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Platz 5: Casper - "XOXO"

Warum war das Thema?
2011 – das ist das Jahr, in dem eine neue deutsche Rapwelle den Markt bewegt. Endboss Marteria kam kurz zuvor mit seinem Album "Zum Glück in die Zukunft" um die Ecke, an der Hand Cro mit seinem neu erfundenen Genre "Raop", und winkt Aggro und dessen Niedergang (von der Skyline zum Bordstein) beschwingt hinterher. Deutschrap wird auf einmal (wieder) salonfähig. Eine ungeahnte Poppigkeit hält Einzug, rappende Hipster und hipper Rap (nicht unbedingt gleichzusetzen) sprießen aus dem Boden. Parallel dazu sorgt in Offenbach Haftbefehl mit den Azzlackz und seinem Debüt dafür, das Ding auf der Straße zu lassen. Es ist alles erlaubt in diesem Jahr, Hauptsache fresh und anders. Und auf dem Höhepunkt der Welle dann dieses Brett: "XOXO".

Was schrieben wir?
Casper, der überall als Messias eines neuen Zeitgeists im deutschen Hip Hop gefeiert wird, erweckt einen längst vergangenen zu neuem Leben. "Wir liegen lachend in den Trümmern und fühl'n uns frei." Voller Nostalgie und mit einer Stimme, die sich einem in Kopf und Herz brennt, zieht Casper uns in einen dunklen Sog einer vergessenen Rebellion. "Anti-alles für immer." (...) Aufwändig produziert, musikalisch vielschichtig und auf hohem Niveau komponiert, ist "XOXO" ein Hip Hop-Album, wie es seinesgleichen sucht.

... zur kompletten Review

Was denken wir heute?
Reden wir von "gefallen", waren sich in der Rezeption von "XOXO" sicher nicht alle einig: Manchen war Caspers Reibeisenstimme zu kratzig für ihr zartes Indie-Seelchen, manchen der Sound zu Indie, um auf der Hip Hop-Party geschmeidig dazu zu bouncen. In ihrem Respekt für dieses Album waren sich Hörer, Kritiker und Rapkollegschaft aber selten so einig. Ein Rudel an Trittbrettfahrern versuchte, die von Casper erkämpfte Nische für sich zu nutzen und aus ihren Schubladen auszubrechen: bloß kein Klischee mehr bedienen! Leider hat den genreübergreifenden Männer-Spagat zwischen Hardcore, Rap und Indiepop seit Casper im großen Stil kaum mehr jemand mit soviel Bravour gemeistert, und vieles von dem, das kein Klischee sein wollte, war es dann ganz schön arg: Hipster, abgetragene Skinny-Jeans und irgendwas zwischen Heulsusen-Pop, gut gemeintem, aber schlecht geflowtem deutschen Sprechgesang und Langhaar-Rock (nur ohne lange Haare und mit rasierter Brust). Daher kann man sagen, was man will – zum Beispiel auch, dass Casper live nicht performt, was "XOXO" verspricht – aber dieses Album ist und bleibt ein ganz besonderes Stück Musikgeschichte: mutig, bewegend und ein Echolot dafür, was im Mix verschiedener Genres so möglich ist, um ein "kleines bisschen Aufbruchstimmung zu verbreiten". (Lisa Wörner)

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