Platz 22: Caroline Polachek - "Desire, I Want To Turn Into You"
Wut, Liebe, Lust ... Caroline Polachek springt und wandert auf ihrem vierten Soloalbum "Desire, I Want To Turn Into You" durch komplexe, sich überlagernde und gegenseitig erweiternde Gefühle. Kaum etwas klang 2023 so aufregend, so zeitgemäß, so eigenständig. Es ist schlicht und ergreifend die Art von Musik, die das vom Kollegen Mirco Leier beanstandete Art-Pop-Label mit Leben füllt und ihm einen Sinn verleiht.
Auch wenn wir alle unsere Poptimism-Essays in den späten Nullerjahren gelesen haben und Pop spätestens seitdem als Kunst verstehen, wirken drei Buchstaben irgendwie wie zu wenig, um Polachecks mühelose Referenzen aus Clubmusik, Hyperpop oder Latin zu begreifen. Auf "Desire, I Want To Turn Into You" scheint endlos viel möglich zu sein, "zu viel" scheint Polachek nicht zu kennen, mit jedem Hördurchgang eröffnen sich neue Perspektive auf sie und ihr Werk.
Mit "Welcome To My Island" hat die ehemalige Chairlift-Sängerin einen gnadenlos maximalistischen Opener geschrieben, einen der besten Popsongs des Jahres. In der Grimes- und Dido-Kollaboration "Fly To You" geht es noch hektischer zu, Polachek betont ihre Hyperpop-Liebe noch stärker, und dennoch schlägt darin ein zutiefst romantisches, sanftes Herz: "After all the tears, you're all I need", säuselt sie, aus der Toxizität der Beziehung scheint sie nur einen Ausweg zu finden: noch mehr Liebe.
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