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Tom Waits - "Blue Valentine"

Als "Blue Valentine" im Spätsommer 1978 erschien, war der Platte zunächst kein besonderer medialer oder kommerzieller Erfolg beschieden. Kritiker monierten, Tom Waits verkomme langsam zur Parodie seiner Rolle und überreize selbige bis an den Rand des Klischees. Das Gegenteil ist der Fall. Waits perfektioniert hier sein Storytelling und poliert das Songwriting.

Er gibt den Raymond Chandler der Hinterhöfe ("Romeo Is Bleeding", "A Sweet Little Bullet From A Pretty Blue Gun"), den kalifornischen Hubert Selby ("Christmas Card From A Hooker In Minneapolis") oder den Mark Twain des Prekariats ("Kentucky Avenue"). Nebenbei entführt er Leonard Bernsteins "Somewhere" (aus "West Side Story") vom schillernden Broadway und schubst das Lied respektvoll in die nächstbeste Gossen-Pfütze.

Dabei behält er trotz grimmen Humors immer den liebevollen, sehr mitfühlenden Blick des Romantikers auf seine gebeutelten Figuren. All diese Gestalten bedeuten ihm viel, er gibt sie nie der Lächerlichkeit preis. Nicht umsonst holt er seine damalige Freundin Rickie Lee Jones auf das Backcover der Platte.

Höhepunkt und Anspieltipp ist das unschlagbar sympathische "$29.00". Musikalisch ist es einer seiner besten Blues-Stücke. Textlich wartet die Storyline zum Ende mit einer Pointe auf, die nicht verraten wird. Leider spielt er die meisten Songs der LP, falls überhaupt, nur selten. Immerhin gibt es mittlerweile einen zeitgenössischen Konzertmitschnitt von der damaligen Tour.

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Tom Waits - "Blue Valentine"*

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