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Platz 22: Haiyti - "Junky"

Die Hamburgerin zeigt sich schaffig wie eh und je. Seit 2015 droppt sie jedes Jahr mindestens ein Tape oder Album, in manchen Jahren sogar mehrfach. Relativ spät kam sie diesmal noch um die Ecke und gab ihren Fans "Junky", das seit langem für mich persönlich einmal wieder einigermaßen hörbar aus den Boxen poltert. Natürlich sind 19 Songs völlig übertrieben, aber das war zum einen ihr schon immer egal, zum anderen surft sie damit auf der Trendwelle: Kaum ein Rap-Album kam dieses Jahr unter die Schwelle von 16 Tracks. Quantität ist King, Style over Substance.

Wie klingt Haiyti anno 2023? Vermehrt verzweifelt, zunehmend zynisch und larmoyant. Die Beats rollen kühl, technoid sowie atmosphärisch und geben den Nährboden für ihre Geschichten: "Ich will, dass es regnet, als wär'n es meine Tränen / Und es tanzen die Tropfen über meinen Mercedes / Ich will mein' Namen sehen an den Hochhausfassaden / Meine Welt ist so düster, doch ich kann es ertragen." Ihre Stimme hat sie weitestgehend auch unter Kontrolle, was den Hörgenuss spürbar verbessert. Zwischendurch gibt es auch ein paar Banger wie "Heute Nacht" und "Party Gangster", bei dem man mit dem Kopf nickt, oder ein paar süßliche Liebeslieder wie "Leicht Mit Dir". "Fallen Angel" und "Sterne Egal" hingegen schmeißen einem den Hyperpop ins Gesicht, bei der man sich auf einer überdrehten Kirmes taumelnd sieht.

Lyrisch bleibt Haiyti bei den ganzen schweren Themen relativ oberflächlich, obwohl man das Gefühl bekommt, dass sie sich zurückhält und nicht alles preisgibt. Sie spült ihre Emotionen mit der Einfachheit ihrer Texte und der auditiven Reizüberflutung ihres Sounds herunter und bleibt der karikaturhaften Rap-Persona treu, obwohl sie bereits bewiesen hat, dass sie vielseitig, mutig und ausdrucksstark ist.

Text von Johannes Jimeno

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