DAF: Das ist DAF (erscheint am 1. Dezember)
Worum geht's?
Um eine der frühen Bands auf Millers Mute-Label, die aber noch vor ihrem großen Erfolg 1981 mit "Alles Ist Gut" zum Zorn Millers wieder die Biege machten - obwohl sie eine Zeit lang bei seiner Mutter wohnen durften: Deutsch-Amerikanische Freundschaft, kurz: DAF. Eine Band, dessen Härte und Strenge der verkrampften Kuscheligkeit und dem verordneten Frohsinn der Bonner Republik Anfang der 80er Jahre den Krieg erklärten. Nach Jürgen Teipels Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave mit dem DAF-Titel "Verschwende Deine Jugend" setzte 2001 ein großes Revival ein, von dem auch DAF profitierte, wenngleich vor allem Sänger Gabi Delgado lange Zeit angefressen auf das Thema reagierte. Hier erzählen er und Görl nun ihre eigene Geschichte, die "zu 80 Prozent wahr ist", wie Delgado kürzlich im laut.de-Interview nachdrücklich versicherte.
Wer hat's geschrieben?
Die Autoren Miriam Spies und Rudi Esch setzten sich jeweils vier Tage mit Gabi Delgado in dessen Heimat Cordoba und mit Robert Görl in Berlin zusammen, um über die alten Zeiten zu plaudern. Aus 30 Stunden Interviewmaterial entstand vorliegende, autorisierte Biografie.
Wie sich Spies im Vorwort erinnert: "Als ich in langen Nächten die Interviews transkribierte, bekam ich zunehmend den Eindruck, dass die beiden sich nicht nur unterschiedlich erinnern, sondern schlicht nicht auf derselben Party waren." Dies macht den Reiz allerdings in vielen Fällen erst aus. Zahlreiche Gastbeiträge, etwa von Flake, Alfred Hilsberg und Linus Volkmann, runden das Paket ab.
Wer soll's lesen?
Anhänger elektronischer Musik in all ihren Spielarten, die letztlich eben auch von Pionieren wie DAF beeinflusst worden sind. Wie früh sie am Start waren, verdeutlicht ein abgebildetes Spex-Cover aus dem Dezember 1980: DAF wurden als Titelhelden den ebenfalls im Heft erschienenen Madness, Holger Czukay und Throbbing Gristle vorgezogen.
Das beste Zitat:
"Ich bin überhaupt nicht an der Vergangenheit interessiert. Aber ich erinnere mich an das Konzert mit Wire im Electric Ballroom, die ja wirklich total angesagt waren. Da sind wir als Vorgruppe aufgetreten. Danach war alles vorbei für Wire an dem Abend. Die Leute waren so beeindruckt von DAF. Bei Wire - da wars still. Die waren alle noch total geflasht von uns. Das hatte ich noch nie erlebt, dass da so eine Paralyse einsetzt bei den Leuten. Wire kam auf die Bühne. Und die Leute standen nur so da rum. Keiner hat geklatscht. Nichts. Wirklich wahr. Deswegen erinnere ich mich auch an dieses Konzert." (Gabi Delgado)
Das ist DAF*, Miriam Spies/Rudi Esch, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 360 Seiten, 24,99 Euro.
Wertung: 4/5. Text von Michael Schuh
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