passiert. Man hört gerade die und die Musik und dann entsteht vielleicht der und der Song. Aber ich glaube nicht, dass wir bisher irgendwann mal drangegangen sind und gesagt haben: "Der und der Song ist cool und so einen Song wollen wir auch haben." So passiert es nicht. Ich denke wirklich, dass das unterbewusst passiert. Natürlich wird man beeinflusst, durch das, was man hört, aber...
Simon: Es gibt ja auch so'nen Vier-Viertel-Takt und da kannst du auch nicht mehr viel dran rumspielen, wenn du Vier-Viertel-Takt spielen willst. Ich glaube, das ist so, wie Arne sagt. Man kommt nicht drum herum, dass man sich nachher überlegt: "Ach, das haben wir jetzt auch so gemacht." Aber das passiert nicht bewusst. Es ist nicht unsere Absicht, das wir uns Platz eins der coolsten Hitliste nehmen und sagen: "Ja, das Schlagzeug nehmen wir und die Gitarre." Und von Platz zwei nehmen wir dann die Gesangslinie. So ist das nicht.
Gibt es trotzdem Lieblingsbands?
Simon: Ich bin jetzt gerade vom neuen Travis-Album, aber auch von den alten sehr angetan. Enttäuscht war ich zum Beispiel vom zweiten Arctic Monkeys-Album. Das neue Kings Of Leon-Album ist auch sehr solide. Ansonsten ist man ja auch viel im Internet unterwegs und hört sich Bands an, deren Namen man sich dann nicht merkt, aber das ist ja dann auch nicht weiter schlimm.
Via MySpace?
Simon: Ja, ja. Genau. Ist ja auch 'ne super Plattform.
Was für einen Stellenwert hat MySpace für euch?
Simon: Internet generell ist natürlich wichtig, weil es ja so die Möglichkeit gibt, mit Leuten in Kontakt zu treten beziehungsweise dass sie mit uns in Kontakt treten können. Und wir verwalten unsere Internetseiten ja auch selber. Das wird wohl auch noch 'ne Zeit so bleiben. Die Zeit sollte man sich auch nehmen. Es ist natürlich wichtig für uns, dass man auch sieht, das ein Song jeden Tag gespielt wird und dass Leute auch Kommentare dazu schreiben – Gästebucheinträge, Nachrichten oder e-Mails – das ist ja die einzige Möglichkeit, außerhalb von Konzerten, mit den Leuten in Kontakt zu treten.
Arne: ... Resonanz zu bekommen. Zu wissen, dass sie sich unsere Songs anhören, darüber nachdenken und sie vielleicht auch gut finden.
Euer Debüt-Album "Kill The Kilians" erscheint Anfang September. Darauf finden sich neben "Fight The Start" und "Jelaous Lover" noch elf weitere sehr coole, hochkarätige Rock-Songs.
Simon: So sieht's aus!
Beschreibt euer Debüt doch noch ein wenig!
Micka: Ich glaube, es ist auf jeden Fall eine gute Mische aus allem, was wir bisher an Musik gemacht haben, was unsere Vorlieben sind. Normalerweise hat eine Band beim Debütalbum irgendwo einen Stil, der doch gleich bleibt, um diese Band vorzustellen. Und wir haben versucht – das war nicht absichtlich, aber ist dann doch so entstanden – dass viele Stilrichtungen angeschlagen werden. Von ruhigen Liedern bis zu dem harten fucking Rock!
Simon: Britpop kann man teilweise auch nicht leugnen. Auch so ein bisschen Blues. Sogar ein jazziger Unterton ist teilweise zu hören. Und natürlich dieses ominöse Indie-Geschrammel! Indie – was auch immer das jetzt ist?!
Micka: Das darf ja nicht fehlen!
Und das passt ja dann auch wieder zum The-Bandnamen!
Simon: Ja, klar!
Mögt ihr eigentlich The Rapture? Als ich "Jealous Lover" hörte, musste ich sofort an den The Rapture-Song "House Of Jealous Lovers" denken. Musikalisch gibt es zwischen euch natürlich eindeutige Unterschiede.
Simon: Man muss dazu sagen, dass es vier Songs auf dem Debüt-Album gibt, die nicht von mir geschrieben wurden. "Jealous Lover" hat zum Beispiel unser damaliger Bassist geschrieben – den Song und auch den Text. Ich könnte stundenlang über diesen Songtext lachen, weil er auch grammatikalisch nicht korrekt ist, und weil Wörter auftauchen, die nicht existieren. Oder die einfach keinen Zusammenhang haben. Das war halt immer so seine Art und Weise einen Song zu schreiben. Seine Gedankengänge sind da manchmal ein bisschen konfus. Trotzdem haben wir diesen Song seit drei Jahren im Repertoire, und deswegen kommt er natürlich auch auf's Album, weil er irgendwie zu uns gehört. Das war der erste Song oder der zweite, den wir gemacht haben.
