Nicola Bardola - "Mercury in München - Seine besten Jahre"
Worum gehts?
Anfang der 1980er Jahre, das wissen mittlerweile auch musikferne Zuschauer des Biopics "Bohemian Rhapsody", verbrachte Freddie Mercury einige Zeit in München. Seit letztem Jahr können sich Touristen in München-Neuhausen außerdem an der "Freddie-Mercury-Straße" fotografieren lassen. Der Zeitpunkt ist also günstig für ein Kompendium über die Zeit des Queen-Sängers in der bayerischen Hauptstadt, zumal geschrieben aus Sicht eines Münchners. Dass Queen dort vier kommerziell sehr erfolgreiche Studioalben aufnahmen und Mercury selbst gerne die Gay-Bars der Müllerstraße unsicher machte, ist allerdings hinlänglich bekannt, was die Frage aufwirft, womit Bardola über 400 Seiten füllt.
Ganz einfach: Der Mann hat in eineinhalb Jahren einfach alles wegrecherchiert, das mit Mercury und München auch nur im entferntesten zu tun hat. Natürlich kommen wichtige Zeitzeugen wie Studio-Produzent Giorgio Moroder und Tonmeister Reinhold Mack ausschweifend zu Wort. Außerdem Kneipenwirte, Nachbarn, Ex-Partner, Fotografen, Vermieter, Journalisten und andere Randfiguren. Unzählige alte Interviews garnieren die Zeitreise, dazu schwärmt Bardolo ausufernd und kenntnisreich von seiner Stadt. Die Detailfülle erdrückt mitunter, zumal der Autor auch Zitate aus "Bravo" und "Mädchen" für berichtenswert hält oder Phrasen von Stadtgrößen wie Thomas Gottschalk und Günther Sigl (Spider Murphy Gang) unterbringt. Dennoch arbeitet das Buch den besonderen Reiz der deutschen Stadt auf den homosexuellen Weltstar in den frühen 80er Jahren anschaulich heraus.
Wer hats geschrieben?
Ein bisher vor allem als Beatles-Biograf in Erscheinung getretener Autor, der sich nach dem Film "Bohemian Rhapsody" furchtbar aufgeregt hat, dass die Beziehung zwischen Freddie und München dort in zehn Minuten und ausnahmslos negativ dargstellt wurde. Somit auch wieder verständlich, dass "Mercury In München" hier und da den Odeur einer Stadtmarketing-Kampagne verströmt.
Wer solls lesen?
Queen-Die-Hard-Fans und nostalgietrunkene Neu-Münchner, die keinen Schimmer vom Glanz des alten Münchens haben, als angesagte Partytempel noch Deutsche Eiche hießen. Vor allem Einheimische dürften sich an den akkuraten Beschreibungen der Viertel erfreuen, dessen Wege einst tatsächlich dieser berühmte Sänger beschritt.
Das beste Zitat:
"Nach einer Weile wurde das Gespräch langweilig und Mike Oldfield sagte: 'Let's go Sugar Shack.' Und Freddie: 'Good idea. Let's go. How do we get there?' Ich sagte: Ich habe ein Auto in der Garage. Ich holte den Golf, einen Zweitürer, und fuhr vor die Tiefgarage. Der Oldfield klappt den Sitz vor, setzt sich hinten rein, damit Freddie Mercury Platz auf dem Beifahrersitz hat. Aber der steht fassungslos vor dem Auto und sagt: 'I don't drive Golfs.' Der kriegte eine Krise. Da hat sich der Oldfield von hinten nach vorne gelehnt und die Tür von innen zugezogen: 'See you later.'"
Wertung: 3/5
Text von Michael Schuh
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