Best of 2022: Die Musikbücher des Jahres

Max Richard Leßmann - "Liebe in Zeiten der Follower"

Worum gehts?

Lyrik, das hat uns gerade noch gefehlt, und natürlich dreht sie sich um die Liebe. In Zeiten der Follower liefert man denen die poetischen Erkenntnisse am besten natürlich direkt in die Timeline. So praktiziert von Max Richard Leßmann: "Wenn dieses Buch erscheint, werde ich seit fast vier Jahren täglich ein Gedicht auf Instagram veröffentlicht haben", schreibt er in der Vorrede. Dieses süße kleine Bändchen versammelt seine liebsten. Es geht, wie so oft in der Dichtkunst, um die ganz großen Themenkomplexe: um die Liebe, zu anderen, sich selbst, zu Husum oder dem Hund, aber auch um Angst, Zweifel und die Gefahr, vor lauter Sucherei danach das Glück zu verpassen. Oh, und Augen scheinen ein großes Thema für Leßmann zu sein. Augen und Augenringe. Kaum verwunderlich, bei täglichen Veröffentlichungen: Die Qualität schwankt, manches klingt schon sehr nach Teenie-Tagebuch. Mehr als einmal trifft Leßmann mit seinen schnörkellosen Zeilen dann aber doch mitten ins Herz. So oder so: Wer die Eier hat, "streng" auf "Cousin" zu reimen, hat eh mindestens einen Stein im Brett.

Wer hats geschrieben?

Max Richard Leßmann ist Sänger der Indie-Rock-Kapelle Vierkanttretlager, die allerdings seit längerer Zeit nichts hat von sich hören lassen. Solo veröffentlichte er 2017 ein Album, dessen Titel er für seinen Gedichtband zweitverwertet hat. Mit seiner Poesie, die er dafür ebenfalls zweitverwertet (von seinem Insta-Account, nämlich), scheint Leßmann schon den einen oder die andere Kolleg*in um den Finger gewickelt zu haben: Mindestens Casper, Alli Neumann und Ina Müller applaudierten bereits.

Wer solls lesen?

Vierkanttretlager-Fans, um sich davon abzulenken, dass da seit Jahren nichts mehr kam. Leßmann-Fans, denen ein Gedicht am Tag nicht reicht und/oder die lieber blättern als scrollen.

Das beste Zitat:

"Die traurigen Kinder
Die in uns wohnen
Weinen, wenn wir meinen
Sie wären Dämonen"

Wertung: 3/5

Text von Dani Fromm

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