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Aretha Franklin - "Who's Zoomin' Who?"

Zwei Jahre ohne Album-Release: Für Aretha Franklins Verhältnisse bedeutete das eine lange Pause. Sie hatte allerdings wirklich anderes zu tun: Die Queen of Soul hatte eine Auszeit genommen, um ihren schwerkranken Vater zu pflegen. Erst nach seinem Tod begann sie, über ein Comeback nachzudenken. "Ich habe eine Menge Radio gehört, und mir gefiel wirklich, was ich da hörte", begründete sie ihren Wunsch nach einem "jüngeren Sound".

Umsetzen sollte ihn Produzent Narada Michael Walden. Weil Franklin keine Lust hatte, zu reisen, bastelte er in Los Angeles an den Backing-Tracks und flog immer wieder mit den Aufnahmen aus den Sessions nach Detroit, um dort Arethas Gesang aufzunehmen. Sie habe sich nach ihrer Schaffenspause erst wieder daran gewöhnen müssen, im Studio zu arbeiten, erinnert er sich, fand seine Hauptdarstellerin ansonsten aber bestens bei Stimme: "Sie brauchte wirklich nicht lange, um zu ihrer Form zurückzufinden."

Mit den wunschgemäß aktuelleren, von Dance- und Synthpop und zeitgemäßem R'n'B dominierten Tracks kam Aretha Franklin erwartungsgemäß bestens klar. Kritiker wollten in "Who's Zoomin' Who?" und den stilistischen Wandel, den es zeigte, Parallelen zu Tina Turners Imagewechsel-Werk "Private Dancer" erkennen. "Sie klang niemals besser", bescheinigte das Magazin People der Diva, mäkelte aber an der musikalischen Ausgestaltung herum.

Die Käufer*innenschaft hatte damit ganz offensichtlich weniger Probleme: Platz 13 bedeutete für Aretha Franklin den höchsten Charteinstieg seit "Young, Gifted And Black" aus dem Jahr 1972, und zum ersten und einzigen Mal in ihrer Karriere, erreichte eins ihrer Alben Platin-Status.

Übrigens: "Sisters Are Doing It For Themselves", das energiegeladene Duett mit Annie Lennox, dem wir schon im Zusammenhang mit dem Eurythmics-Album "Be Yourself Tonight" begegnet sind, findet sich auch in der Tracklist von "Who's Zoomin' Who?" Die Zusammenarbeit der beiden Sängerinnen soll allerdings weniger schwesterlich vonstatten gegangen sein, eher ... nun, etwas holprig. Man erzählt sich, Franklin habe sich, irritiert von Lennox' androgynem Erscheinungsbild, den Kopf darüber zerbrochen, ob und wie queer die Kollegin denn nun sei, und ob sie da gerade eine Lesben-Hymne aufnehme. Dass Lennox die von Franklin eigenhändig frittierten Hühnerteile verschmähte, weil sie vegan lebte, trug wahrscheinlich auch nicht gerade dazu bei, das Eis zu brechen. Profis, die beide aber fraglos sind, hört man dem Resultat die zwischenmenschliche Fremdelei jedoch kein Stück an. Der Track demonstriert zudem Annie Lennox' Qualitäten: Die meisten anderen wären in der einschüchternden Gegenwart von Aretha Franklin wahrscheinlich gnadenlos abgesoffen.

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