Brenda Lee - "All Alone Am I"
Leicht beschleicht einen bei Brenda Lees frühen Alben der Eindruck, das Material, das sie da interpretiert, sei einzig und allein zusammengestellt worden, um die Vielseitigkeit dieser Sängerin unter Beweis zu stellen. Sie selbst sah sich in erster Linie als Country-Girl, die breite Öffentlichkeit feierte sie eher als quirlige Rock'n'Rollerin. Doch auch Pop, R'n'B, Blues oder opulente Orchesterarrangements schüchterten diese blutjunge Frau nicht ein.
Später wurde Brenda Lee als "ewiger Teenager" bezeichnet, 1963 war sie tatsächlich noch einer. Trotzdem zielte "All Alone Am I", das erste der beiden Studioalben, das sie in diesem Jahr veröffentlichte, mit Nummern wie "Fly Me To The Moon" eher auf ein älteres, erwachseneres Publikum ab. Es erschien im Februar, im gleichen Monat, in dem Lee nach Deutschland kam, um zum einen Aufnahmen mit Bert Kämpfert zu machen, zum anderen im legendären Star Club in Hamburg aufzutreten, wo auch ein gewisses engliches Quartett Wurzeln schlug.
Der Erfolg der Beatles und ähnlich gelagerter Gruppen sorgte dann auch dafür, dass es mit der Popularität von Künstler*innen wie Brenda Lee bergab ging. Sie verzeichnete, auf ihrem anderen '63er-Album "... Let Me Sing" mit "Losing You" zwar noch einen großen Hit, knüpfte daran später jedoch nie wieder an. Der Musik blieb sie allerdings treu, sie hatte ihr ja auch in mehrfacher Hinsicht Glück gebracht: Ihren Ehemann Ronnie Shacklett hatte Brenda Lee auf einem Bo Diddley-Konzert kennengelernt. Nach sechs Monaten heirateten die beiden, in diesem Frühjahr feierten sie ihre Diamantene Hochzeit. Von "All Alone" kann also gar keine Rede sein.
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