Mariah Carey - "Mariah - Ganz Ich Selbst"
Worum gehts?
Eine der umjubeltsten Sängerinnen der jüngeren Geschichte erzählt ihre Geschichte, und wie so oft, so klaffen auch hinter dieser glitzernden Fassade gähnende Abgründe. Ja, Mariah Carey ist erfolgreich. Sie ist auch ganz buchstäblich reich. Stinkend reich, sogar. Diese Frau hat sich ihren Status allerdings auch wahrlich mühevoll erschuftet. Vielleicht wäre sie heute ein wenig froher, wenn sie etwas mehr Zeit und Energie darauf verwendet hätte, dem vernachlässigten, gemobbten Kind in sich eine Heimat zu suchen, statt verbissen ihrem Traum nachzujagen. Vielleicht auch nicht, vielleicht war es dieses Ihrem-Traum-Nachjagen, das sie rassistische Anfeindungen (als Tochter einer irischstämmigen weißen Mutter und eines schwarzen Vaters erlebte sie diese von beiden Seiten), kaputte Familienverhältnisse und toxische Beziehungen überhaupt erst überleben ließ. Man weiß es nicht. Nach der Lektüre von "Mariah - Ganz ich selbst" weiß man nur eins, das dafür aber ganz genau: dass man mit dieser Frau im Leben nicht tauschen möchte.
Wer hats geschrieben?
Mariah Carey ist nicht nur Sängerin, sondern auch, was die meisten nicht auf dem Schirm haben, Songwriterin, Produzentin und Schauspielerin. 19 Nummer-eins-Hits, fünf Grammys und über 200 Millionen unters Volk gebrachte Tonträger sprechen eine recht deutliche Sprache. Ihre Erinnerungen schrieb sie zusammen mit Michaela Angela Davis auf. Das wiederum ist eine Person mit vielen Talenten: Sie publiziert über afro-amerikanische und Gender-Themen, über Rassismus oder über Hip Hop-Kultur. Als Aktivistin engagiert sie sich für die Belange von Frauen of color, und ganz nebenbei war sie auch als Stylistin tätig - für so Untergrund-Sternchen wie Oprah Winfrey, Beyoncé, Prince, Diana Ross, Mary J. Blige oder LL Cool J.
Wer solls lesen?
Eltern, um sich warnend vor Augen zu führen, was ihre eigenen unverarbeiteten Issues für verheerende Schäden bei ihren Kindern anrichten. Jede*r, die*der noch immer nicht glaubt, dass Rassismus ein Problem ist. Außerdem alle, die Mariah Carey für eine dieser dekorativen Interpretinnen halten, die glatte Liedchen singen, die eine Armada von Songwritern ihnen untergeschoben hat. Man muss ihre Songs nicht einmal mögen, um nach der Lektüre Respekt für ihre künstlerische Leistung zu empfinden. Man sollte allerdings die allerdings doch etwas penetrante Frömmelei ertragen können, die überall durchsuppt.
Das beste Zitat:
"Zwei Frauen vom Fach gaben mir zwei völlig unterschiedliche Lippen-Gutachten. Für weiße Schönheitsideale waren sie zu voll, für Schwarze nicht voll genug. Wem sollte ich glauben? Es war, als würden meine Komplexe eigene Komplexe entwickeln. Und niemand sagte: 'Mariah, du bist gut so, wie du bist.'"
Wertung: 3,5/5
Text von Dani Fromm
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