The Temptations - "Masterpiece"
"Produced by Norman Whitfield", steht auf dem Cover zu lesen, auf einem kleinen Schildchen unter den in Stein gemeißelten Antlitzen der Temptations. Hätte die Verpackung zum Inhalt passen sollen, man hätte die Größenverhältnisse umkehren müssen: "Masterpiece", mäkelt es aus Rezensionen und auch aus den Reihen der Sänger selbst, sei im Grunde gar kein Temptations-Album, sondern eine Soloveranstaltung von Whitfield, in Szene gesetzt von Motowns fabulöser Studioband, den Funk Brothers.
Ein Blick auf das ausufernde Titelstück zeigt, dass sich dieser Vorwurf nicht ohne weiteres vom Tisch wischen lässt: In gerade drei der knapp 14 Minuten wird hier überhaupt gesungen. Aber, ganz ehrlich: Abgesehen von den gekränkten Egos der Vokalisten schadet das im Grunde überhaupt niemandem. Alles an "Masterpiece" klingt hochwertig, opulent und geht gut ins Ohr, was auch die Chartsplatzierungen widerspiegelten: Spitze in den R'n'B-Charts, in den Billboard Hot 100 immer noch locker Top Ten ... nicht mehr unbedingt selbstverständlich für eine Gesangsgruppe, die ihre Hochphase eigentlich schon hinter sich hatte.
Zusammen mit Whitfield erschlossen sich die Temptations jedoch noch einmal ganz neues Terrain: Er brachte die Psychedelik in ihren Soul, hatte ihnen mit "Cloud Nine" Jahre zuvor einen Hit (und Motown den ersten Grammy) beschert, auch frühere Erfolge wie "Smiling Faces Sometimes" und "Papa Was "A Rolling Stone" gingen auf sein Konto. Trotzdem wahrscheinlich nicht allzu gut für Chemie und Arbeitsklima, wenn die Temptations sich in Reviews zu "Masterpiece" überall als "The Norman Whitfield Chorale Singers" diskreditiert sehen. Das noch im gleichen Jahr erschienene "1990" war entsprechend das letzte Album, dass in dieser Konstellation entstand. Danach verließ Whitfield Motown und gründete sein eigenes Label.
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