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Howard Carpendale - "Das Ist Meine Zeit"

Siebzig Jahre im Leben, davon fünfzig auf der Bühne: Howard Carpendale hat mehr als genug zu erzählen, um damit ein Buch zu füllen. Die Idee hinter "Das ist meine Zeit" erscheint zudem vielversprechend: Jedem Kapitel stellt Carpendale eine Einleitung zu einem bestimmten Thema - Kindheit, Politik, Familie, Eitelkeit, Zukunftsängste, Gott, die Welt, das Leben, die Liebe und der ganze Rest - voran. Ein anschließendes Interview mit Autor Stefan Alberti soll dann weiter in die Tiefe führen.

Besagter Alberti entpuppt sich als das Riesenproblem dieses Buchs. Seine anbiedernde Art, jedes, aber auch jedes Kapitel mit der Anrede "Howard" zu beginnen und seinen Interviewpartner auch zwischendurch immerfort beim Vornamen zu nennen, suggeriert nicht, wie vermutlich angestrebt, ein Gespräch auf Augenhöhe, sondern wirkt wie ganz plumpe Ankumpelei. "Howard, würdest du sagen, dass du eine glückliche Kindheit hattest?" "Howard, woran glaubst du denn?", "Howard, jetzt bin ich mal gespannt." "Howard?" "Howard!" "Howard!?" Über achtzehn Kapitel hinweg zelebriert, zerrt das derbe an den Nerven.

Der eigentliche Star der Veranstaltung tröstet darüber hinweg - mit klugen, reflektierten, offenen Gedanken, vor allem aber seinem steten Bemühen, sich selbst und seine Aussagen zu hinterfragen und ein Gespräch auch einmal zu beenden, weil er glaubt, zu wenig zu wissen, um mehr als Phrasen beitragen zu können. Sehr angenehm. Am Ende des Buches weiß man eine Menge über die beiden Männer dahinter. Einer erscheint ehrlich und sympathisch. Dem anderen gönne ich von Herzen, dass er wenigstens einmal über den Mund gefahren bekam: "Howard, demnach fühlst du dich nicht so alt, wie du es laut deinem Ausweis bist?" "So dämlich hat sich noch niemand nach meinem wirklichen Alter erkundigt." Bamm!

Howard Carpendale mit Stefan Alberti, "Das Ist Meine Zeit", Edition Koch, 256 Seiten, 19,99 Euro. Wertung: 3/5.

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