Rebecca Spilker - "Mega!"

Worum gehts?
"Worum gehts nicht?" ließe sich wahrscheinlich leichter beantworten. Dieses Sammelsurium von in anderen Kontexten bereits veröffentlichten Texten befasst sich mit allem, das die Autorin gerade beschäftigt: Böller, Brüste, Birkenstock-Sandalen, bulgarischer Schichtsalat, Waschmalkreiden, Winnetou und Wandtattoos. Zwischendurch pisst Spilker gegen das eine oder andere Denkmal, watscht ihre Schriftsteller*innenkollegen Benjamin von Stuckrad-Barre, Clemens Meyer und Juli Zeh ab oder verhandelt unterschätzte Gefahren, etwa die Abhängigkeit von Käse. Alles ist so hart nah am Leben und obendrein elend lustig geschrieben, dass wir wirklich froh sind, dass es außerdem um die Hamburger Schule, Mike Oldfield, die Causa Rammstein oder um die Rolle von Frauen im Musikbusiness geht. Wie hätten wir sonst rechtfertigen solln, "Mega!" in einer Musikbücherliste unterzubringen?
Wer hats geschrieben?
Außer dass Rebecca Spilker eine ganz wunderbare Autorin ist, die unter anderem für den Musikexpress, Konkret, die taz, das Kaput Magazin und "ins Netz hinein" schreibt, ist sie jemandes Gemahlin. Sagt sie selbst: "Er ist Musiker. Nicht super doll berühmt, aber schon etabliert. Er textet, singt und hält eine Gitarre. Kurz: Er steht auf Bühnen und hat vorher was gedacht und aufgeschrieben. Auch mal einen Roman. Das kommt an, so meine jahrelange Erfahrung, besonders beim weiblichen Geschlecht."
Wer solls lesen?
Schwer zu sagen, da sehr unterschiedliche Texte und Formate entsprechend unterschiedliche Zielgruppen adressieren dürften. Einen roten Faden darf man nicht erwarten. Wer den nicht braucht, wird brachial gut unterhalten und lernt an mancher Stelle sogar noch was. Wer zum Beispiel zwischen all dem aufgeregten Geschnattere den vielleicht klügsten Kommentar zu der ganzen ekelhaften Row Zero-Geschichte sucht, wird hier genauso fündig wie Leute, die sich bloß mit ein paar mehr oder weniger albernen Listen die Zeit vertreiben wollen.
Das beste Zitat:
"Ich meine, es muss endlich Schluss gemacht werden mit dem Durchreichen eingefahrener Rollenbilder und Traumata von Pop-Generation zu Pop-Generation. Das gilt für Männer, aber eben auch für Frauen. Wenn wir als Frauen den toxischen Teich nicht endlich trockenlegen und damit aufhören, ihn immer wieder mit unserem überzuckerten Wasser zu befüllen, wird sich nichts ändern, bestimmte Männer, Stars und Möchtegerne werden immer wieder in ihm herumplanschen wollen. So verleihen wir ihnen Macht, geben zu viel Raum ab, der ja von uns selbst genutzt werden könnte."
Amen!
Wertung: 4/5
Text von Dani Fromm
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