Sophie Hunger - "Walzer für Niemand"

Worum gehts?
Die Erzählerin rekapituliert ihre gemeinsame Geschichte mit Kindheits-, Jugend- und Erwachsenenfreund Niemand, von den frühesten Anfängen bis zu einem einschneidenden Ereignis in der Beziehung der beiden. Ihr besonderes Verhältnis zu Musik zieht sich als ein roter Faden durch den Roman. Parallel dazu erfahren wir in kurzen Einschüben allerhand über das fiktionale (?) Geschlecht der "Walserinnen". Das funktioniert allerdings am besten, wenn man vorher noch nichts drüber weiß.
Wer hats geschrieben?
Sophie Hunger, geboren 1983 in Bern, aufgewachsen als Tochter einer Politikerin und eines Diplomaten in verschiedenen Städten Europas. Ihr Debütalbum erschien 2006, wenig später trat sie bereits beim Montreux Jazz Festival auf. Später komponierte Hunger auch Filmmusik, unter anderem für den Oscar-nominierten Animationsfilm "Mein Leben als Zucchini", wofür sie 2017 den Schweizer Filmpreis erhielt. Ihre Kunst speist sie aus verschiedensten Einflüssen, sie singt auf Französisch, Deutsch, Englisch und Schwizerdütsch, die Musik schwankt zwischen Rock, Pop, Chanson, Electronic und Jazz. 2020 entstand ein gemeinsames Album mit Dino Brandão und Faber. "Walzer für Niemand" ist ihr erster Roman.
Wer solls lesen?
Alle die, die vor allem den abstrakt-skurrilen Noten in Sophie Hungers Lyrics etwas abgewinnen können. Das Buch wimmelt vor Anspielungen auf Wirken und Leben der Autorin, oft in überraschender Form, in einer Zwischenwelt zwischen Realität und Fiktion.
Hungers Schaffen zu kennen ist allerdings keine Voraussetzung zum Lesen, "Walzer für Niemand" funktioniert auch unabhängig davon, sofern man offen für experimentelle Literatur ist. Hunger spielt ausgiebig mit Sprache und Stil, verzichtet auf eine stringente Story, zeichnet vieles bewusst diffus. So öffnet sie eine ganz eigene Welt, deren Funke jedoch nicht immer überspringen dürfte. Bonussympathie für die liebevolle Aufmachung des Büchleins.
Das beste Zitat:
"Wie in jeder normalen Schweizer Familie ging man nie vom Schlimmsten aus, wenn tatsächlich etwas Schlimmes geschah, und immer vom Schlimmsten, wenn sich etwas Unwesentliches ereignete."
Wertung: 3,5/5
Text von Manuel Berger
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1 Kommentar
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