Franz Dobler - "Johnny Cash - The Beast in Me"
Worum gehts?
Wer nun ein Déjà-vu-Erlebnis hat, liegt richtig: Dieses Buch erschien 2002 zum 70. Geburtstag des Man in Black. Der Autor bezeichnete sich damals als der "letzte gottverdammte Punkrocker aus meiner Generation in dieser wunderbaren deutschen Literaturszene" und hatte sich von seinem Kumpel Wiglaf Droste zu dieser eigenwilligen Biographie überreden lassen.
"Ich habe einige Sachen über Cash schon vorher geschrieben und dachte, ich habe jetzt gar nicht so viel Lust, das so vollkommen zu beackern und immer wieder. Aber der Reiz war dann auch, das mal über eine echte Länge zu tun. So über 250 Seiten oder wie auch immer. Und der Ausgangspunkt war eh klar, so verstehe ich eh die Beschäftigung mit Musik, das in gesellschaftliche Kontexte zu bringen, die Karriere von Cash über 50 Jahre zu verbinden mit politischen Sachen und das einzubinden in Countrymusik insgesamt, welche Position hat der einfach. Das war das Ding", erklärte Dobler damals.
Offenbar verspürte er den Reiz noch einmal, denn knapp 20 Jahre später hat er Chronik und Diskographie aktualisiert und auch ein neues Vorwort geschrieben, in dem er sich (kurz) mit der Geschichte seitdem befasst. Hätte Cash, der 2003 gestorben ist, Trump unterstützt? Nein. Vermutlich.
Wer hats geschrieben?
Das bayerische Unikat Franz Dobler hat in den letzten 20 Jahren eine steile Karriere hingelegt, sei es als Krimiautor (mit drei Fällen des Kriminalhauptkommissars Robert Fallner), DJ und Dichter. 2021 erschien sein dritter Gedichtband "Ich Will Doch Immer Nur Kriegen Was Ich Haben Will", der auch seine zwei vorherigen enthält. Der Musik ist er in literarischer Hinsicht treu geblieben: 2017 erschien zusammen mit Christof Meuler die liebevolle Chronik "Die TrikontStory: Musik, Krawall & andere schöne Künste" über das gleichnamige Berliner Label.
Wer solls lesen?
Johnny Cash hat selbst zwei lesenswerte Autobiographien geschrieben. Wer also nach Informationen aus erster Hand sucht, wird dort fündig. Dobler gleitet jedoch immer wieder vom Hauptthema ab, zeichnet ein größeres Bild und hält auch mit seiner Meinung nicht zurück. Mehr als eine Biographie ist es also eine Hommage mit literarischem Wert, die auch für Nicht-Country-Fans von Interesse ist.
Das beste Zitat:
In Bezug auf die Erstausgabe 2002:
"Ist die Bedeutung von Johnny Cash kleiner geworden? Wurde Countrymusik von Hip Hop zu Boden geworfen und bekommt keine Luft mehr? Ist Cash ein wenig in Vergessenheit geraten? Wurde ein Skandal aufgedeckt, der seinen guten Ruf beschädigt hat? Keine Spur. Im Gegenteil."
Wertung: 4/5
Text von Giuliano Benassi
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