Falco - "Junge Roemer"
Nach dem Riesenerfolg seines Debüts "Einzelhaft" stand Falco bei den Aufnahmen zu seinem zweiten Album ordentlich unter Druck. Die Folgen spürte vor allem sein musikalischer Partner Robert Ponger, musste er sich doch damit herumschlagen, dass sein Kompagnon, wenn überhaupt, high, sternhagelvoll oder beides und vor allen Dingen regelmäßig komplett unvorbereitet im Studio auftauchte. Eigentlich erstaunlich, dass unter diesen Umständen überhaupt etwas Brauchbares dabei herausgekommen ist.
Zum Beispiel "Junge Roemer". Ja, genau so geschrieben: Falco persoenlich wuenschte es so, er hielt das für internationaler als dieses komische Ö. International gerissen hat die erste Single aus seinem ebenfalls "Junge Roemer" betitelten Zweitling trotzdem nicht viel, obwohl er sein inzwischen bewährtes Deutsch-Englisch-Gemisch hier noch sinnig um italienische Brocken erweitert hatte. Die Background-Chöre steuerten Opus bei, die sich knapp danach mit "Live Is Life" für alle Zeiten in den Ohrwurm-Orkus katapultierten, na, naaa, na-na-na!
In Österreich gelang Falco mit dieser Single zwar noch der Top-Ten-Einstieg, in der Schweiz schaffte es die Nummer dagegen nicht einmal unter die besten zwanzig, in Deutschland landete sie erst gar nicht in den Hitparaden. Huch? Dabei standen die Sterne doch eigentlich gut: Das Thema hatte schon in "Helden Von Heute" prächtig funktioniert, Hedonismus im Angesicht der heraufziehenden Katastrophe, Falco selbst nannte das "positive Endzeitstimmung":
"Ich habe einige Dinge erkannt, als ich 1983 ein bisschen Distanz zu Europa hatte. Ich hätte auch über junge Wiener, Berliner, Kölner, Pariser, Londoner singen können, es ist mehr eine Ideologie. Wir sind eine Partei, die 1968 nicht mehr so recht erlebt hat, leben in einer Zeit der politischen Unsicherheit und wissen, dass wir uns unser Spiel nur dann einrichten können, wenn wir die Leistungsgesellschaft nicht links liegen lassen. Es geht um eine positive Auseinandersetzung mit dem Establishment, gleichzeitig ist die römische Kultur mit einem Untergang gleichgesetzt. Die Dinge sind schon so in den Graben gefahren, dass wir nichts mehr machen können."
"Junge Roemer" mag kommerziell hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurückgeblieben sein. Der Track entwickelte sich über die Jahre trotzdem zu einem festen Bestandteil von Falcos Repertoire, stand auf der Setlist von quasi jedem seiner Live-Konzerte und fehlte nach seinem Tod auch bei keiner Tribute-Show. Wie groß wohl der Anteil der Lorbeeren ist, der eigentlich David Bowie gebührte? Gleich drei von dessen Songs, "Let's Dance", "Fantastic Voyage" und "Young Americans", haben jedenfalls relativ unüberhörbar ihre Spuren hinterlassen.
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