Seite 9 von 25

Platz 17: Ethel Cain - "Inbred"

Der Charakter der Ethel Cain ist eine fiktive Matriarchin, den die Sängerin Hayden Anhedönia im Trauma gebar, dem sie sich als queerer Teenager in den moralisch dunkelsten Winkeln des amerikanischen Südens ausgesetzt sah. Mit "Inbred" kehrt sie dahin zurück und offenbart eine abgründige Hassliebe, die sich wie ein Geschwür durch jede der fünf Kompositionen frisst.

Ihr Blick auf diesen gesellschaftlichen Mikrokosmos ist der einer Teenagerin, die ihre Heimat liebt, aber zu sehr von ihr verletzt wurde, um über den Horror hinwegzusehen, der zwischen Förderiertenflaggen und Bibeltreue gedeiht. Der gespenstische Titeltrack liefert dafür das anschaulichste Beispiel, aber selbst in unschuldige Love-Songs wie "Crush" weben sich Bilder von mit Waffen gefüllten Spinden und Familienvätern auf dem elektrischen Stuhl.

"Inbred" klingt, als pause man die evokativen Geschichten der Reichen und Schönen einer Lana Del Rey über dem Backdrop von "Twin Peaks" ab. Anhedönias Vocals fegen wie Steppenläufer durch fünf sorgfältige arrangierte instrumentale Geisterstädte. Sie singt von Liebe, Hass, Sex und Gewalt in poetischen Bildern und einem Timbre, das verführt, hypnotisiert und den sanften Dream Pop, auf dem die EP fundiert, mehr und mehr ins Alptraumhafte verzerrt.

Seite 9 von 25

Weiterlesen

Noch keine Kommentare