9. September 2008

"Kurt Cobain hat den Metal gekillt"

Interview geführt von

Sachen gibt's ... Da findet man auf seinem Anrufbeantworter eine Nachricht vom Lääz Rockit-Manager, der sich dafür entschuldigt, dass seine Jungs zu einem NICHT abgemachten Zeitpunkt leider nicht anrufen können, sich aber später noch mal melden.Später heißt in dem Fall um ein Uhr morgens, weshalb wir uns dann doch auf einen anderen Zeitpunkt einigen. Der liegt schließlich zwei Tage später auf acht Uhr abends und kommt mir zumindest deutlich entgegen.

Lääz Rockit hingegen müssen sich die Zeit sehr genau einteilen, denn eigentlich steht die erste Probe an. Das kratzt ihren Manager nur bedingt, denn nachdem ich den Mann beim ersten Anruf aus Versehen wieder weggedrückt habe, krallt er sich einfach Gitarrist Phil Kettner und drückt ihm sein Handy in die Hand.

Phil: Eddy, wie gehts dir?

Ganz gut, danke und selber?

Auch gut. Bin allerdings noch etwas außer Atem, weil wir gerade unser ganzes Zeug ins den Proberaum geschafft haben, und der Aufzug ist im Arsch. Unser Proberaum ist im dritten Stock, und ich schwitz mich gerade zu Tode. Was machst du gerade?

Ich saß bis eben mit meiner Freundin vor der Glotze. Die muss aber morgen früh raus zum Arbeiten, also können wir uns Zeit lassen für das Interview.

Na dann ist ja gut. Ich bin wirklich gespannt. Es gab in den letzten Interviews immer so ein paar Standardfragen, die quasi jeder gestellt hat, aber auch immer wieder ein paar sehr interessante Sachen, mit denen ich nicht unbedingt gerechnet hätte. Wo rufen wir dich eigentlich gerade an?

Ich bin in Mainz, das ist in der Nähe von Frankfurt.

Ah, ok, das sagt mir was. Da sind wir auch schon gelandet. Dann schieß mal los.

Bevor wir richtig loslegen, muss ich unbedingt noch loswerden, dass ich die Scheibe ziemlich geil finde.

Cool, das freut mich echt zu hören. So ein direktes Feedback von Leuten quer über den Erdball ist eine verdammt feine Sache. Wir sind von dem Material sehr überzeugt, vor allem der Sound ist dieses Mal richtig gut. Wir hatten auch auf dem früheren Scheiben ein paar wirklich gute Nummern, aber dieses Mal stimmt einfach auch der Sound. Unsere neuen Verstärker klingen einfach fantastisch, aber vor allem wissen die Produzenten inzwischen endlich, wie man eine verzerrte Gitarre richtig aufnimmt.

Stimmt, der Sound auf "Left For Dead" kann sich endlich mal hören lassen. Da hattet ihr früher nicht immer so ein glückliches Händchen für. Ich muss allerdings auch gestehen, dass ich euch überhaupt nicht mehr auf dem Radar hatte. Selbst als ich mit Rob und Mark von Death Angel über die Bay Area-Bands gesprochen habe, von denen wir gerne eine Reunion hätten.

Ja, merkste was? Wir waren schon immer so was wie die Underdogs der Bay Area-Szene. Dabei haben wir eine nicht zu verachtende Fanbase, wir spielen ausverkaufte Konzerte, gehen live mächtig ab, aber irgendwie werden wir nicht so richtig zur Kenntnis genommen. Auch wenn andere Bands interviewt werden und Namen wie Forbidden, Testament oder Death Angel fallen – wir kommen dabei eigentlich nie vor. Keine Ahnung woran das liegt, vielleicht machen wir sie ein wenig nervös (lacht). So ein bisschen geht mir das aber schon auf den Sack, immerhin saßen die damals alle noch in ihren Garagen und haben die ersten Songs zusammen gebastelt, als wir bereits in den Clubs gespielt haben. Alle dieses Bands waren damals auf unseren Shows und liebten unsere Songs, und heute verliert kein Schwein mehr ein Wort darüber, außer den Jungs von Testament. Ich mache mir zwar keinen sonderlich großen Kopf darüber, aber so ein wenig unfair finde ich das schon.

Das kann ich verstehen, schließlich ist der Bay Area-Thrash gerade wieder enorm im Kommen. Wenn man dann noch sieht, dass Testament, Exodus und Death Angel alle bei Nuclear Blast untergekommen sind, wundert man sich schon, warum sich da keiner für euch eingesetzt hat. Hat sich nie einer mit euch in Verbindung gesetzt?

