Mike Oldfield - "Crisis"
In Mike Oldfields Brust schlagen zwei Herzen. Das eine brennt für ausufernde Instrumentalmusik, die auch gerne mal dissonant klingen darf. Das andere gehört einem Songwriter, der in der Lage ist, eingängige Rock- und Popsongs zu schreiben. Angefangen hat er als Jungspund mit "Tubular Bells", das eher tönte, als sei er in der Klassik beheimatet. Im Laufe der Zeit brach er das pure Instrumental-Konzept auf, schrieb auch mal kürzere Songs, und Singstimmen fanden Einzug in den Oldfield'schen Kosmos.
Auf dem 1983er-Album "Crisis" versucht er nun, das epische Momentum mit kurzen und knackigen Stücken zu vereinen. Dabei käut er das Konzept von "Five Miles Out" wider: Die erste Schallplattenseite gehört einem einzigen langen Song, die zweite ist aufgesplittert in kurze musikalische Statements. In den Linernotes entschuldigt sich Oldfield fast schon dafür: "Eine Seite ist sehr kommerziell, während die andere mehr dem Material entspricht, das ich mache, um mich selbst zufrieden zu stellen. Somit sind alle glücklich."
Am Anfang steht das über 20-minütige Titelstück, das einer Berg- und Talfahrt gleichkommt und in einem wilden Crescendo endet. Seite zwei beginnt mit einem der, wenn nicht DEM bekanntesten Oldfield-Song, "Moonlight Shadow". Gäbe es einen Preis für das lieblichste Lied von 1983, dieser Hit würde im Rennen ganz vorne mitmischen. Der Gesang von Maggie Reilly, die auch bei "Foreign Affair" und "Mistake" den Gesangspart übernimmt, ist für diesen Track geradezu die perfekte Besetzung.
Neben ihr treten noch Yes-Sänger Jon Anderson ("In High Places") und Reibeisen-Röhre Roger Chapman ("Shadow On The Wall") in Erscheinung. Während Anderson in seinem typischen Stil sphärisch trällert, untermalt Chapman wie ein räudiger Straßenköter Oldfields Faible für harte Klänge. "Crisis" ist nicht Oldfields größter kommerzieller Erfolg, aber mit seinem achten Album schlägt er musikalisch geschickt die Brücke von seinem Frühwerk in die poppige Phase seiner Karriere.
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1 Kommentar
Hier hat sich wohl ein Fehler eingeschlichen. Mistake war zumindest 1983 nicht auf der europäischen Ausgabe des Albums, lediglich auf der Version, die in den USA erschienen ist.