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Hannes Wader - "Der Rattenfänger"

Ursprünglich hatte sich Hannes Wader gar nicht als politischer Sänger verstanden, doch manchmal kommt es anders, als man denkt. Nach seinen Anfängen im Jazz entdeckte er Georges Brassens und Bob Dylan und wurde bald einer der rotesten unter den roten Liedermachern dieses Landes. Mit sozialistischen Chansons und Arbeiterliedern war der ein Dorn im Auge der Mächtigen, die er scharf und unverblümt immer wieder an den Pranger stellte.

Observiert und abgehört von den Behörden, boykottiert von quasi allen Radiosendern und reichlich angefressen vom Trubel um seine Person, kehrte Wader 1974 seiner Wahlheimat Hamburg den Rücken und zog sich in eine Windmühle in Nordfriesland zurück. Während manche*r bereits sein Karriereende witterte, suchte der Barde hier nur etwas Ruhe. In der Abgeschiedenheit vollzog er seine Wandlung zum Volkssänger. Er wandte sich deutschem Liedgut zu, brachte später im Jahr noch das Album "Plattdeutsche Lieder" heraus.

"Der Rattenfänger" jedoch entstand davor. Wader entführt darauf mit seinem "Talking-Böser-Traum-Blues" in ein apokalyptisches Jahr 2095. Mit "Die Ballade von der Hanna Cash" interpretiert er ein Gedicht von Bertolt Brecht neu. Das titelgebende Märchen verwandelt er in einen Song, der sich kaum anders als als Plädoyer für zivilen Ungehorsam und Widerstand lesen lässt, wie wir es heute nötiger denn je brauchen:

"Noch immer herrscht die Lüge über die Wahrheit in der Welt
Und solange die Gewalt und Angst die Macht in Händen hält
Solange kann ich nicht sterben, nicht ausruh'n und nicht flieh'n
Sondern muss als Spielmann und Rattenfänger immer weiter zieh'n
Denn noch nehmen Menschen Unrecht als Naturgewalt in Kauf
Und ich hetze noch heute die Kinder dagegen immer wieder auf.
"

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