Platz 31: Smerz - "Believer"
Henriette Motzfeldt und Catharina Stoltenberg alias Smerz arbeiteten an ihrem Debüt "Believer" ganze drei Jahre. Dabei bildete der Computer das Hauptinstrument der Norwegerinnen. Mit dem Ansatz klassischer Musiker komponierten sie ihre Melodien am Midi-Keyboard und nutzen die plastischen Klänge der Software, um aus natürlichen Instrumenten wie Streichern oder Harfen einen völlig neuen Sound zu kreieren. Musikalisch griffen sie von R'n'B über Trance bis hin zu norwegischer Folklore auf unterschiedlichste Einflüsse zurück.
Dementsprechend abenteuerlich und wild wird es an einigen Stellen. "Hester" wartet mit überdrehten Rave-Klängen auf, und in "I Don't Talk About That Much" schmeißen die beiden Skandinavierinnen eine ausgelassene Trance-Sause. Über Schwierigkeiten, etwas zu kommunizieren, davon singen sie auch in anderen Tracks. Im Titelstück holen sie zu düsteren Trip Hop-Sounds, Björk'schen Streichern und unheilvollen Ambient-Keyboards gar zum großen Drama aus, wenn es darum geht, sich einer Beziehungswelt zu verschließen, da man sich nicht traut, den ersten Schritt zu machen.
Den emotionalen Zwiespalt aus der Angst, Entscheidungen zu treffen, und aufbrechenden Gefühlen von Sehnsucht und Schmerz setzen die beiden Sängerinnen grandios um, nähern sich doch ihre Stimmen immer an, um sich dann kurzzeitig wieder voneinander zu entfernen. Am Ende warten Einsamkeit und unbeantwortete Fragen. Auch der intime R'n'B-Track "Rain" lebt von diesem Wechselspiel aus Annäherung und Entfernung.
Dass das Album bei so vielen unterschiedlichen Stilistiken und lyrischen Gegensätzlichkeiten nicht zerfasert wirkt, sondern sich alles zu einem suchterregenden Ganzen fügt, dafür sorgen die klassischen, mondscheinartigen Intermezzi, die der Scheibe eine ganz spezielle nächtliche Stimmung verleihen. Jedenfalls lädt "Believer" zu einer bizarren Entdeckungsreise ein, auf der die Grenzen zwischen Tradition und Großstadtleben, Traum und Wirklichkeit verschwimmen.
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