Möglicherweise mit Ace. Er kennt eigentlich noch jeden aus der Zeit und hat auch noch zu vielen Leuten Kontakt. Ich wohne inzwischen in den Bergen und rede eigentlich mit niemandem (lacht). Ich bin viel unterwegs und klettere gern.

Auch nicht schlecht. Betreibst du normales Bergsteigen oder eher Freeclimbing?

Freeclimbing, allerdings sichere ich mich schon mit einem Seil ab. Ich mache das mit ein paar Kumpels zusammen, aber es ist eher ein Hobby. Wir haben es zwar damit auch schon mal mit einer Doku ins Fernsehen geschafft, aber um das professionell zu betreiben, muss man noch mehr Zeit investieren. Wir sind da in einer Gegend rumgeklettert, die ziemlich gefährlich und in der bis dahin auch keiner geklettert ist. Seitdem war glaube ich auch niemand mehr da.

Coole Sache. Hab ich das vorhin richtig verstanden, dass ihr gerade geprobt habt?

Nicht ganz, wir haben das Zeug gerade alles hochgeschleppt, die Probe geht jetzt gleich los. Wir haben ein paar Gigs anstehen und spielen am 29. und 30. August auch zwei Shows in Holland. Wir sind schon ganz aufgeregt, dass es endlich mal wieder nach Europa geht. Am liebsten würden wir direkt noch ein paar Shows in Deutschland dranhängen, aber da hat sich leider nichts ergeben. Also ziehen wir das Weekend Warrior-Ding eben durch. Wir kommen für zwei Shows rüber, hauen wieder ab und kommen wieder zurück, wenn sich irgendwas ergibt. Wir wurden für 2009 schon auf zwei Festivals gebucht und zwar für das Bang Your Head und das Rock Hard Festival.

Cool, das sind die beiden Festivals, auf denen ich eigentlich auch jedes Jahr bin.

Dann sehen wir uns da hoffentlich auf ein paar Bier.

Wie oft kommt ihr überhaupt zum Proben, wenn du in den Bergen lebst?

Naja, wir treffen uns halt, wenn wieder irgendwelche Gigs anstehen. Ich habe daheim bei mir ein kleines Studio, in dem ich meine Sachen gut ausarbeiten und natürlich üben kann. Wenn wir uns dann treffen, geht es eigentlich nur noch darum, dass wir möglichst tight zusammen spielen und ein paar andere Kleinigkeiten. Fünfmal die Woche proben ist da natürlich nicht drin. Wir leben ja alle über die Gegend verstreut, da kommt schon einiges an Fahrzeit zusammen. Michael lebt in L.A., unser Drummer Sky lebt auch in den Bergen, in der Nähe des Yosemite-Parks ... Eigentlich leben nur noch Willie und Aaron in der Bay Area.

"Toter Kerl im zweiten Stock"

Wo trefft ihr euch denn dann zum Proben?

Das ist so ein ganzer Gebäudekomplex mit über 300 Proberäumen. Wir nennen es nur The Morgue (das Leichenschauhaus).

Bitte? Wieso das denn?

Toter Kerl im zweiten Stock vor ein paar Monaten.

Scheint ja ne angenehme Gegend zu sein.

Ja absolut (lacht). Naja, aber was solls, wir sind froh, einen Raum zum Proben gefunden zu haben und blasen da nachher gleich mal die Tür aus den Angeln.

So lange ihr dabei nicht auch einen umlegt ... Aber mal im Ernst, ich hätte eigentlich nicht gedacht, noch mal ein Album von euch zwischen die Finger zu bekommen. Ursprünglich sollte doch nach der DVD Schluss sein, oder nicht?

Um ehrlich zu sein, als wir alle zusammen in einem Raum waren, um für die Gigs für die DVD zu proben, habe ich nie daran gezweifelt, dass es ein weiteres Album geben würde, und ich glaube Aaron ging es genauso. Allerdings wollten wir das noch nicht groß heraus posaunen um irgendwelche Erwartungen zu schüren, die wir dann aus irgendwelchen, blöden Gründen nicht erfüllen können. Deswegen sind wir erst mal etwas vorsichtiger an die Sache heran gegangen.

Na dann können wir ja froh sein, dass ihr euch doch noch umentschieden habt. Aber warum ist euer Drummer Victor denn nicht mehr dabei? Auf der DVD hat er doch auch gespielt.

