Platz 7: Sido & Bushido - "23"
Warum war das Thema?
"Watch The Throne", haben kurz vorher Jay-Z und Kanye West verlangt und ein (bestenfalls mediokres) Kollabo-Album fabriziert, das sich selbstverständlich blendend verkauft hat. "Das können wir auch", haben sich daraufhin wohl die Verantwortlichen bei den hiesigen Majorlabels gedacht. Schließlich war deutscher Hip Hop noch immer ganz okay darin, bei den Vorbildern aus Amiland abzukupfern. Nun, jedes Land hat die Superstars, die es verdient, also mussten hierzulande die einst befreundeten, dann irgendwie verfeindeten, nun medienwirksam wieder ent-feindeten ehemaligen Aggro Berlin-Zugpferde Sido und Bushido herhalten. Auf den Spuren der Vorlage zu wandeln, das haben sie ganz gut hingekriegt: Auch sie haben ein (bestenfalls mediokres) Kollabo-Album fabriziert - und verkauft hat es sich selbstredend blendend. Erschienen ist die Platte übrigens bei Sony. Die hatten einfach mehr geboten als Universal.
Was schrieben wir?
"Auch Wenn Es Manchmal Regnet" reitet einen nahezu unerträglich zopfigen Akustikgitarren-Sound, der sich im Chorus zu noch zopfigerem Schlagzeug-Gitarre-Bass-Mumpf aufbläst. Der betuliche Text taugt problemlos als Beitrag für den nächsten Kirchentag. Noch schlimmer wird es, wenn "Erwachsen Sein" - zu ebenfalls erschütternd unkreativem Mainstream-Sound - für den Refrain die personifizierte Ironieresistenz ausgräbt. Peter Maffay darf - pünktlich zur Veröffentlichung des fünften "Tabaluga"-Teils - noch mal in den Anfängen der Geschichte stochern und seinen ollen Nessaja exhumieren. Wer hat da eigentlich wen bezahlt? Das Resultat: eine dröge, angeschlagerte Popnummer, die der Zielgruppe noch schwungvoller die Socken ausziehen wird, als es Eko Fresh in Komplizenschaft mit Nino De Angelo erledigte. Nach dieser widerlichen Grenzerfahrung reagiert man fast dankbar auf den von J-Luv ausgegossenen Schmalzeimer in "Bring Mich Heim".
Was denken wir heute?
Erinnert sich noch jemand? Nicht? Nun, ich schätze, das hat Gründe. Das Ausmaß von Sidos Mainstream-Verpoppung war spätestens seit seiner "MTV Unplugged"-Session ahnbar, Bushido ging auch 2011 schon nicht mehr als der böse Bürgerschreck von einst durch, auch wenn er den, obwohl längst angekommen im Vorstadtspießertum, noch eine Weile lang zu geben versuchte. Es kann also niemanden wirklich verblüfft haben, dass die beiden statt Beef seinerzeit Eierkuchen serviert haben. Es zeigte sich ja: Die Fans fressen ohnehin alles. (Dani Fromm)
Trotzdem kaufen?
Sido & Bushido - "23"*
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