Gott, Engelwesen und Madonnen, Paradies und Wiedergeburt? Die lyrischen Wegmarken auf "Vom Feuer Der Gaben" schüren den Verdacht, Delbo-Gitarrist Tobias Siebert hätte den religiösen Backlash als Leitdevise ausgerufen. Tatsächlich zeugen die Texte von einer existenzialistischen Beschäftigung mit …
es wird vermutlich niemanden interessieren (:() aber klez.e bringen ein neues album heraus:
Klez.e
titel: Vom Feuer der Gaben label: Loob Musik / Universal v.ö.: 30.01.2009 format: CD
Man erkennt früh, dass die Dinge diesmal etwas anders laufen.
"Wir ziehen die Zeit", der Opener des dritten Klez.e-Albums "Vom Feuer der Gaben", besitzt einen Beat, dessen Prägnanz neu ist, eine Melodie, die zwingend erscheint und bei aller Komplexität im Arrangement fast so etwas wie Leichtigkeit in sich trägt. Gleichzeitig führt der Song grandios in die Irre, denn schon das folgende Stück "Der Saal", verbindet jene Stringenz mit einer Feierlichkeit, die aus dem Gospel zu stammen scheint und auch im Text ange- rissen wird: "Kein Gott, kein Krieg, kein Held, kein Leid" heißt es hier, bevor die Gruppe aus Berlin musikalische Flächen generiert, die man so in der deutschen Popmusik nicht erwartet.
Wer da unbedingt Vergleichsparameter finden möchte, wird diese wenn nur im Ausland finden, wird an Thom Yorke und seinen Radiohead vermutlich nicht vorbeikommen, vielleicht auch, weil sich auch im weiteren Verlauf des Albums Paralellen auftun. Weniger in der Musik an sich, als in der Bereitschaft, Konventionen aufzubrechen, es jenseits üblicher Strukturen zu versuchen.
Nun fanden Klez.e schon immer in einem Spektrum statt, das mit dem Gros deutscher Rock- und Popkapellen wenig zu tun hatte. Auch das vor drei Jahren erschienene "Flimmern" war eine vielschichtige Platte mit Widerhaken, mit Sprüngen, die man aber noch ohne größere Probleme unter dem Alles-Begriff "Indie" einordnen konnte. "Vom Feuer der Gaben" geht in vielerlei Hinsicht mehr als ein Stück weiter. Hört man die fast märchenhaften Vokalarrangements in "Madonna", die schleppende Orgel in "Im Raum mit Toten" oder die Postrock-Gitarren in "In Gold", so funktioniert diese Verortung überhaupt nicht mehr - weil die ohnehin so überflüssige Grenze zwischen E- und U-Musik aufgebrochen wird und auch die Melodienvielfalt von Elektro, Jazz und moderne Klassik eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Aber, und manche werden das als Entwarnung begreifen, einiges ist auch geblieben. Etwa der hohe Wiedererkennungswert von Sänger und Kopf der Band Tobias Siebert, dessen Bildsprache nach wie vor zwischen durchaus konkreter Aussage und nur schwer dechiffrier- barer Vielschichtigkeit wechselt, dabei aber immer eigenartig lautmalerisch bleibt.
Und dann ist da eben noch die Sache mit den Bildern. Klez.e fragten einmal nach. Bei denen, die da Bescheid wissen, die so etwas können. Dafür gaben sie Künstlern je ein Lied in die Hand. Und so entstand, angelehnt an die Idee einer Dual Session, eine Sammlung zwölf verschiedener Werke, die auf ganz verschiedene Art und Weise mit den jeweils zugeordneten Musikstücken kommunizieren + interagieren, beginnen eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Die Bandbreite der Bilder entspricht dabei der der Musik: René Arbeithuber, den die meisten von seiner Arbeit mit der Popformation Slut kennen werden, nimmt eine sehr direkte Übersetzung von "Wir ziehen die Zeit" vor. Jan Kruse von der traditionell geschmackssicheren Designschmiede Human Empire illustriert "Madonna" einfach, aber drastisch. Und Andy Potts nimmt die Klangexplosion, die die zweite Hälfte des Titeltracks so sehr prägt, als zentrales Element in sein verstörend-schönes Bild auf.
