Platz 9: Lingua Ignota - "Pennsylvania Furnace"
"Do you wanna be in hell with me?" So trostlos und desolat die weiten Landstriche Pennsylvanias, so abgründig ist der Schmerz, der im Herzen Lingua Ignotas wohnt. Als Katalysator dient allerdings nicht länger ihre Wut. "Pennsylvania Furnace" ist ein fast schon meditiativer Moment der Ruhe und Trauer. Mit dem atemberaubenden Vibrato einer Opernsängerin und dem mystischen Auftreten einer Sektenführerin entfesselt die Sängerin ein apokalyptisches Wehklagen, das im finalen Crescendo sämtliche emotionalen Schutzwälle durchbricht, die Schlinge um den immer größer werdenden Kloß im Hals legt und langsam, aber mit bestimmender Finalität zuzieht. Weghören unmöglich.
Was das Ganze noch viel tragischer und schwerer zu ertragen macht, ist die erst kürzlich von Kristin Hayter publik gemachte Information, dass im Zentrum von "Pennsylvania Furnace" und dem zugehörigen Album "Sinner Get Ready" nicht nur ihre Suche nach Gott steht, wie viele es anfangs den Texten entnahmen, sondern eine weitere Episode des Missbrauchs durch ihren langjährigen Partner Alexis Marshall (Sänger der Band Daughters).
Auch wenn sie in der Realität lange machtlos dagegen anzukämpfen schien, so entzündet ihre Musik ein Fegefeuer um den Täter, das ihren Schmerz läutert und ihn bis in alle Ewigkeit verdammt: "Weil ich beschlossen habe, meine Peiniger nicht mit Gewalt zu bekämpfen oder sie zu ermorden, mache ich stattdessen Musik. Und das ist eine fantastische Rache. Wenn morgen alles vorbei wäre, hätte ich schon gewonnen."
1 Kommentar
Eine traurige Geschichte, faszinierend gemacht und die Inspiration ist gut zu hören, aber auf Albumlänge wird es exzessiv anstrengend und thematisch repetitiv. Anna von Hauswolff & Lisa Gerrard meet Einstürzende Neubauten und NIN. Live sicher eine Erfahrung.