Produziert wurde euer Debüt ja von Swen Meyer, der bereits Tomte und Kettcar unterstützt hat.
Simon: Er ist quasi der Haus und Hof-Produzent von Grandhotel Van Cleef.
Wie verlief die Zusammenarbeit mit ihm und was habt ihr von ihm gelernt?
Simon: Wir standen teilweise sehr unter Zeitdruck. Wir haben die dreizehn Songs in insgesamt acht, neun Tagen eingespielt. Teils gibt es auch Live-Takes, die eins zu eins eingespielt wurden. Es war natürlich sehr anstrengend. Wir waren pro Tag immer so zwölf bis vierzehn Stunden im Studio. Ein Lied dreißig, vierzig mal zu spielen, dass macht dann auch nicht die ganze Zeit Spaß. Aber deswegen war es auch geil, mit Swen Meyer zusammenzuarbeiten, weil er es geschafft hat, sich selber so zu motivieren, dass er uns dann auch noch von seiner Energie abgeben konnte, dass wir auch noch mal Bock drauf hatten zu spielen. Wir haben ganz viel von ihm gelernt, wie man einen Song, ein Arrangement so reduziert, dass es halt nicht abgespeckt wird, sondern direkter klingt und dass man als Zuhörer einfach leichter rein findet. Da hat er uns teilweise schon sehr geholfen.
Demnächst spielt ihr ja noch einige Festivals bzw. Konzerte. Was sind angesehen davon euere zukünftigen Pläne?
Arne: Jetzt kommt ja erst mal das Album raus, und bis dahin spielen wir noch ein bisschen. Danach wollen wir natürlich gern noch eine ausgedehnte Tour fahren und hoffen, dass das so klappt und möglichst viele Leute kommen und darauf freuen wir uns jetzt erst mal. Das ist auch die Mission bis zum Ende des Jahres.
Habt ihr auch schon mal über den Sprung nach England nachgedacht? Dort mal zu spielen?
Simon: Wir hätten keine Angst davor, uns in England vor 'nem Publikum zu präsentieren. Ich glaube, wir haben genug Selbstbewusstsein, dass wir auch mal von 'nem englischen Publikum ausgebuht werden können. Das wär' uns dann auch egal. Die leben ja eh im Musik-Überfluss.
Es wäre natürlich mal interessant, aber es ist jetzt nicht so, dass wir darauf hinarbeiten, in England aufzutreten. Es ist uns relativ egal, ob uns in dort jemand scheiße oder gut findet... na ja nein, wenn uns jemand gut findet, dann freut uns das sehr, aber es ist uns auch ganz klar, dass wir als deutsche Band da nicht unbedingt die besten Vorraussetzungen haben.
Von der Sprache her sollte es ja zumindest klappen.
Simon: Ja, aber deutschsprachige Bands haben schon in England gespielt. In der englischen Musikszene ist da ja aber nicht viel mit Konstanz. Und es kommt ja jeden Tag eine neue Band dahergehüpft. Aber natürlich würden wir uns da gern mal für einen Tag einreihen und sagen: "Hey, wir sind jetzt in London und wir sind international dabei." Das wär' natürlich lustig! Aber wir würden das dann auch nicht zu ernst nehmen. So ein Ansporn ist da nicht dabei, dass man eine angesagte Band sein muss, die auch mal im angesagten Club in England oder Amerika oder sonst wo spielt.
Und ist Thees dann auch eigentlich immer mit auf Tour dabei?
Simon: Da, wo er kann, da kommt er auch gerne hin. Aber er ist ja jetzt auch gerade Papa geworden und hat natürlich auch genug zu tun in seinem Leben. Aber wenn er Zeit hat und wenn's irgendwie passt, dann kommt er natürlich gerne. Und wir freuen uns immer, ihn zu sehen. Es muss aber nicht seien, dass er mitkommt. Der Mann ist seit Jahren mit seiner Band unterwegs - er hat, glaube ich, selbst auch genug Tourleben. Und wir sind auch nicht immer so erträglich auf Tour.
Auf der Bühne sind die Dinslakener auf jeden Fall immer bestens gelaunt und zu allerlei Kalauern aufgelegt! Wer sich von den Kilians'schen Live-Qualitäten selbst überzeugen will, kann die Fünf momentan auf ausgedehnter Promo-Tour erleben. Das Debüt "Kill The Kilians" steht seit 7. September in den Plattenläden.
Noch keine Kommentare