Ja das stimmt, er hat mit uns 2005 alle Shows gespielt und ist folglich auch auf der DVD. Allerdings ist er jetzt Arzt und somit zeitlich ganz schön eingeschränkt. Er hat fünf Kinder, ist verheiratet, hat seine eigene Praxis und lebt außerdem in North Carolina, also auf der anderen Seite der Vereinigten Staaten. Da ist nicht mehr so viel Zeit, um mit vier Verrückten in der Weltgeschichte herum zu touren. Sky hat uns schon 2005 bei den Proben ausgeholfen, als wir für ein paar Shows nach Europa kamen. Ich kenn ihn schon seit etwa zehn Jahren, der Kerl ist ein echtes Monster hinter den Drums. Das hat auch Vic sehr schnell eingesehen und hat uns quasi sofort gesagt, dass wir den Mann unbedingt behalten sollen.

Wie kam Sky dazu? Woher kanntest du ihn?

Ich kenn aus der Yosemite-Gegend, wo er auch hin und wieder beim Klettern war. Wir haben uns dort angefreundet und sind schnell ins Gespräch über Musik gekommen. Da wir auf den selben Sound stehen, haben wir auch hin und wieder zusammen gejammt, und als es darum ging, einen Ersatz für Vic zu finden, war Sky der erste, der mit einfiel. Es hat einfach von Anfang an gepasst.

Lass uns ein wenig über "Left For Dead" reden. Ich habt da ziemlich viele Instrumental-Sachen drauf. Denkst du nicht dass ihr da fast schon übertreibt?

Pffff, da hab ich mir eigentlich noch nie Gedanken darüber gemacht. Ich mag die Songs auf dem Album alle, egal ob da jetzt Gesang dabei ist oder nicht. An dem Hidden Track hat Aaron über Jahre hinweg immer mal wieder gearbeitet und wollte ihn gern auf dem Album haben. Ich finde das Teil echt gut, deswegen haben wir es gemacht. Wenn es den Leuten zu viel an Instrumentalen ist, bitte, aber ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen.

Versteh' mich nicht falsch, die Songs sind toll und vom Technischen her auch erste Sahne, aber ihr wart jetzt 16 Jahre weg vom Fenster, da hätten es doch auch ein, zwei Songs mehr mit Gesang sein können, oder?

Ach komm, jetzt mach das Ding nicht schlimmer, als es ist (lacht). Wir haben uns eine Deadline gesetzt, zu der wir das Album veröffentlichen wollten, und die war halt irgendwann erreicht. Das Outro wurde schon speziell als Instrumental geschrieben, der Hidden Track kam dann eben auch als solcher dazu, also was solls? Die Songs mit Gesang sind jedenfalls richtig geil geworden, und ich kann mich auch über die instrumentalen Sachen nicht beschweren.

Bislang ist aber vor allem "Turmoil" mein absoluter Favorit.

Oh ja, den Song finde ich auch großartig, aber das Riff war verdammt schwer zu lernen. Ich hab beinahe zwei Tage gebraucht, um das Ding fehlerfrei und flüssig zu spielen. Das Coole daran ist, dass Aaron das Riff eigentlich schon vor ein paar Jahren geschrieben hat, aber ich musste es ihm erst wieder beibringen, wie man es spielt (lacht). Als ich ihm sagte, dass ich mehrere Tage benötigte, um das Riff spielen zu können, meinte er nur: "Was? Ich habe da mehrere Wochen daran gesessen, du Arsch!" Der Song hat einen sehr coolen Drive und pusht dich nach vorne. Ich hoffe wirklich, dass die neuen Songs von den Fans gut aufgenommen werden und wir noch einige Shows spielen können. Wir haben jetzt noch mal die Chance, ein bisschen was zu reißen, aber wir haben inzwischen auch fast alle Familien, die wir ernähren müssen und können nicht mehr alles nur für die Band investieren. Es ist nicht mehr so wie in den 80ern, als ich auch ein Jahr im Tourbus hätte verbringen können, ohne dass es mich gekratzt hätte.

"Kurt Cobain hat die Metal-Szene gekillt"

Warum habt ihr euch damals eigentlich aufgelöst?

Ach du meine Güte, darüber könnten wir uns jetzt stundenlang unterhalten, bei dem ganzen Scheiß, der damals passiert ist. Bands haben intern immer einige Streitereien, sie haben Ärger mit der Plattenfirma, es gibt Konflikte mit dem Management, der Booking Agency. Man dreht auf Tour irgendwann durch, wird von der Tour gekickt, weil man den Headliner jeden Abend an die Wand spielt … es gab so viele Sachen. Willie musst die Band irgendwann verlassen, um die Firma seines Vaters weiter zu leiten, und irgendwie war es danach nicht mehr dasselbe. Wir hatten zwar einen wirklich guten Bassisten, aber irgendwie machten wir immer drei Schritte vor und vier zurück. Wir kamen von unseren Touren immer nach Hause und waren erst mal pleite. Das ist kein schönes Gefühl auf Dauer. Unser Manager war da ne ziemliche Flachzange, und irgendwann war es einfach zu viel, weswegen ich irgendwann einen Schlussstrich ziehen musste. Entweder würde der Manager den Abgang machen, oder ich und Vic. Tja, was soll ich sagen, Vic und ich sind dann eben gegangen (lacht). Die anderen haben noch zwei Jahre weitergemacht, aber letztendlich kam Kurt Cobain vorbei und hat die Metal-Szene gekillt. Keiner wollte mehr Gitarrensoli hören. Aber so ist das nun mal. Alles hat seine guten und seine schlechten Seiten, und jetzt sind wir wieder da.

