The Smiths - "The Smiths"
Um es vorwegzunehmen: "Hatful Of Hollow", erschienen Ende des Jahres, ist ebenfalls ein großartiges Album. Es enthält die Smiths-Klassiker "William, It Was Really Nothing", "This Charming Man" und "How Soon Is Now?", weshalb vorliegendes Debütalbum gerne übersehen wird. Dass eine junge Band gleich zwei Alben im ersten Jahr veröffentlicht, erscheint unüblich. Aber beim zweiten handelt es sich, technisch gesehen, nur um eine Compilation. "The Smiths" dagegen feuerte den Startschuss für eine einmalige Indie-Karriere ab, die das Quartett aus Manchester zu den Beatles ihrer Generation machte.
Die vermeintlich glatte, anämische Produktion ärgerte die Komponisten Morrissey und Johnny Marr schon kurz nach der Veröffentlichung. Die Atmosphäre ihrer energetischen Liveshows gehe den Songs völlig ab, so der Vorwurf. Darüber streiten sich seitdem die Smithologen beinahe so heftig wie Ende des Jahrzehnts Marr und Morrissey nach dem Bandsplit. Fakt ist, dass "The Smiths" genug der wunderschönen Melodien beinhaltet, die Marrs luftige Gitarren, Andy Rourkes rund-melodiöser Bass, Mike Joyces punktierte Drums und die traurig-aggressiven Texte von Oscar-Wilde-Fan Morrissey bilden.
Dass The Smiths irgendwie anders sind, deutete schon das Cover mit dem Schwulenidol Joe Dallesandro aus Andy Warhols Film "Flesh" an. Texte über Außenseitertum, Einsamkeit oder Serienmörder ("Suffer Little Children") taten ein Übriges: England war sofort hellwach. Angehörige der Opfer gingen auf die Barrikaden, so dass einige Ladenketten die Platte aus dem Verkauf nahmen. Sie bleibt freilich über jeden Zweifel erhaben: Angefangen bei der homoerotischen Debütsingle "Hand In Glove", dem Fan-Highlight "Still Ill" und dem womöglich geilsten Marr-Riff im Katalog: "What Difference Does It Make". Dem Mann gebührt auch das Schlussowrt: "Es ist sicher nicht das beste Debütalbum aller Zeiten, aber für mich war es damals das beste Album auf dem Markt."
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