LL Cool J - "Radio"

"Alles, das ich jemals machen wollte, war, eine Platte aufzunehmen und die im Radio zu hören." Er musste nicht allzu lange darauf warten: LL Cool J war süße 17 Jahre alt, als er sein Debüt-Album veröffentlichte, und natürlich nannte er es "Radio". Das Promo-Blabla vom "heiß erwarteten Debüt" stimmt an dieser Stelle ausnahmsweise einmal: Des Youngsters vorangegangene Single "I Need A Beat" und sein Auftritt im Hip Hop-Streifen "Krush Groove" hatten die Vorfreude doch ziemlich befeuert.
An Erwartungsdruck litt trotzdem niemand: Trial und Error, nach diesem Prinzip wurstelten sich LL Cool J, sein DJ Cut Creator und Produzent Rick Rubin so durch: "So lange es gut klingt, ist scheißegal, wie technisch schlecht es vielleicht sein mag." Der Schriftzug "Reduced by Rick Rubin", der das Backcover zierte, beschreibt den minimalistisch-kargen Sound genau. Im Grunde brezeln lediglich Scratches und Samples den Beatbox-Type Beat auf, über dem der sich jugendliche Hauptdarsteller nach Herzenslust austobt. Überzeugend, offenbar: Die New York Times bescheinigt LL Cool J "die animalische Anziehungskraft und liebenswerte Selbstsicherheit des jungen Muhammad Ali".
Regeln, die er hätte brechen können, gab es ohnehin noch kaum. Die Beteiligten betraten in so vieler Hinsicht Neuland, dass sie automatisch die Maßstäbe setzten, mit denen fortan gemessen werden sollte. "Radio" war nicht nur LL Cool Js erstes Album, es war auch der erste Longplayer auf Rubins Label Def Jam, generell eins der frühesten Hip Hop-Alben in voller Länge und eins der ersten, die kommerziell durch die Decke schossen: Recht schnell Gold- und später auch Platin-veredelt, stieg "Radio" nicht nur in die R'n'B-, sondern auch in die Pop-Charts ein und hielt sich wochenlang in den Hitlisten. Mit "I Want You" und "I Can Give You More" birgt es obendrein Hip Hops erste Balladen.
Rückblickend interpretieren viele "Radio" als Inbegriff einer Zeitenwende: Die Tage der Oldschool mit ihren Discobeats und den Fantasie-Outfits waren danach gezählt, die Ghettoblaster übernahmen, und langsam dämmerte herauf, was als "Golden Age" in die Rap-Geschichtsschreibung eingehen sollte.
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