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Eva Ries - "Wu-Tang is Forever"

Worum gehts?

Die Story ist schlicht und ergreifend zu absurd, um sie nicht zu erzählen: Eine Berufseinsteigerin im Musikmarketing, eine weiße Frau aus Mannheim, obendrein Hardrock-Fan, die mit Hip Hop nichts am Hut hat, bekommt den Auftrag, des Wu-Tang Clans Debüt-Album international zu promoten. Fast dreißig Jahre später, den Respekt der Crew hat sie da längst errungen, arbeitet sie mit einigen Clanmitgliedern noch immer zusammen. "Wu-Tang Is Forever" berichtet aus dem Inneren der 36 Kammern heraus und gestattet ungeahnte Einblicke in das dysfunktionale Familiengefüge der größten Rap-Crew der Welt.

Wer hats geschrieben?

Eine Frau, vor deren Leistung man so ehrfürchtig wie baff auf die Knie sinken möchte: Eva Ries ist ganz ohne Zweifel nuthin' da fuck with. Über Jahre hinweg managte sie den Wu, und man fragt sich nach der Lektüre ihres Buches noch ratloser als vorher: Wie konnte sie das bei offensichtlich guter geistiger Gesundheit überleben? Wie konnte sie diesen Höllenjob überhaupt annehmen? Neun mehr oder weniger kriminellen, eher mehr als weniger paranoiden Straßenjungs, die ihre Hood bis dahin noch nie wirklich verlassen hatten, die Welt und der Welt den Clan zu zeigen, klingt herausfordernd genug. Wenn dann noch ein aufgeblähtes Umfeld von Verwandten, Homies, Wichtigtuern dazukommt und allenthalben riesige Egos aufeinandercrashen, macht das die Angelegenheit nicht einfacher. Kein Wunder, dass es jemanden, der diese Ochsentour hinter sich hat, auch nicht mehr schreckt, später Booking für "German Superstar NENA" zu machen. Schriftstellerin ist Eva Ries keine, ihre nüchterne, schnörkellose Sprache verleiht dem Wahnsinn, den sie beschreibt, aber noch einmal eine Extra-Dimension.

Wer solls lesen?

Wu-Addicts und alle, die Spaß an diesem Parforceritt hatten, sowieso, aber auch Menschen, die sich zwar nicht für den Clan, aber für einen Blick hinter die Kulissen des internationalen Musik- und Tour-Zirkus' interessieren. Ein Warnhinweis geht raus an alle, die jemals als Roadmanager*in gearbeitet haben: Dieser Klientel könnte dieses Buch eindrucksvolle Flashbacks bescheren.

Das beste Zitat:

"Ich half RZA und Raekwon noch beim Ausfüllen der Formulare, denn auch damit hatten sie nicht wirklich Erfahrung. Bevor das Ganze jetzt daran scheiterte, dass sie als Nationalität 'Black' angeben wollten und als Geburtsort 'Kings County (Hospital)', wie es Inspectah Deck vorher getan hatte, machte ich das lieber mit ihnen zusammen. Wahrscheinlich dachten die Mitarbeiter der Passport Agency, ich sei eine wirklich bemitleidenswerte Sozialarbeiterin von zwei Härtefällen."

Wertung: 5/5

Text von Dani Fromm

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Eva Ries - "Wu-Tang is Forever"*

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