Klez.e haben sich die Zeit gelassen. Eineinhalb Jahre, um genau zu sein. Zunächst arbeitete die Band ergebnisoffen, versuchte Dinge, machte ausgedehnte Rotwein-Pausen im "blauen Kabinett", einem Raum, den man auf "Vom Feuer der Gaben" durchaus hören kann. Den Herbst 2007 und den darauf folgenden Winter verbrachte sie komplett im Studio - sogar am Silvestertag wurde aufgenommen. Und bis "Vom Feuer der Gaben" dann tatsächlich fertig klang, fertig war, dauerte es noch einmal ein halbes Jahr. Jetzt, mit ein bisschen Abstand, kann man es schon sagen: Ganz offenbar hat sich jeder Tag davon gelohnt.
Für mich eine der besten CD der letzten Jahre in Deutschland. Und wieder dieses für Klez.e-Musik typische Gefühl: die Platte zieht den Hörer von der ersten bis zur letzten Sekunde wie Magnet an. Meine Tipps: "Der Saal", "Die große Einfachheit", "Hier, wo Du strahlst", "Vom Feuer der Gaben". Aber eigentlich alle Stücke sind sehr gut und bilden eine homogene Einheit. Nur der Opener scheint aus etwas anderem Stoff geschnitten zu sein.
01. wir ziehen die zeit 02. der saal 03. die große einfachheit 04. madonna 05. hier, wo du strahlst 06. der garten 07. vom feuer der gaben 08. im Raum mit toten 09. in gold 10. am grund der tiefgrünen see 11. der welt ein ort 12. gebet für mehr
erste höreindrücke lassen, oh man wie sehr das jetzt eine floskel ist, aber ja, sie lassen unheimlich großes erwarten. was für eine begnadete band.
Nach den ersten Durchläufen kommt es für mich an keines der beiden Vorgänger heran. Man muss eingestehen, dass die Messlatte da auch verdammt hoch gelegt wurde. Textlich kann man die immer noch meist erreichen. Musikalisch klingt mir das alles zu sehr nach Brei. Das Album findet einfach keine Ruhe. Lieder wie Tag im Fall oder ufern. fehlen diesmal vollständig und auch sonst ist viel zu viel in jeden Song gepackt. Als ob ein 50-Minuten-Hintergrundrauschen mitlaufen würde. Nichtsdestotrotz, von 5 Sternen für die ersten beiden Alben ausgehend sind hier 4 locker angebracht. Btw. fühlt es sich an, als ob man einen Schatz öffnet, wenn man sieht, wie viel Gedanken sich hier über die Aufmachung gemacht wurde. Wirklich vorbildlich was man hier für sein Geld bekommt.
Gott, Engelwesen und Madonnen, Paradies und Wiedergeburt? Die lyrischen Wegmarken auf "Vom Feuer Der Gaben" schüren den Verdacht, Delbo-Gitarrist Tobias Siebert hätte den religiösen Backlash als Leitdevise ausgerufen. Tatsächlich zeugen die Texte von einer existenzialistischen Beschäftigung mit …
es wird vermutlich niemanden interessieren (:() aber klez.e bringen ein neues album heraus:
Klez.e
titel: Vom Feuer der Gaben
label: Loob Musik / Universal
v.ö.: 30.01.2009
format: CD
Man erkennt früh, dass die Dinge diesmal etwas anders laufen.
"Wir ziehen die Zeit", der Opener des dritten Klez.e-Albums "Vom Feuer der Gaben", besitzt einen Beat, dessen Prägnanz neu ist, eine Melodie, die zwingend erscheint und bei aller Komplexität im Arrangement fast so etwas wie Leichtigkeit in sich trägt. Gleichzeitig führt der Song grandios in die Irre, denn schon das folgende Stück "Der Saal", verbindet jene Stringenz mit einer Feierlichkeit, die aus dem Gospel zu stammen scheint und auch im Text ange- rissen wird: "Kein Gott, kein Krieg, kein Held, kein Leid" heißt es hier, bevor die Gruppe aus Berlin musikalische Flächen generiert, die man so in der deutschen Popmusik nicht erwartet.
