laut.de-Biographie
Slash
Mit einer langen schwarzen Zottelmähne überm Gesicht, einer Zweiliterflasche Jack Daniel's zwischen den Beinen und einem absolut fertigen Gesichtsausdruck präsentiert sich Slash zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit - auf der Rückseite der Guns'n'Roses-Platte "Appetite For Destruction".
So geschehen im Jahr 1987. Bald gilt er als der am meisten gefeierte Gitarrist des Planeten. Mit seiner Gibson Les Paul, nacktem, verschwitzten Oberkörper, Alkohol- und Drogenexzessen verkörpert er die gleiche Art Rockheld wie der langsam aber sicher zu alt gewordene Keith Richards.
1965 wie Lemmy Kilmister im englischen Stoke-on-Trent als Saul Hudson geboren, zieht Slash im Alter von elf Jahren nach Los Angeles, wo er im Laufe der Pubertät sein BMX-Rad gegen eine Gitarre tauscht. Es folgt eine klassische Rockerkarriere: Er schmeißt die Schule und spielt sich durch Clubs und Bands, bis er auf die richtige stößt.
Ab 1985 bildet er den idealen Gegenpol zum feminin wirkenden Axl Rose, und nicht nur in der äußeren Erscheinung: Während sich der Sänger in einen immer größenwahnsinnigeren Egotrip hineinsteigert, bleibt Slash ein bodenständiger Vertreter der Sex, Drugs and Rock'n'Roll-Fraktion und lässt sich die Stimmung nicht vermiesen.
Trotz der Streitereien erweisen sich die Jahre mit Guns N' Roses als die fruchtbarsten seines musikalischen Schaffens. Obwohl kein begnadeter Techniker, schafft er in jener Zeit coole Riffs und Soli wie am Fließband - auch als Gastmusiker, wie bei Lenny Kravitz ("Always On The Run") oder Michael Jackson ("Black And White").
Als die Band 1994 erste Auflösungserscheinungen offenbart, begibt sich Slash auf Solopfade. Erst mit einer zusammengewürfelten Liveband namens Slash's Blues Ball, dann mit Slash's Snakepit, die 1995 eine Platte namens "It's Five O'Clock Somewhere" herausbringen. Der Erfolg bleibt mäßig, und während der folgenden Tournee erscheint der Gitarrist in schlechter Verfassung: Nach wie vor laut, aber aufgedunsen und mit einer ordentlichen Wampe über der Lederhose.
Es wird ziemlich ruhig um ihn. Er heiratet und kümmert sich hauptsächlich um seine Familie, die neben seiner Frau aus einer Schlangensammlung mit etwa 300 Exemplaren besteht. 1999 ruft er Snakepit erneut ins Leben. Mit einer komplett neuen Formation nimmt er "Ain't Life Grand" auf.
Der jahrelange Drogen- und Alkoholkonsum zeigt zunehmend Wirkung. Es folgt sogar eine OP, bei der Slash einen Defibrillator eingesetzt bekommt. Mit Velvet Revolver gelingt ihm noch einmal der Sprung auf die große Bühne, privat geht es jedoch rapide bergab, wie er in seiner Autobiographie 2008 kurzweilig schildert. Erst der Umstand, dass er zu Hause Frau - mittlerweile seine zweite - und zwei Kinder hat, veranlasst ihn 2007 zu einer Entziehungskur.
Mit Guns N'Roses hat er derweil nichts mehr zu tun, da Axl irgendwann die ganze Band gefeuert hat. Die Veröffentlichung von "Chinese Democracy" nutzt vor allem Rose, um Slash ewige Feindschaft zu schwören und jede denkbare Reunion kategorisch auszuschließen.
Da es auch bei Velvet Revolver nicht weitergeht, stellt Slash eine Soloplatte mit prominenten Gastsängern zusammen, die im April 2010 erscheint. Auf ihr zeigt sich erneut: Slash war es immer, ist es und wird es immer bleiben - ein Gitarrist alter Prägung. Alles dreht sich um das dreckige R'n'R-Riff als Ventil für adrenalingeschwängerte Rock-Explosionen.
Auf der anschließenden Tour zum Album begleitet ihn Myles Kennedy (Alter Bridge) als Sänger und mit ihm kehrt er auch solo wieder in die Bandkonstellation zurück und veröffentlicht 2012 "Apocalyptic Love".
Auch im Hause Velvet Revolver scheint sich nun wieder etwas zu tun. Gerüchte über eine Sängersuche machen die Runde, Konkretes gibt es aber auch beim Release des 2014er-Albums "World On Fire" noch nicht. Die Scheibe entsteht in derselben Formation wie schon "Apocalyptic Love" und präsentiert Saitenhexer Slash wie auch Sänger Myles Kennedy in Höchstform.
Als reines Soloprojekt betrachtet der Gitarrist seine mit Todd Kerns am Bass und Brent Fitz am Schlagzeug komplettierte Gruppe längst nicht mehr: "Es hat definitiv mehr von einer Bandsituation. Ich schmeiße zwar den Laden und präsentiere die Musik, aber wir arbeiten als Band zusammen. Und mit Myles habe ich ohnehin eine kreative Partnerschaft - er schreibt die Texte."
Der Flow der Band erhält jedoch eine kurze Verschnaufpause, als Anfang 2016 die News der nicht mehr für möglich gehaltenen Guns N'Roses-Reunion über die Welt hereinbricht. Ewige Feindschaft? Jede denkbare Reunion ist ausgeschlossen? I wo! Slash und Axl Rose scheinen sich wieder lieb zu haben. Im April treten sie beim Coachella Festival in Kalifornien auf, das dafür bekannt ist, praktisch unmögliche Comebacks auf die Bühne zu bekommen.
1 Kommentar
Bad Rain finde ich super gezeichnet, lg