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Silla - "Vom Alk Zum Hulk - Es War Einmal In Südberlin"

Ein Buch, das heißt, nicht wie eins, sondern gleich wie zwei öde Alben? Von einem Typen, dessen Mucke irgendwie den Eindruck erweckt, er habe nicht allzu viel mitzuteilen? Was bringt überhaupt diese ganzen jungen Kerle auf das schmale Brett, ihre doch recht übersichtlich vielen Lenze bergen Stoff genug, um eine Autobiografie zu füllen? Jetzt also auch noch Silla. Na, danke! Doch Obacht: "Vom Alk zum Hulk - Es war einmal in Südberlin" übertrifft die grummeligen Erwartungen - was zugegebenermaßen nicht allzu schwer erschien - mühelos.

Genau genommen: Sillas Erinnerungen entpuppen sich als wirklich gut geschrieben, die 200 Seiten lassen sich entsprechend leicht am Stück verschlucken und langweilen dabei kein bisschen. Och, guck', der Junge hat ja doch etwas zu erzählen: Einen Aufenthalt in der Entzugsklinik nutzt er als Aufhänger, um auf sein Leben - sein bisheriges, halt - zurückzublicken. Die unschönen Rahmenbedingungen legen die Vermutung schon nahe: Das war stellenweise gar nicht so furchtbar lustig. Matthias Schulze, der Mensch hinter der aufgepumpten Kunstfigur, berichtet, wie ein eigentlich behütetes, aber unsicheres Kind zu einem orientierungs- und haltlosen jungen Mann heranwächst, dessen Problembewältigungsstrategie im Grunde immer nur im Davonlaufen besteht. Statt zu Lösungen führt ihn das in die Sucht, und die zieht ihn runter, wieder und wieder.

Nicht sehr erheiternd, wie gesagt. "Vom Alk Zum Hulk" birgt neben der Dramatik aber trotzdem Eins-A-Comedy-Momente. Da Silla sich nicht nur fast um den Verstand gesoffen, sondern nebenher eine beachtliche Rap-Karriere hingelegt hat, kann er aus erster Hand aus den Kulissen des Hip Hop-Zirkus heraus berichten - weil er dabei gewesen ist. Anekdoten vom Orgi-Pörnchen-Dreh im elterlichen Hobbykeller ("Er soll halt nichts kaputt machen", offenbar die einzige Sorge des Vaters, der wohl nicht so genau wusste, welche Art von "Kunstfilmen" dabei entstand), mittelleckere Geschichten aus dem Tourbus, teils erfüllte, teils enttäuschte Hoffnungen, Labelpolitik und Privates fließen in einem bunten Strudel zusammen. Nachhaltig macht sich das Gefühl breit, es hier mit einem echt korrekten Typen zu tun zu haben, dem man (außer einem ähnlich gelungenen Album) wahrlich nur das Beste wünscht.

Silla, "Vom Alk Zum Hulk - Es War Einmal In Südberlin", Riva, 200 Seiten, Hardcover, 19,99 Euro. Wertung: 4/5.

Wir verlosen drei Exemplare des Buches. Schreibt eine Mail mit dem Betreff "Hulk" an gewinnen@laut.de.

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