Mit Labels hattet ihr ja auch nicht wirklich viel Glück.

Hör bloß auf. Nachdem unser altes Label von einem größeren übernommen wurde und sämtliche Bands bis auf Poison gefeuert wurden, sind wir bei Enigma gelandet. Die haben ein großes Meeting mit uns einberufen und uns erzählt, wie sehr sie an uns glauben, dass sie sie uns sofort in den Tourbus packen wollen und die neue Scheibe überall erhältlich wäre. Als wir dann mitten in Amerika, ich glaube in Cleveland oder so auf Tour waren, sind wir in einen Plattenladen und wollten uns mal unsere neue Scheibe anschauen. Der Typ hinter dem Tresen sagt uns dann, dass er die Scheibe zwar schon längst bestellt habe, sie aber nirgends zu bekommen sei, weil der Vertrieb es nicht auf die Reihe bekommt. Und der Vertrieb lief über Capitol Records, ein verdammtes Major Label! Das war natürlich wieder extrem prickelnd. Wir waren auf Tour, um ein Album zu promoten, das kein Schwein bisher gehört hatte und auch niemand bekommen konnte. So was ist in Europa nie passiert, da war die komplette Metal-Szene anscheinend auch um Lichtjahre weiter als hier in den Staaten. Vor allem waren und sie die deutlich offener für neue, andere Sachen. Es gibt in Europa eine ganz andere Underground-Szene als hier, das hat auch uns immer sehr beeindruckt und geholfen.

Was hast du denn gemacht, nachdem du bei Lääz Rockit ausgestiegen warst?

Ich bin nach Los Angeles gezogen und hab mich erst mal mit ganz normalen Jobs über Wasser gehalten. Ich hab eine Zeit lang als eine Art Kameramann Werbe- und Musikvideos gedreht. Das war eine ganz abgefahrene Zeit, ich hab da von Eddie Vedder über Eddie Van Halen bis Ozzy Osbourne so ziemlich jeden kennen gelernt. Ich hab auch mit einigen Leute hin und wieder gejammt und mit einer guten Freundin, die eine wirklich fantastische Stimme hat, eine Akustikscheibe aufgenommen. Dann bin ich irgendwann in die Yosemite-Gegend gezogen, hab mit dem Klettern angefangen und da eine neue Band gegründet. Ich hab jedenfalls nie die Gitarre an den Nagel gehängt. Musik war immer ein großer Teil meines Lebens. Ich bin nicht bei Lääz Rockit ausgestiegen und wollte dann kein Gitarrist mehr sein, ganz im Gegenteil. Ich hab sogar bei Joe Satriani vorgespielt, um ihn auf Tour als Teil seiner Band zu begleiten. Zwei andere Typen und ich kamen in die engere Wahl und ich hab mich schon tierisch drauf gefreut, für acht Monate auf Tour kostenlose Gitarrenstunde zu bekommen, aber letztendlich ist er dann ohne zweiten Gitarristen auf Tour gegangen, der Arsch (lacht). Der Typ ist einfach der Hammer. Ich kam zur Audition rein und er meinte nur: "Ok, du musste jetzt sofort 19 Songs lernen." Und ich dachte nur: "Fuck, ist der Typ vollkommen gaga?" Wir haben das dann einen Monat lang durchgezogen und haben uns echt gut verstanden, aber letztendlich hat er die Sache dann eben doch allein gemacht. Ich bin beinahe ausgerastet, aber was solls.

Scheiße, das ist ja echt mies.

Ja schon, aber Joe ist ein echt netter und freundlicher Kerl. Allein in diesem Monat mit ihm habe ich verdammt viel gelernt. Nicht nur, was Technik und Abwechslung angeht, sondern vor allem auch, wie man auf die anderen Musiker hört und das in sein eigenes Spiel mit einbindet. Früher hab ich nur auf mich selbst gehört und mich immer nur darauf verlassen, dass die anderen schon ihr Ding genau so durchziehen. Das ist seit dem ganz anders, und ich finde, man hört es der neuen Scheibe von uns auch an.

