Porträt

laut.de-Biographie

Haiyti

MoneyBoy als Wegbereiter, dann seine Zöglinge von der Glo Up Dinero Gang, schließlich die Ausdiversifizierung mit Juicy Gay als homophilem MC und Haiyti als weiblichem Trap-Overlord: In etwa so zeichnet mancher die Genese des Rap-Subgenres Deutschtrap hierzulande nach. Aber Irrtum: Haiyti aka Robbery aka Ovadoze aka Miami ist schon lange vor MoneyBoy im Südstaaten-Rap-Import-Geschäft.

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Seit ersten Tracks Mitte der 2000er unter dem anfänglichen Alias Miami fordert die Untergrundrapperin den Trap-Thron für sich ein. Die MC aus dem Hamburger Stadtteil Langenhorn wächst mit Mutter und Schwester in relativ prekären Verhältnissen auf und lebt später auf St. Pauli. Mit 14 probiert sie erste Raps aus, hängt mit Sprüherfreunden, experimentiert aber auch mit vielen anderen Jugendkulturen.

"Die meisten Mädchen sind langweilig, ich habe deswegen nur mit Boys gechillt", kommentiert Haiyti im Interview. "Ich glaube auch, dass du als Frau besser sein musst. Einen Frauenbonus habe ich nie bekommen."

Insgesamt habe aber die Szene Hamburgs wenig bis keinen Einfluss auf ihren Sound genommen: "Ich habe im Stadtteil Rothenburgsort bei einem Kollegen damals Tracks aus Frankfurt und Bielefeld gehört: GPC, 4.9.0 Friedhof Chiller oder One Take One Hit. Das hat mich inspiriert."

Später feiert die Hamburger Kunststudentin den Dirty South-Rap von Three 6 Mafia und Gucci Mane. Ideenverwandt ist sie dennoch natürlich auch mit besagtem MoneyBoy, mit dem sie bereits auf Featuretracks gearbeitet hat.

Haiyti - Kings Sagen King
Haiyti Kings Sagen King
Andere Genres, gleiche Attitude.
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Auch mit dem Trap-Nachwuchs Juicy Gay sowie mit Frauenarzt hat Haiyti ihren eigenen Ansatz von Gangsterrap schon in Dreiminüter umgesetzt. "Auf meinen Konzerten sind dadurch jetzt auch 14-Jährige, die im Swag Mob sind und noch Zahnspange tragen", amüsiert sie sich. An Yung Hurn wiederum erinnert das Stück "Pete Doherty" vom 2016-Freetape "City Tarif".

Nachdem sie erste Tracks noch ins Handymikrofon spittet und diese nichtsdestotrotz auf viel Hamburger Gegenliebe stoßen, gönnt Haiyti sich anlässlich des inoffiziellen Debütalbums "Havarie" Mitte 2015 auch ein eigenes kleines Tonstudio. Dort produziert sie Musik und Texte, während Selouche die Cloud Rap-Beats liefert.

Ästhetisch sitzt Haiyti mehr mit der Aggressivität von Schwesta Ewa als mit Hustensaft Jüngling oder Medikamenten Manfred in einem Boot. Ihre Beats sind zudem aufwändiger produziert, nicht einfach aus USA kopiert. Indes fallen die Smartphone-basierten Videos vergleichbar LoFi aus wie bei der Genrekonkurrenz. Mit der Zeit werden jedoch auch aus den Smartphone-Videos aufwändig produzierte Studioarbeiten. Immer ein bisschen trashig, immer mit unzähligen Verweisen auf die Neunziger Jahre gespickt, so präsentiert sich ein klassisches Haiyti-Video.

Seit einer Kollaboration mit dem Produzentenkollektiv Kitschkrieg, die unter anderem auch mit Trettmann, Joy Denalane und Veedel Kaztro arbeiteten, sind die Berliner nicht mehr aus Haiytis künstlerischem Umfeld wegzudenken wegzudenken. Neben der gemeinsamen EP aus dem Jahr 2016 steuerten Kitschkrieg Produktionen auf dem Mixtape "Follow Mich Nicht" bei und produzierten ihr Major-Debüt "Montenegro Zero".

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Musikalisch driftet Haiyti hin und her zwischen poppigen Hooks und harten Raps, emotionalen Momenten und tighten Ansagen. Der Trap bleibt jedoch immer ein zentrales Element ihrer Musik, wie sich auch im "ATM"-Mixtape und dem 2019 erscheinenden Album "Perroquet"sowie der nachgeschobenen EP "Sansibar" zeigt.

"Momentan ist Trap wie Popmusik, allgegenwärtig. Jeder kanns machen. Es ist sogar leicht, guten Trap rauszuholen. Schnapp' dir einen Double-Cup-Burger-King-Becher, zieh dir 'ne gefälschte Lacoste-Jacke an und laber' die Leute voll, wie high du bist." Selbstreflektiert und bei aller Ironie mit ganzem Herzen Rapperin: Die Sterne über Haiyti stehen günstig.

Die Konstellation nutzt Haiyti für einen Veröffentlichungsfuror: "Sui Sui", "Influencer", "Mieses Leben" und "Speed Date" erscheinen in rascher Abfolge binnen 18 Monaten. Die Qualität ist hoch, das Feuilleton überschlägt sich sowieso, aber der kommerzielle Erfolg bleibt sehr begrenzt.

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