Beatles oder Stones? Na, beides, dazu Protest-Folk, Soul-Geschichte im Zeitraffer, christlichen Rockabilly, Jazz vom Saturn und Marvin Gaye auf Deutsch.
Konstanz (laut) - Björk, Beth Gibbons, Dave Lombardo, Dr. Dre, Linda Perry, Moby, KRS-One, Shania Twain, Slash, Trent Reznor, Westbam oder Rob Zombie hatten gerade eben das Licht der Welt erblickt, da nahmen in der Nähe von Hannover ein paar Jungs ernst, dass 1965 zum internationalen Jahr der Kooperation ausgerufen worden war. Sie taten sich zusammen und gründeten eine Band. Einigen, wie sie heißen wollten, konnten sie sich zunächst jedoch nicht, weshalb das Projekt anfangs unter "Nameless" firmierte. Ob mit diesem Namen auch so erfolgreich geworden wären - wer weiß? 60 Jahre nach ihrer Gründung sind die Scorpions jedenfalls immer noch da. Bis zu ihrem Debüt ließen sie seinerzeit jedoch drei volle Jahre ins Land ziehen, weswegen mit ihnen noch nicht zu rechnen ist, bei unseren ...
Doch auch ohne die hannoveranischen Rock'n'Roller war musikalisch einiges geboten. Bob Dylan landete mit "Like A Rolling Stone" einen Treffer, die chronisch unzufriedenen Rolling Stones mit "(I Can't Get No) Satisfaction" einen noch größeren. Ihre ewigen Widersacher, The Beatles, veröffentlichten mit dem Soundtrack zum Film "Help!" bereits ihr fünftes Studioalbum und stiegen zu höchsten Weihen auf: Nie zuvor hatte Queen Elizabeth gleich eine ganze Band in den Most Excellent Order of the British Empire aufgenommen. Die Empörung unter Konservativen schlug natürlich hohe Wellen.
Bis auf die andere Seite des großen Teichs schwappten die dann aber doch nicht. Hier definierten als Hausband im Club The Matrix Jefferson Airplane, was später als "San Francisco-Sound" in die Rock-Geschichte eingehen sollte, und Jazz-Legende Louis Armstrong packte die Koffer für eine historische Reise: Als erster westlicher Künstler erhielt er 1965 die Erlaubnis, in der DDR zu spielen. Sehr im Gegensatz zum dort ansässigen Liedermacher Wolf Biermann: Für zu kritisch befunden, wurde er im selben Jahr mit einem Auftritts- und Publikationsverbot belegt. Immerhin hatte er damit mit Brief und Siegel, nicht zu den später von Udo Lindenberg geschmähten "Schlageraffen" zu zählen.
Luxembourg: douze points!
Den Wettbewerb, der damals noch klangvoll "Grand Prix Eurovision de la Chanson" hieß, holte France Gall mit "Poupée De Cire, Poupée De Son" nach Luxemburg. Mit dem diesjährigen ESC-Beitrag "La Poupée Monte Le Son" referierte Laura Thorn direkt auf den luxemburgischen Siegertitel von damals, sie schnitt allerdings weit weniger erfolgreich ab.
Wer anno 1965 nicht ausschließlich im Eurovisions-Fieber zubrachte, konnte einige Debüts miterleben: Im Kino feierten "Doctor Schiwago" und "Für eine Handvoll Dollars" Premiere. Mireille Mathieu absolvierte ihren ersten TV-Auftritt und Franz Beckenbauer sein allererstes Länderspiel. Muhammad Ali dagegen: schon fast ein Routinier, er verteidigte seinen Weltmeistertitel im Schwergewicht.
Weit draußen im All unternahm unterdessen der sowjetische Kosmonaut Alexei Leonow den ersten Weltraumspaziergang in der Geschichte der Menschheit. Was die USA natürlich nicht auf sich sitzen lassen konnten: Edward H. White, Astronaut auf der Gemini 4, zog drei Monate später nach. Ob sich beide Herren gewünscht hätten, lieber oben zu bleiben, ist nicht überliefert. Unten auf der Erde tobte jedenfalls der Vietnamkrieg, und außerdem gab es da ja jetzt die Scorpions - die inzwischen genau so lange existieren wie die Auszeichnung "Krawattenmann des Jahres". Wenn Sie es nicht wussten, wissen Sie es nun.
So klingt 1965
Sechzig Alben, die in diesem Jahr ihr sechzigstes Jubiläum feiern, präsentiert die obige Liste. Eine ganze Menge, aber trotzdem nicht genug, um den Sound eines ganzen Jahres vollumfänglich abzubilden. Das gelingt uns natürlich auch auf laut.fm/bestof1965 nicht, aber ein bisschen breiter können wir uns da schon aufstellen. Bereit für einen akustischen Rücksturz in die Mitte der Sechziger? Bitteschön:
