Moonbootica - " ... And Then We Started To Dance"

Stellt euch vor, ihr seid auf einer Party. Eigentlich ist alles ganz okay. Die Getränke sind reichlich und gut gekühlt, die Häppchen kann man tatsächlich ohne größere Gefährdung für Leib und Seele verzehren, die Gäste sind jung, (party-)willig und besitzen einen gewissen Style, das Lichtdesign ist zufriedenstellend, das Hi-Fi ebenso ... und doch will die Sache nicht so richtig funtzen.

Und dann kommt euer Moment - ihr fasst gaaaaanz lässig in die Jackentasche, fummelt die neue Moonbootica Mix-CD raus, übernehmt für einen Moment das Musikalienkommando ... und nur 3:33 Minuten später zuckt die ganze Bude wie ein kollektiver Zitteraal zum Rhythmus der Musik. Zu einfach? Irgendwie schon. Aber durchaus denkbar. Nicht umsonst haben die beiden Hamburger Techno-Überflieger ihren aktuellen Mix mit "... And Then We Started To Dance" betitelt.

Und Nomen est schließlich Omen. Ein kritisch-britischer Geist gibt das charmante Intro, erzählt was von "The Music's Best When The Bass is Banging", und los geht es mit Baxendales Überhit "I Built This City". Wahnsinn, klar. Und so zeigt sich schon beim Openener eine eindeutige Tendenz, die sich wie ein roter Faden durch beide CDs zieht: a) ziemlich bis voll auf die Glocke, und b) keine Experimente.

Moonbootica gehen offensichtlich und unverhohlen nur deswegen an den Start, um die Party zu größtmöglich rocken, nicht um irgendwelche Höchstnoten in der B-Note für künstlerischen Ausdruck und ähnlich gelagerten Firlefanz zu bekommen. Und so liefern die beiden Herren DJs ein Techno-Hit-Brett nach dem anderen, wobei so ca. jedes dritte Stück noch durch die hauseigene Veredelungsanlage geschickt oder gleich ganz selbst produziert wurde.

Dass die beiden Moonbootfetischisten durch und durch Profis sind und ihr Mixhandwerk verstehen, versteht sich dabei von selbst. Letzter Track von CD 1 und gleichzeitig musikalischer Höhepunkt ist das bombige und angenehm zynische "Ich Betäube Mich" von Deichkind (im Kowesix-Rmx). Dicke Beats und eine verführerisch raunende Discotante, die ganz kess und freimütig die Einnahme betäubend-stimulierender Substanzen gesteht. Ich betäube mich? Du machst dich kaputt! Lustig.

CD 2 folgt mit Peaktimemucke galore dem selben Schema. "In White Rooms" von Booka Shade, "Sozinho" von Gui 'Boratto, "Ride The Pony" von Fuckpony ... ein Hit ist ein Hit ist ein Hit. Und warum auch nicht? Wumms ist Trumpf, wir wollen schließlich auf die Party und nicht ins Museum.

Und doch würde man sich hie und da vielleicht doch ein bisserl mehr Variation wünschen oder einen Übertrack, von dem man zu träumen noch nicht mal gewagt hat, oder was weiß ich. Irgendein Überraschungsmoment, das aus einer durch und durch amtlichen, handwerklich sehr sicher rausgezirbelten Mix-CD eine außergewöhnliche macht.

Und so ist einer der großen Vorteile von "... And Then We Started To Dance" auch der Hauptkritikpunkt: nämlich der, dass man zwar auf allzu geschmäcklerisches Gewurstel verzichtet hat und schön Gas gibt, dass der Flow dann allerdings auf Dauer auch ein wenig gleichförmig wirkt und ein etwas raffinierter hätte sein dürfen. Doch das kratzt im Moment auf der Tanzfläche kein Schwein. Da wird getanzt, als wären Deichkinds Betäubungsmittel durch die Boxen gekrochen und hätten so manchen Gast mit harter Breitseite erwischt. Gut, wenn man im richtigen Moment Moonbootica in der Tasche hat ...