Leonard Cohen - "Die Flamme"
Worum geht's?
In den letzten Monaten vor seinem Tod im September 2016 lebte Leonard Cohen mit Tochter und Enkelkind in Los Angeles. Trotz seiner 82 Jahre und Krebs im fortgeschrittenen Stadium arbeitete der Kanadier fieberhaft an seinem letzten Buch – diesem. Ganz fertig wurde er nicht, doch reichte es ihm, 63 bislang unveröffentlichte Gedichte auszuwählen und den Rahmen für den Rest vorzugeben, den dann sein Freund Robert Faggen mit Songtexten der letzten vier Alben, Auszügen aus unzähligen Tagebüchern, seiner bewegenden Rede bei der Annahme des Prinz-Von-Asturien-Preises und einigen Selbstporträts ergänzte.
Schreiben war für Cohen die Flamme, die ihn Tag für Tag am Leben erhielt. Statt seine Gedichte in eine andere Sprache zu überführen, oft ein fast unmögliches Unterfangen, hat sich der deutsche Verlag entschieden, die Originaltexte beizubehalten und sie von zwölf Autoren übersetzen zu lassen, unter ihnen Ron Winkler, Nora Bossong und Klaus Modick. Ein lobenswerter, gelungener Ansatz.
Wer hat's geschrieben?
Als Leonard Cohen 1967 sein erstes Album veröffentlichte, war er bereits 33 Jahre alt – und in der Heimat ein landesweit bekannter Dichter und Schriftsteller. Eigentlich sollte sein Ausflug in die Musik nur wenige Jahre dauern, schließlich blieb er ihr bis zu seinem Tod im November 2016 treu. Die Tiefgründigkeit seiner Texte zeigt sich auch am Umstand, dass nicht wenige Kommentatoren Bob Dylan als den falschen ersten Nobelpreisträger aus dem Bereich Singer/Songwriter bezeichneten.
Wer soll's lesen?
Poesie ist nicht jedermanns Sache, doch Cohen hielt seine Metrik stets einfach und seine Texte verständlich. Meistens beschäftigte er sich mit Liebe und Sex, oft auch mit dem Sinn des Lebens, meistens mit einer Prise Ironie versehen. Empfehlenswert ist das Werk auch für diejenigen, die Kurt Cobains Tagebuch im Regal stehen haben, das im deutschsprachigen Raum beim selben Verlag und ebenfalls zweisprachig erschienen ist. Die Gestaltung ist ähnlich, also passen sie gut nebeneinander.
Das beste Zitat:
"My career, so little to say, so urgent to say it."
Wertung 5/5. Text von Giuliano Benassi
Leonard Cohen, Die Flamme/The Flame, Kiwi Verlag, 352 Seiten, 30 Euro
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