Adam Nergal Darski "Confessions Of A Heretic"
"Wether you're a fan of Behemoth or not, Nergal's story and approach to life generally surely deserve to be read and enjoyed in all languages", lässt Übersetzer Mark Eginton den Leser zu Anfang wissen. Zumindest ins Englische hat es Nergal geschafft (das polnische Original heißt "Spowiedz Heretyka: Sacrum Profanum"). Und Eginton hat absolut recht: Man muss weder ein Freund seiner Musik noch des Mannes selbst sein, um "Confessions Of A Heretic" etwas abgewinnen zu können.
Auf knapp 300 Seiten befragen zwei Vertraute Nergal zu unterschiedlichsten Bereichen seines Lebens. Man erhält Einblicke in die Kindheit, als beim später vehementen Kirchengegner tatsächlich noch christlicher Glaube existierte, in die polnische Black Metal-Szene, in Ereignisse, die zur Entwicklung Behemoths beitrugen. All das trägt dazu bei, nach und nach ein Bild des gesamten Menschen Adam Nergal Darski zu zeichnen. Nicht reduziert auf die Musik und den Satanismus, die beiden Dinge, die seine öffentliche Wahrnehmung prägen.
Gleichwohl kommt die Sprache immer wieder auf das Kernthema Religion/Antireligion. Der philosophische Denkansatz des Behemoth-Chefs zieht sich als roter Faden durch das Buch. Man muss sicher nicht mit allem übereinstimmen, was Nergal im Laufe des Gesprächs als seine persönlichen Wahrheiten und Leitregeln präsentiert. Wert, darüber nachzudenken, sind sie allemal. Zumal hinter dem oberflächlich als provokationsliebenden Bibelreißer beschriebenen Mann in erster Linie ein reflektierter, intelligenter, gebildeter und auch kritikfähiger Realist steckt.
Die 2010 gestellte Krankheitsdiagnose bleibt dabei genauso wenig außen vor, wie das Engagement bei "The Voice Of Poland" oder die zweijährige Beziehung zu Popstar Doda. Naturgemäß liefert das Leukämiekapitel den dramaturgischen Höhepunkt des Buches und ist an entsprechender Stelle platziert. Statt alleinigen Fokus darauf zu legen, schaffen es die Editoren Krzystof Azarewicz und Piotr Weltrowski jedoch, auch dieses als Puzzleteil zu definieren und so die Bedeutung anderer Bereiche nicht zu schmälern.
Die vollständig durchgezogene Interviewform sorgt dafür, dass "Confessions Of A Heretic" sehr lebendig zu lesen ist. Die Fragen berücksichtigen viele Facetten, gehen in die Tiefe, klammern unbequeme Themen nicht aus, scheuen nicht davor zurück, Nergal zu widersprechen oder bewusst dessen Gegenposition einzunehmen. Ein paar sichtbar ausweichende Antworten bleiben so nicht aus, größtenteils herrscht jedoch Offenheit und Information aus erster Hand. Wie Randy Blythe im Vorwort so schön sagt: "His life makes for a great story."
Adam Nergal Darski, "Confessions Of A Heretic", Backbeat Books, 320 Seiten, Taschenbuch, englisch, 19,98 Euro. Wertung: 4/5.
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