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Gazal Köpf & Sookee (Hg) - "Awesome HipHop Humans"

Worum gehts?

Das verrät, wie so oft, der Untertitel: Das Buch beleuchtet "Queer*Fem*Rap im deutschsprachigen Raum". Das klingt zunächst einmal einigermaßen akademisch - und so geht es stellenweise auch zu. Aber eben nur stellenweise: Die Herausgeberinnen versammeln Texte verschiedenster Beteiligter zum Thema, lassen Akteur*innen der Szene von auf, vor und hinter der Bühne zu Wort kommen: Künstler*innen, Tänzer*innen, Forscher*innen, Veranstalter*innen ...

Die Bandbreite ist so gewaltig wie die Vielfalt der Textarten. Interviews treffen auf Lyrics treffen auf wissenschaftliche Abhandlungen treffen auf Erlebnisberichte: Klar, dass sich Lesbarkeit und Gehalt von Text zu Text entsprechend stark unterscheiden. Da selbst die sperrigeren Kapitel aber eben nur Kapitel sind und danach wieder etwas ganz anderes kommt, stellt das kein größeres Problem dar. Die Erkenntnis, wie viele wunderbar verschiedene HipHop Humans es gibt, die alle auf ihre Art irgendwie awesone sind, lässt so oder so bereichert zurück.

Wer hats geschrieben?

Sehr viele sehr diverse Menschen mit unterschiedlichem Hip Hop-Bezug. Zusammengestellt und herausgegeben hat diesen Band ein hochgradig kompetentes Gespann: Gazal Köpf ist eine Wiener Rapperin mit türkischen Wurzeln, Sookee die vermutlich bekannteste Vertreterin der hiesigen Queer-Fem-Rap-Szene ond obendrein studierte Linguistin.

Wer solls lesen?

Jede*r, der dem Irrglauben aufsitzt, deutschsprachiger Rap beschränke sich auf Bushido, Le-le-le und Irgendwas-mit-Mütter-Ficken. Außerdem alle, die denken, Queer-Fem-Rap sei verkopft, verkrampft und langweilig. Ja, manchmal stimmt das, oft aber auch nicht. Die wunderbare Vielfalt, die sich hier auftut, hält durchaus für alle Geschmäcker irgendetwas bereit.

Das beste Zitat:

Heidi Süß (sie forscht über Rap und Männlichkeit): "Ich frage mich schon, wie es möglich ist, dass die deutsche Gesamtgesellschaft auch nach 40 Jahren noch immer nicht den leisesten Schimmer und nicht den Hauch einer Ahnung hat, wenn es um ihre wichtigste, größte und kommerziell relevanteste Jugend-, Pop- oder Subkultur geht (wie genau man sie begrifflich fasst, ist noch nicht ganz ausdiskutiert). Wie kann es sein, dass HipHop noch immer mit Rap verwechselt wird, niemand die Vielfältigkeit dieser Musik mitbekommt und Rap stattdessen noch immer auf seinen plumpen Sexismus, Homophobie, Rassismus und Antisemitismus reduziert wird? Wie ist es möglich, dass Gesamtdeutschland Bushido noch immer für den einzigen Rapper alive hält und als Gegenbeispiel (zumindest in akademischen Kontexten) beinahe ausschließlich auf Sookee verwiesen wird, deren Musik man – gerade als Frau – natürlich ausnahmslos gut zu finden hat? Nur Rap mit Aussage ist guter Rap, so eine weit verbreitete Ansicht, die mir vor allem in akademisch vorgebildeten Milieus begegnet. Was für ein Blödsinn! Rap kann, muss aber nicht gehaltvoll oder politisch sein. Wenn ich mich weiterbilden will, lese ich ein Buch oder gehe auf Wikipedia."

Wertung: 3/5

Text von Dani Fromm

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Gazal Köpf & Sookee (Hg) - "Awesome HipHop Humans"*

(Dieses Buch erscheint am 23. November im Ventil Verlag.)

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