Wer da unbedingt Vergleichsparameter finden möchte, wird diese wenn nur im Ausland finden, wird an Thom Yorke und seinen Radiohead vermutlich nicht vorbeikommen, vielleicht auch, weil sich auch im weiteren Verlauf des Albums Paralellen auftun. Weniger in der Musik an sich, als in der Bereitschaft, Konventionen aufzubrechen, es jenseits üblicher Strukturen zu versuchen.
Nun fanden Klez.e schon immer in einem Spektrum statt, das mit dem Gros deutscher Rock- und Popkapellen wenig zu tun hatte. Auch das vor drei Jahren erschienene "Flimmern" war eine vielschichtige Platte mit Widerhaken, mit Sprüngen, die man aber noch ohne größere Probleme unter dem Alles-Begriff "Indie" einordnen konnte. "Vom Feuer der Gaben" geht in vielerlei Hinsicht mehr als ein Stück weiter. Hört man die fast märchenhaften Vokalarrangements in "Madonna", die schleppende Orgel in "Im Raum mit Toten" oder die Postrock-Gitarren in "In Gold", so funktioniert diese Verortung überhaupt nicht mehr - weil die ohnehin so überflüssige Grenze zwischen E- und U-Musik aufgebrochen wird und auch die Melodienvielfalt von Elektro, Jazz und moderne Klassik eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Aber, und manche werden das als Entwarnung begreifen, einiges ist auch geblieben. Etwa der hohe Wiedererkennungswert von Sänger und Kopf der Band Tobias Siebert, dessen Bildsprache nach wie vor zwischen durchaus konkreter Aussage und nur schwer dechiffrier- barer Vielschichtigkeit wechselt, dabei aber immer eigenartig lautmalerisch bleibt.
Und dann ist da eben noch die Sache mit den Bildern. Klez.e fragten einmal nach. Bei denen, die da Bescheid wissen, die so etwas können. Dafür gaben sie Künstlern je ein Lied in die Hand. Und so entstand, angelehnt an die Idee einer Dual Session, eine Sammlung zwölf verschiedener Werke, die auf ganz verschiedene Art und Weise mit den jeweils zugeordneten Musikstücken kommunizieren + interagieren, beginnen eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Die Bandbreite der Bilder entspricht dabei der der Musik: René Arbeithuber, den die meisten von seiner Arbeit mit der Popformation Slut kennen werden, nimmt eine sehr direkte Übersetzung von "Wir ziehen die Zeit" vor. Jan Kruse von der traditionell geschmackssicheren Designschmiede Human Empire illustriert "Madonna" einfach, aber drastisch. Und Andy Potts nimmt die Klangexplosion, die die zweite Hälfte des Titeltracks so sehr prägt, als zentrales Element in sein verstörend-schönes Bild auf.
Klez.e haben sich die Zeit gelassen. Eineinhalb Jahre, um genau zu sein. Zunächst arbeitete die Band ergebnisoffen, versuchte Dinge, machte ausgedehnte Rotwein-Pausen im "blauen Kabinett", einem Raum, den man auf "Vom Feuer der Gaben" durchaus hören kann. Den Herbst 2007 und den darauf folgenden Winter verbrachte sie komplett im Studio - sogar am Silvestertag wurde aufgenommen. Und bis "Vom Feuer der Gaben" dann tatsächlich fertig klang, fertig war, dauerte es noch einmal ein halbes Jahr. Jetzt, mit ein bisschen Abstand, kann man es schon sagen: Ganz offenbar hat sich jeder Tag davon gelohnt.
ich bin gespannt!
@scumsurfer (« es wird vermutlich niemanden interessieren (:() aber klez.e bringen ein neues album heraus »):
freu mich.
das debut von denen war ja sehr gut.
Na das ist doch mal was. "Leben daneben" war sehr gut, "Flimmern" mit Abstrichen ebenso. Freu' mich drauf.
Na und ob das interessiert. Gut zu wissen daß da was nachkommt. Da werd ich auf jeden Fall wieder reinhören.
kanns kaum noch erwarten. habs beim pre-listening im planetarium gehört und war sehr begeistert.
