laut.de-Biographie
Man On Man
Es könnte alles so schön sein. Da zogen Faith No More-Keyboarder Roddy Bottum und Joey Holman in ihre neue Bude in New York, und kaum in der pulsierenden Weltstadt angekommen, vermasselt die Corona-Pandemie und der Tod beider Mütter den fröhlichen Start in das neue Leben. Man On Man lassen sich von den miesen Schicksal nicht unterkriegen und nutzen wie viele andere Musiker die Isolation für produktives Homerecording.
Die Trauerbewältigung hört man ihrem Debüt nicht an, es überwiegen lebenbejahende Atmosphäre und ein optimistischer Blick in die Zukunft. Als "glatzköpfig und sexuell" bezeichnet Roddy den Sunshine-Sound des gemeinsamen Projekts. Die Zensoren von YouTube gehören jedenfalls nicht zu den Fans der ersten Stunde und löschen das eigentlich putzige Video zu "Daddy" direkt von ihrer Plattform.
Nacktkeit und Gewalt, die solch einen Schritt begründen, kommen im Clip nicht vor, nur zwei mittelalte Herren in sehr unsexuellen Opa-Unterhosen. Wo Videos anderer Künstler:innen gerne mal nackte Hintern zeigen und im schlimmsten Fall eine Altersbeschränkung aufgelegt bekommen, scheinen bei queeren Menschen immer noch andere Maßstäbe zu gelten.
Doch nicht nur Sittenwächter über Moral und Anstand lösen bei den beiden Schmerzen im kahlen Schädel aus, auch die eigene Community nervt sie mit ihrer Oberflächlichkeit. Bottum schimpft in einem Interview mit dem Rolling Stone: "Es gibt genug Repräsentation in der schwulen Gemeinschaft von jungen, haarlosen, hübschen Männern." Bauchansatz, wenig Haare auf dem Kopf, dafür viel am ganzen Körper stehen im Kontrast zum Schönheitswahn der schwulen Ideale.
Roddy und Joey Holman lösen aber auch diese Engstirnigkeit auf ihre Weise und schaffen auf dem Debüt "Man On Man" optimistische Hymnen für queere Menschen - und eigentlich für jeden, der etwas Hoffnung in der Pandemie benötigt.
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