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Daniel Haas - "Hip-Hop"

Worum gehts?

Die Reclam-Reihe "100 Seiten" hat sich zum Ziel gesetzt, Themen auf ... nun, ja, der Titel lässt es ahnen: einhundert Seiten abzuhandeln. Das Spektrum reicht dabei von Themen wie "Lego" oder "Katzen" über komplexe Phänomene, etwa "Biodiversität" oder (leider sehr aktuell) "Antisemitismus", zu Porträts verschiedenster historischer Persönlichkeiten und Künstler*innen von ABBA bis Zappa. Im Jahr, in dem das Genre seinen 50. Geburtstag feierte, mussten natürlich einhundert Seiten über "Hip Hop" her.

Das Problem liegt auf der Hand: Ohne drastische Verkürzung passt das Thema schlicht nicht in den eng gesteckten Rahmen. Was letztlich dazu führt, dass die längst sattsam bekannten Mythen noch weiter ausgenudelt werden, weil es ohne die (vermeintlich) nicht geht. Hernach bleibt für die Geschichten, die zu erzählen sich lohnte, wieder kein Platz mehr. Die Rolle, die Frauen von Beginn an spielten und heute erst recht spielen, verkommt zum Beispiel auch hier wieder einmal zu einer besseren Fußnote, und das obwohl sie der Autor für "das Beste, was deutscher Rap meiner Ansicht nach zurzeit zu bieten hat", hält.

Wer hats geschrieben?

Zum Glück ist sich Daniel Haas der Problematik sehr bewusst. Vom ersten Satz an lässt er durchscheinen, dass er da ein im Grunde unmögliches Unterfangen in Angriff genommen hat. Er weiß das so genau, weil er Hip Hop liebt. Seine wunderbaren, kenntnisreichen Texte, die er zum Beispiel in der Zeit, der FAZ oder beim Spiegel veröffentlicht hat, lassen daran gar keinen Zweifel aufkommen.

Wer solls lesen?

Ja ... genau das weiß ich nicht so recht. Hip Hop-Fans wissen längst, was in dieses Büchlein passt, und brauchen wahrscheinlich keine Kurzfassung einer Geschichte, über die man sich mindestens genau so lange unterhalten und streiten könnte, wie sie bereits andauert. Wer mit Hip Hop überhaupt nichts am Hut hat, wird wahrscheinlich gar nicht erst zugreifen, und falls doch, nicht verstehen, wie jemand wagen kann, Parallelen zwischen einer Haiyti und einer Hilde Knef zu ziehen.

Vielleicht richtet sich dieses Buch wirklich an interessierte Einsteiger*innen, an Menschen, die morgens aufstehen und sich denken: "Heute lern' ich mal was ganz Neues. Heute befass' ich mich mal mit diesem 'Hip Hop'." Aber: Existiert eine solche Zielgruppe überhaupt? Dabei kann es sich im Grunde ja nur um Partner*innen, Eltern oder inzwischen auch Kinder fanatischer Heads handeln, und die hätten für erste Schritte ins Hip Hop-Wunderland doch eigentlich die passende Reiseleitung bereits zur Hand.

Das beste Zitat:

"Eine Geschichte des Hip-Hop auf 100 Seiten ist ein Witz."

Wertung: 2/5

Text von Dani Fromm

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