Für mich eine der besten CD der letzten Jahre in Deutschland. Und wieder dieses für Klez.e-Musik typische Gefühl: die Platte zieht den Hörer von der ersten bis zur letzten Sekunde wie Magnet an. Meine Tipps: "Der Saal", "Die große Einfachheit", "Hier, wo Du strahlst", "Vom Feuer der Gaben". Aber eigentlich alle Stücke sind sehr gut und bilden eine homogene Einheit. Nur der Opener scheint aus etwas anderem Stoff geschnitten zu sein.
eine woche noch warten..
tracklist:
01. wir ziehen die zeit
02. der saal
03. die große einfachheit
04. madonna
05. hier, wo du strahlst
06. der garten
07. vom feuer der gaben
08. im Raum mit toten
09. in gold
10. am grund der tiefgrünen see
11. der welt ein ort
12. gebet für mehr
erste höreindrücke lassen, oh man wie sehr das jetzt eine floskel ist, aber ja, sie lassen unheimlich großes erwarten. was für eine begnadete band.
auch das artwork ist wunderschön.
@xelan4: gerade doch der opener, gerade doch "wir ziehen die zeit". ein deutsches "idioteque", wenn man so möchte..
"idioteque" ist doch der melodische fels in der kunstvoll-kopflastigen "kid a"-brandung. naja..
vorfreude herrscht. das erste große highlight 09.
In welche Musikrichtung geht das?
pop. rock, klassik, elektronik, jazz.
ums mal kurz zu umreissen
auf jeden fall ein sehr, sehr geiles album.
@ das_n00b
Wofür gibt es eigentlich myspace, hm?
Irgendwie kann ich mit den Texten nicht (so leicht) anfreunden ...
Nach den ersten Durchläufen kommt es für mich an keines der beiden Vorgänger heran. Man muss eingestehen, dass die Messlatte da auch verdammt hoch gelegt wurde. Textlich kann man die immer noch meist erreichen. Musikalisch klingt mir das alles zu sehr nach Brei. Das Album findet einfach keine Ruhe. Lieder wie Tag im Fall oder ufern. fehlen diesmal vollständig und auch sonst ist viel zu viel in jeden Song gepackt. Als ob ein 50-Minuten-Hintergrundrauschen mitlaufen würde. Nichtsdestotrotz, von 5 Sternen für die ersten beiden Alben ausgehend sind hier 4 locker angebracht.
Btw. fühlt es sich an, als ob man einen Schatz öffnet, wenn man sieht, wie viel Gedanken sich hier über die Aufmachung gemacht wurde. Wirklich vorbildlich was man hier für sein Geld bekommt.
cade.
sorry, aber mit diesem nervigem gesang geht die an sich in ordnung gehende musik völlig unter, kaum zum aushalten ehrlich gesagt.
und was hier hochtrabend als "Magnus Opus des atheistischen Existenzialismus" bezeichenet wird, ist für mich nach diesen zeilen:
"Liebst du mich, dann liebe ich dich, ich weiß wir fallen..."
oder
"Das was hier fehlt wird nun mehr klar ist die Balance die um uns war und alles in mir schreit nur nach dir mein Herz sucht dein Licht"
einfach nur schrecklicher kitsch!
das sind ja texte wie bei silbermond, mal ehrlich, seid ihr alle taub??
verpiss dich.
@scumsurfer (« "idioteque" ist doch der melodische fels in der kunstvoll-kopflastigen "kid a"-brandung. naja.. »):
das ist doch eher "how to disappear......" oder "motion picture soundtrack".
aber zurück zum eigentlichen thema......
@himself (« die beiden textstellen sind aber echt gemein »):
es gibt noch viel schlimmere textstellen in der deutschsprachigen musik.
@para: wie du meinst. "idioteque" ist aber sowas wie mein lieblingslied.
@scumsurfer (« @himself (« die beiden textstellen sind aber echt gemein »):
es gibt noch viel schlimmere textstellen in der deutschsprachigen musik. »):
das mag sein, kann aber nicht als argument gelten.
steht ja auch nirgendwo "achtung: das ist mein argument", oder?
im verbund mit der musik ist das ganze weder kitschig noch sonst übermäßig cheesy..