Vikki Tobak - "Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History"
Worum gehts?
Der Buchtitel lügt nicht: "Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History" erzählt die Geschichte von Bling im Hip Hop. Übertrieben viel zu lesen gibts nicht, dafür um so mehr zu sehen: Der Bildband birgt eine Flut wahrhaft unglaublicher Fotos von Hip Hop-Ikonen mit ihren teils komplett abstrusen Klunkern. Falls man jemals wieder herauskommt aus dem Kopfschütteln darüber, was man sich so alles um den Hals hängen, ums Handgelenk wickeln, sich an die Finger stecken oder in die Kauleiste zimmern lassen kann, kann man sogar noch ein bisschen was lernen: über Schmuck als kulturelles Erbe, Zeichen der Zugehörigkeit und natürlich als unübersehbares Symbol für sozialen Aufstieg.
Darüber hinaus bekommen wir zur Abwechslung einmal nicht die Rap-Stars vorgestellt, sondern ihre Goldschmiede. Darunter Tito 'Manny' Caicedo, der erst Dealer und Zuhälter, später unter anderem Biggie, Jay-Z und Nas ausstaffierte. Oder Jacob 'The Jeweler' Arabo, dessen Name schon in zahllosen Rap-Tracks fiel und dem etwa Kanye und Pharrell vertrauten. Oder Gabby Pinhassow, der Grillz für A$AP Rocky, Tyler the Creator oder Pusha T baute. Oder, oder, oder ...
Wer hats geschrieben?
Autorin Vikki Tobak ist eine US-amerikanische Musik- und Kulturjournalistin mit Wurzeln in Kasachstan. Sie arbeitete als Türsteherin, später im Marketing- und PR-Bereich bei Payday Records, und als Ausstellungs-Kuratorin, ist also nah dran am Thema. Sie schreibt unter anderem für Complex, The Fader oder Vibe über Politik, Kunst und soziale Gerechtigkeit, oft mit Schwerpunkt auf den visuellen Aspekten. Bei diesem Buch assistieren ihr zahlreiche prominente Zuarbeiter, zum Beispiel bringen Slick Rick, A$AP Ferg und LL Cool J ihre Perspektiven ein.
Wer solls lesen?
An Hip Hop und Schmuck interessierte Modeopfer, aber durchaus auch Menschen, die verstehen wollen, wo der Glitzerfetisch vieler Rapper*innen herrührt, und wer die Typen sind, die ihn befriedigen. Wer die Anschaffung dieses Buchs für seinen Coffeetable in Erwägung zieht, sollte vor der 80-Euro-Investition besser abklären, ob das Möbel dafür auch stabil genug ist: Der Wälzer wiegt knapp drei Kilo.
Das beste Zitat:
"Im Hip-Hop drückt sich das Streben nach Individualität seit jeher durch Personalisierung aus. Etwas zu haben, das sonst keiner hat, den eigenen Schmuck etwas einzigartiger zu machen, ein Stück mit unnachahmlichem Design oder dem eigenen Namen drauf zu tragen heißt, der Welt zu zeigen, wer man ist. Ob man zu Dapper Dans Atelier in Harlem oder zum Schmuckladen auf der Fordham Road in der Bronx ging, Individualismus spielte die Hauptrolle. Ob man seinen Namen außen auf einen U-Bahn-Waggon schrieb oder an einer personalisierten Kette um den Hals trug, die Welt würde wissen, wer man ist."
... schreibt die Autorin.
"Schmuck spricht leise, aber schreit nach Persönlichkeit. Unseren Wohlstand zu zeigen bestätigt die Tradition und den Reichtum unserer Kultur. Ich persönlich vergöttere das Zeug, weil ich es in meiner DNS fühle. Mein Schmuck ist mein Superheldenanzug, eine Erweiterung meiner wunderschönen braunen Haut. Er ist ein Geschenk von Vorfahren, die auf Thronen saßen und mit Ringen und Klunkern so groß wie Eiswürfel regierten. Unser Glaube an die Macht des Schmucks, unser wahres Ich mitteilen zu können, zeugt von dieser besonderen visuellen Dimension des Hip-Hops. Eine Praktik, die bis zu den ersten Spielern im Hip-Hop-Game zurückreicht."
... schreibt Slick Rick, der als MC in dieses Buch geleitet. Um dem gerecht zu werden, muss man aber eigentlich Bilder daraus zeigen. Das holen wir noch nach, im Rahmen einer eigenen Buchreview. Versprochen.
Wertung: 4/5
Text von Dani Fromm
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Vikki Tobak - "Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History"*
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