Platz 37: Lucy Dacus - "Home Video"
Unsere letztjährige Gewinnerin Phoebe Bridgers hat dieses Jahr kein Album veröffentlicht, doch unseren Tränendrüsen wird deswegen noch lange keine Auszeit gewährt, dafür sorgen 2021 schon ihre Kolleginnen von Boygenius. Lucy Dacus macht den Anfang und legt mit "Home Video" ein Album vor, das sich wie das Blättern durch ein rosarotes Fotoalben mit vergilbten Seiten anfühlt. Ein hoch emotionaler Trip in die eigene Adoleszenz, ein Reflektieren über Beziehungen, zu Freunden zu Geliebten und die unschönen Anhängsel die diese Beziehungen mit sich bringen.
Sie singt von der Röte, die ihr sanfte Berührungen im Keller ihrer Eltern ins Gesicht treiben, von der Wut auf die unglückliche Beziehung ihrer besten Freundin, von Rabeneltern, denen sie die Augen ausstechen will, von manipulativen Filmnerds, vom Bösen, dass andere in ihren Händen lesen. Wunderschön bebildert sie ihre Erinnerungen, und man erlebt sie von der ersten Reihe eines leeren Kinosaals aus mit. Knisternde VHS-Kassetten erzählen auf der matten Leinwand Geschichten, die einem nicht nur die Person Lucy Dacus näher bringen, sie spiegeln auch immer wieder, was es bedeuten kann, mit der eigenen Jugend abzuschließen.
Am Ende gibt es keine Katharsis, kein Happy End, nur die bittere Realität. "Triple Dog Dare" ist ein Grande Finale, dass aus allen emotionalen Kanonen direkt in die Magengrube feuert. Junge Liebe endet nicht glücklich, sie endet einfach nur. "If you're too afraid, it won't be you I blame." Während die Gitarren schreien, flüchtet sich Dacus in eine alternative Realität. Eine, in der sie diese Geschichte nicht alleine zurück lässt. Der Abspann läuft, der Griff zur Tempopackung ein kaum wahrnehmbarer Reflex, das Ticket für die nächste Vorstellung bereits gebucht.
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