Best of 2021: Die Musikbücher des Jahres

Manuellsen - "König Im Schatten"

Worum gehts?

Glaubt man seinem Autor, dreht sich "König im Schatten" in erster Linie um Krieg. Kaum drei Seiten weit kommt man, ohne dass irgendjemand mit irgendeinem anderen aneinander gerät, und dann: Krieg. Im Ruhrgebiet herrscht Krieg. Zwischen konkurrierenden Rappern, rivalisierenden Rockerclubs, widerstreitenden Geschäftsinteressen, verfeindeten Städten: Krieg. Krieg zwischen einem Mann und seiner Ex, Krieg zwischen einem Mann und dem Stalker seiner Flamme, Krieg auf der Straße, Krieg im Musikbusiness. Krieg, Krieg, Krieg. Dazwischen: "Der wahre König des Deutschrap", so die bescheidene Selbstbeschreibung in der Produktinformation, ein "Krieger", versteht sich. Stets "angeschnallt" (also bewaffnet, die dämlichste denkbare Übersetzung von "strapped"). Allzeit "war-ready". Kurz: Manuellsen beschreibt sein Leben - aus seiner Perspektive.

Wer hats geschrieben?

Unabhängig davon, wie viel Co-Autorin Nina Damsch beigetragen hat: Es ist doch sehr erkennbar Emanuel Twellmann aka Manuellsen, der da seine Geschichte erzählt, als Sohn einer politischen Aktivistin aus Ghana in Berlin-Kreuzberg geboren, und aufgewachsen bei einer liebenden Pflegefamilie in Mülheim an der Ruhr, wo er noch immer lebt. Manuellsen ist Rapper, Sänger, selbsternannter König, wahlweise einer im Schatten oder der des Ruhrgebiets, äußerst leicht reizbar, vorbestraft wegen Körperverletzung, ein erbitterter Streiter gegen Rassismus und Diskriminierung und dennoch Mitfahrer in den Reihen eines gewalttätigen rechtsoffenen Bikerclubs - eigentlich ein ziemlich spannender, weil komplett widersprüchlicher Charakter.

Wer solls lesen?

Wer immer sich dafür interessiert, warum Manuellsen tickt, wie er (aus-)tickt, findet hier zwar wenig logische, aber dennoch nachvollziehbare Erklärungen. Wer nicht wusste, welche seltsamen Blüten die verzweifelte Suche nach Zugehörigkeit treiben kann, weiß es jetzt.

Das beste Zitat:

"Charakter offenbart sich im Streit."

[Mit diesem schönen Satz versuchte Manuellsen gleich im Einleitungskapitel, seinen Kontrahenten Animus zu diskreditieren. Es folgen reichlich weitere Seiten mit sehr, sehr vielen Schilderungen von Manuellsens eigenem Verhalten im Streit, im "Krieg", wie er unentwegt sagt. In welches Licht das den Charakter des Autors rückt ... well ... bitte rückschließen Sie selbständig.]

Wertung: 2/5

Text von Dani Fromm

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