Miles Davis - "E.S.P."

Die Frau, die von Miles Davis' Album "E.S.P." aus dem Jahr 1965 starrt, war seine damalige Frau Frances. Es ist ein ungewöhnliches Cover, das Foto wirkt wie ein ungezwungener Schnappschuss. Miles sitzt in einem Liegestuhl und blickt Frances fast fragend an, während sie den Betrachter mit einem Blick stiller Überraschung und einem Hauch von Angst ansieht. In seiner Autobiografie sagt Davis: "Es wurde in unserem Garten aufgenommen, etwa eine Woche bevor sie mich zum letzten Mal verließ." Frances selbst sieht das etwas anders: "Sie würden nicht glauben, dass ich etwa eine Woche nach der Aufnahme um mein Leben rannte."
"E.S.P." ist wahrscheinlich nur eingefleischten Jazz- und Davis-Anhängern geläufig. Gelegenheitshörer bevorzugen wohl eher das Genie auf "Birth Of The Cool", "Kind Of Blue" oder "Bitches Brew". "E.S.P." ist dennoch wichtig, handelt es sich doch um die erste Studioveröffentlichung von Davis' zweitem klassischen Quintett mit Wayne Shorter, dem Schlagzeuger Tony Williams, Bassist Ron Carter und Herbie Hancock am Klavier. Manche Kritiker hielten dies für die beste Besetzung in einer langen Karriere. 1965 befand sich Davis in einer Übergangsphase, während der die Experimente vor den Ohren des Publikums durchgeführt wurden. "E.S.P." wurde an drei Abenden im Januar 1965 aufgenommen.
So genial Miles Davis als Musiker auch war, seinem Umfeld gegenüber offenbarte er sich als Arschloch. Nach einer Hüftoperation sprach er ausgiebig Kokain und Alkohol zu, hatte ständig andere Frauen und war gewalttätig gegenüber seiner Ehefrau Frances, einer gefeierten Tänzerin, die er dazu drängte, eine große Broadway-Rolle aufzugeben, nur um für ihn und seine Kinder zu Hause zu bleiben. Nach seinen eigenen Angaben verließ sie ihn, nachdem er eine Bierflasche nach ihr geworfen und ihr gesagt hatte, sie solle das Abendessen fertig haben, wenn er zurückkäme. Das erklärt wohl ihren ängstlichen Gesichtsausdruck auf dem Cover des Albums, das einen romantischen Schein erschafft, der mit dem realen Leben nur wenig gemein hatte.
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