Warst du mit den anderen Jungs von Lääz Rockit nach dem Split eigentlich noch in Kontakt?

Nö, gar nicht. Ich hab fast 16 Jahre keine Kontakt zu den Nasen gehabt. Das hing aber auch damit zusammen, dass ich in L.A. ziemlich ab vom Schuss war, denn die anderen waren immer noch in der Bay Area. Der Anruf von Aaron kam auch vollkommen unerwartet. Er hat mich sofort gefragt, ob wir nicht noch mal zusammen spielen und ein paar Gigs abreißen wollen und ich sagte nur: "Klar, warum nicht." Also landeten wir irgendwann wieder zusammen in einem Proberaum, und es war einfach cool. Wir haben ein paar Shows gespielt und merkten, dass es wieder richtig Spaß macht.

Haben sich die anderen in der Zeit sehr verändert im Vergleich zu früher?

Wir alle haben uns verändert. Wir sind nicht mal mehr halb so verrückt wie früher. Die Zeiten, in denen von Hotelzimmern oder Backstage-Räume nur noch als Krater zurückbleiben, sind definitiv vorbei. In der Beziehung sind wir doch ein bisschen erwachsener geworden. Heute geht es uns primär darum, auf der Bühne eine gute Show zu liefern und gute Musik zu machen. Rückblickend muss ich manchmal fast sagen, dass es vielleicht ganz gut war, dass wir den großen Durchbruch damals nicht erreicht haben, denn sonst wären ein paar von uns vielleicht auf der Strecke geblieben, falls du verstehst was ich meine. Vor allem auf Tour waren wir absolut durchgeknallt, das reinste Tollhaus. Der Scheiß, den wir damals abgezogen haben würden wir heute rein körperlich gar nicht mehr durchstehen (lacht).

Wie genau kam es denn zu der Reunion?

Das ging damals los, als das Thrash Of The Titans für Chuck Billy von Testament organisiert wurde, um seine Krebs-Therapie zu bezahlen. Allerdings hat das dann leider nicht geklappt, aber das war so der Zeitpunkt, als sich das Tier in seiner Höhle so langsam wieder bewegt hat und aus dem Winterschlaf zurück kam (lacht). Vor allem Aaron hat das schon lange im Hinterkopf gehabt, Lääz Rockit wieder zusammen zu bringen, ein paar Shows zu spielen und vielleicht sogar eine neue Scheibe aufzunehmen. Und ich denke, der Zeitpunkt war auch richtig gewählt, denn man merkt, dass auch die jungen Kids wieder Spaß an richtig harter Musik und auch an Soli haben. Das war ja lange genug nicht der Fall. Wenn die uns jetzt auf der Bühne sehen, können dir wegen mir ruhig denken: "Hey das sind zwar alles alte Säcke, aber die rocken mir gerade die Rübe weg." Damit kann ich leben.

Wie sind denn die weiteren Pläne mit der Band.

Naja, wir wollen natürlich so viel wie möglich spielen, müssen dabei aber immer ein Auge darauf haben, dass wir inzwischen alle ein normales Leben mit Jobs und meistens auch Familie haben, die wir ernähren müssen. Wir können also maximal vier oder fünf Tage am Stück spielen, müssen dann wieder heim und was arbeiten und können dann mal wieder für ein paar Tage am Stück unterwegs sein. Es wäre schon geil, einfach meinen Job mal beiseite zu legen und für vier bis sechs Monate auf Tour zu gehen, aber ich befürchte, meine Frau und meine Kinder würden mich nicht mehr erkennen, wenn ich dann heim komme. Nicht mal, weil ich so lang weg war, sondern weil ich wahrscheinlich vollkommen zerstört aussehen würde (lacht). Die würden sich wahrscheinlich nur fragen, wer dieses Wrack auf der Veranda ist. Wir versuchen auf jeden Fall so viel wie möglich live zu spielen und vielleicht auch noch ein weiteres Album zu veröffentlichen, bevor alles wieder vorbei ist. Man weiß ja nie, wie lange das dauert, und die Rolling Stones wollen wir ja auch nicht sein, immerhin sind wir auch schon jenseits der 50. Ok, die Kohle der Stones könnte ich schon gebrauchen, aber sonst … nee, lass mal.

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LAUT.DE-PORTRÄT Lääz Rockit

Ein weiteres Juwel der Thrash-Szene, die in den 80ern in der Bay Area um San Francisco aufblühte, sind die recht eigenwillig benannten Lääz Rockit.

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