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5 Fragen An ... Stereo Total


(Foto: Paul Cabine)

Unfassbar. Françoise Cactus' und Brezel Görings einzigartige Band Stereo Total veröffentlichte mit "Ah! Quel Cinema!" gerade ihr zwölftes Album. Abnutzungserscheinungen gibt es nicht. Spaß machen ihre verquasten, punkigen Synthiepop-Stücke noch immer. Zum Release nahm sich Françoises Zeit, um diese fünf Fragen zu beantworten:

Das letzte Album, das dich wirklich umgehauen hat?

Ich war im Plattenladen und der Verkäufer sagte zu mir: "Ich verstehe es nicht, wahrscheinlich bin ich jetzt endgültig zu alt. (Der Typ ist 35) Ich habe in der letzten Woche 50 Exemplare von dieser Platte verkauft (50 Stück sind viel, in diesem Laden, von einer Sorte), und keine der Käuferinnen war älter als 20 Jahre. Ich habe mir die Platte dann selber mal angehört, und: Ich verstehe es nicht!"

"Through The Looking Glass" von Midori Takade - phantastische Scheibe, scheint zwar schon ein paar Jährchen alt zu sein, aber passt in unsere Zeit wie in keine andere. Sie ist radikal avantgardistisch in der Durchführung, ohne dabei einen einzigen aggressiven Klang zu benutzen.

Die für dich wichtigste "übersehene"/unbekannte Künstlerin?

Na ja, unbekannt ist die nicht, Nico. Aber dafür, dass sie die berühmteste deutsche Künstlerin ist, nimmt man hier in Deutschland ganz schön wenig Notiz von ihr, obwohl sie viele tolle Alben aufgenommen hat. Manchmal höre ich durch Zufall Deutschland Radio Kultur, die spielen dann Bob Dylan, Neil Young und wahllosen Soul und halten das für guten Geschmack - die Soloplatten von Nico habe ich da noch nicht gehört, obwohl sie sich in ihren Liedern auch mit deutscher Geschichte beschäftigt.

Wer waren deine wichtigsten Wegbereiter*innen?

Janis Joplin war die erste selbstgekaufte Platte, Brigitte Fontaine als radikale Texterin, Joan Jett als Gitarristin, Johnny Thunders als Bühnenpersönlichkeit, Sex Pistols und vor allen Dingen Johnny Rotten als Regelbrecher, Black Sabbath, Led Zeppelin und Status Quo als gute Teeniemucke, Serge Gainsbourg als perverser Intellektueller, und natürlich die ganzen YéYé-Sängerinnen, die ich als Kind im Radio gehört habe: Brigitte Bardot, Françoise Hardy, France Gall, Sylvie Vartan ...

Die sexistische Erfahrung, die du im Musikbusiness machen musstest?

Ich bin 1 Meter 80 groß und in einer Arbeiterfamilie mit vielen Brüdern aufgewachsen: Die dümmsten Sachen verkneifen sich die Männer bei mir meistens - aus Angst.

Ich habe in den Achtzigern mal bei einem Konzert in Holland ein Punk-T-Shirt getragen, auf dem ein Portrait von Margeret Thatcher mit dem Spruch "Does anybody here needs a blowjob?" zu sehen war. Die Reaktionen da drauf - na ja, meilenweit entfernt von dem, was einem Typen passiert wäre, der dasselbe Hemd getragen hätte. Die männlichen Zuschauer in der ersten Reihe haben ununterbrochen Blowjobs mimiert.

Ach so, ja, die Geschichte wie ich überhaupt zur Musik gekommen bin: Ich wollte mit meinen Kumpels eine Band gründen, ich hatte mir schon den Namen ausgedacht - "Les Hormones", die Hormone. Ich bin dann in den Sommerferien arbeiten gegangen, um mir eine elektrische Gitarre zu kaufen. Als ich zurückkam, gab es die Band schon, ohne mich - sie wollten keine Mädchen dabei haben.

Viel gebracht hat es ihnen nicht: Keiner von denen macht heute noch Musik - nein, halt, einer spielt in einer Led Zeppelin-Coverband. Und die haben sogar, man glaubt es kaum, eine Sängerin.

Deine verrückteste Fan-Begegnung?

Das war noch mit meiner alten Band, Les Lolitas, in den Achtzigern. In Belgien wollte ein Typ ein Interview mit mir machen. Der hatte "originelle" Fragen: Welche Musik ich am liebsten beim Sex höre, und so weiter. Mitgeschrieben hat er nicht, geschweige denn ein Tonbandgerät gehabt. Fragt sich, ob er überhaupt bei einer Zeitung gearbeitet hat.

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