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Bruce Springsteen - "Born To Sing"

Worum gehts?

Der Untertitel umreißt es ziemlich gut: Dieses Buch dokumentiert "ein Leben in Gesprächen". Oder es versucht dies zumindest, natürlich reichen schlanke 190 Seiten dafür nicht ansatzweise aus. Trotzdem funktioniert die eigentlich erstaunlich simple Idee, einfach Interview an Interview zu reihen, erstaunlich gut: "Born To Sing" versammelt Interviews mit Bruce Springsteen aus den Jahren 1975 bis 2016.

Die chronologische Ordnung der ausgewählten Beiträge sorgt dafür, dass man der Entwicklung und Reifung eines Charakters wie in Zeitlupe zuschauen kann. Klar varriieren Gehalt und Tiefgang der Gespräche mit der Qualität der Interviewfragen. Die Tendenz tritt aber deutlich zutage: Spricht anfangs noch ein in vieler Hinsicht relativ unbeleckter und entsprechend unbedarfter junger Mann, schlagen die im Lauf des Lebens erlangten Erkenntnisse irgendwann Wurzeln und es entwickelt sich, was sich wahrscheinlich am ehesten als "Haltung" bezeichnen lässt.

Bisschen schade, dass es sich ausnahmslos bei allen Gesprächspartnern (wahrscheinlich auch bei dem "schwedischen Interviewer", dessen Name sich offenbar nicht mehr rekonstruieren ließ) um Männer handelte. Aus weiblicher Perspektive betrachtet, hätte sich möglicherweise noch einmal eine ganz andere Facette von Bruce Springsteens Wesen offenbart. Sehr schade, dass das aktuellste abgebildete Gespräch mit dem Boss inzwischen schon fast zehn Jahre zurück liegt und zum Beispiel seine Unterhaldungen mit Barack Obama komplett außen vor bleiben. Anzunehmen, dass der Boss zum jüngeren (politischen) Geschehen auch noch das eine oder andere Interessante zu sagen gehabt hätte.

Wer hats geschrieben?

In einem Buch, das aus Interviews mit Bruce Springsteen besteht, kommt natürlich fast durchgehend Bruce Springsteen zu Wort. Die Gespräche begleiten seinen Aufstieg vom jungen, aufstrebenden Musiker aus New Jersey, der den vor seiner Nase baumelnden Erfolg noch gar nicht so recht fassen kann, zum Weltstar, der nicht nur die Schattenseiten des Ruhms, sondern auch die der eigenen Seele kennen- und zu handlen lernt.

Wer solls lesen?

Logo, richtet sich dieses Buch in erster Linie an Springsteen-Fans, zumal es auch die Entstehungsgeschichten diverser Alben und Band-interne und zwischenmenschliche Dynamiken erzählt. Die im Zentrum stehende Herausformung eines (im besten Wortsinn) erwachsenen Charakters gestaltet sich aber durchaus auch für Leser*innen spannend, die Mühe haben, spontan einen Song des Bosses zu nennen, der nicht "Born In The USA" heißt.

Das beste Zitat:

"Oh, Trump wird verlieren. Das ist so gut wie sicher. Die entscheidende Frage ist jetzt: Auf welche Weise wird er verlieren? Und ich befürchte, dass er auf eine sehr, sehr hässliche Weise verlieren wird. Und welche Auswirkungen das haben wird, da bin ich mir im Moment nicht sicher. Wir werden es am 8. November erleben Ich kann nur hoffen, dass die Leute innerhalb seines Kampagnen-Teams, zumindest im letzte Augenblick, genügend Verstand in ihn hineinreden können, damit er am Ende seine Niederlage würdevoll eingesteht."

Als Polit-Orakel sollte man Bruce Springsteen vielleicht besser nicht befragen: 2016 hielt er einen Wahlsieg Donald Trumps für ausgeschlossen. Es kam bekanntlich anders. Recht behielt der Boss allerdings vier Jahre später mit seiner Skepsis, Trumps Umgang mit Wahlniederlagen betreffend.

Wertung: 3,5/5

Text von Dani Fromm

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