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Platz 14: Haftbefehl - Russisch Roulette

"Ihr Hurensöhne" heißt der erste Titel des wohl besten Straßenrap-Albums der 2010er. Keine Kompromisse, wer sanfte Worte erwartet, ist fehl am Platz. Aykut Anhan zeichnet im Anschluss trotzdem ein Bild voll Tiefe, gespickt mit feinen Details. Nach den rohen Vorgängern fügt er auf "Russisch Roulette" seine Geschichten aus der Offenbacher Dealerszene in einen Rahmen, der abseits von sensationslüsternen Dramen einen nüchternen Rückblick auf seinen bisherigen Werdegangs gibt. Gerahmt in der Trilogie "1999" erzählt er von schnellem Geld, tiefen Löchern und einem Leben in dunklen Farben.

Anders als Kollegen des Genres vermag er es, auch unbedarften Besuchern einen Blick in sein Viertel zu gewähren. "Russisch Roulette" katapultiert Haftbefehl ins Feuilleton, Rap wird - zumindest in Teilen - nicht mehr als stigmatisierte Musik der Unterschicht wahrgenommen. Dabei will der Offenbacher keineswegs anbiedern, Haftbefehl und Produzent Bazzazian errichten vielmehr ein Meisterwerk der Stimmung, das auch außerhalb der direkten Zielgruppe funktioniert. Jede Snare sitzt, bis heute heben sich die tiefen Bässe und komplexen Drums vom endlosen Pool der Trap-Produktionen ab. Was dieses Album so besonders macht, ist die Kombination aus zeitloser Produktion und Haftis innovativer Art, mit Sprache umzugehen.

Haftbefehl - Russisch Roulette*

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