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André Boße & Dennis Plauk - "Insight - Martin Gore & Depeche Mode"

Worum gehts?

Um den Maestro des globalen Synthie-Pop in Gestalt von Depeche Mode-Songwriter Martin L. Gore, und wer es noch nicht wusste: Der hat immer Recht. So sprach Gore im Jahr 2010: "Das Erschreckende ist: Ich kann mir inzwischen tatsächlich vorstellen, dass wir das hier noch machen, bis wir richtig alt sind." Die Worte des damals 50-Jährigen haben ihn also durchaus eingeholt. "Insight: Martin Gore & Depeche Mode" jedoch setzte seit der Erstveröffentlichung im selben Jahr Staub an und erscheint daher nun in einer um fünf Kapitel erweiterten Neuauflage, ergänzt um die Studioalben "Delta Machine", "Spirit" und "Memento Mori". Das Cover mit dem mittelalten Gore wurde gegen eines mit dem alten Gore ausgetauscht.

Nach Steve Malins' Standardwerk "Depeche Mode: A Biography" aus dem Jahr 2000 ist diese Biografie sicherlich die nächstbeste Quelle, um sich dem Phänomen Gore und DM anzunähern. Besonders aus den nostalgisch verklärten 80er Jahren fördern die Autoren interessante Ergebnisse zutage. Sehr anschaulich gelingt etwa die Skizzierung des stilistischen Dilemmas ihrer Anfangszeit im Rampenlicht. So ließ sich die Band in der deutschen Nonsens-TV-Show "Bananas" Anfang 1982 als Promo für das Liebeslied "See You" tatsächlich mit echten Hühnern in einem fiktiven Stall filmen. Sehr schön lesen sich auch die Beobachtungen des jungen Smash Hits-Redakteurs und späteren Pet Shop Boys-Sängers Neil Tennant über die "Some Great Reward"-Tour 1984. Ein fraglos bis heute nachhallendes Ereignis, den Ausstieg des Ausnahmemusikers Alan Wilder, beleuchten sie natürlich von allen Seiten. Was die letzten 15 Jahre seit der Erstveröffentlichung betrifft, nehmen Gores Leben in Kalifornien, seine drei Soloalben, sein zeitweise erneut schwieriges Verhältnis zu Sänger Dave Gahan und natürlich der Tod von Andy Fletcher ein.

Wer hats geschrieben?

Die Journalisten und DM-Fans André Boße und Dennis Plauk, letzterer Visions-Chefredakteur. Beide haben die Band bereits mehrfach interviewt und zitieren auch aus diesen Gesprächen.

Wer solls lesen?

Naturgemäß zielt das Buch in erster Linie auf Fans der Band. Hier dürfte es bei der bis heute ungebrochenen Faszination für die Musik von Depeche Mode noch einige Menschen geben, die sich wundern dürften, wie ein so schweigsamer und schon zu Jugendzeiten beachtlich teilnahmsloser Mann zu dieser Weltkarriere abheben konnte. Es braucht nicht viel Fantasie, um die Darstellung der Autoren nachzuvollziehen, dass etwa Gores reservierte Art im Umgang mit Bandkollegen sowohl bei Wilders Ausstieg 1995, als auch im Songwriting-Zwist mit Gahan 2005 eine eher unrühmliche Rolle gespielt hat.

Die Biografie behandelt sowohl wichtige Eckdaten der Bandhistorie, wirft aber immer wieder Licht auf den Menschen Gore, seine Interessen und seine Beziehungen, angefangen von Liebschaften in den 80ern bis hin zu seiner zweiten Ehefrau Kerrilee Kaski, die er 2014 heiratet. Über teilweise reißerische Kapitelüberschriften wie "Warum Gore plötzlich wieder Liebeslieder schrieb, was er über Fletchers Brustwarzen denkt und wie er an den Mädchenslip kam, den er beim Konzert in Leicester trug" hätte man in einem gedruckten Buch aber gerne verzichtet.

Das beste Zitat:

Auf die Frage, was seine Band am meisten von The Smiths unterscheidet: "Ich würde sagen, wir haben vielleicht 0,1% unserer Platten wegen unserer Lyrics verkauft und sicher überhaupt keine wegen unserer Persönlichkeiten." (Gore, 1984)

Auf die von einem begeisterten Dave Gahan überbrachten Gratulationen dafür, dass Johnny Cash auf dessen damals neuem Album "The Man Comes Around" Gores Song "Personal Jesus" gecovert hat: "Ja, das ist wohl ganz gut geworden." (Gore, 2002)

Wertung: 4/5

Text von Michael Schuh

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