Platz 11: Clipse - "Chains & Whips"
Zwei Brüder schauen böse in die Kamera, und die Welt steht nach einer Ewigkeit wieder Kopf. Ja, gut, so viel zur Reunion von Oasis, aber ein Großteil der Hip Hop-Gemeinde fieberte dem vierten Clipse-Album genau so mit großer Erwartung und auch Skepsis entgegen.
"Let God Sort Em Out" machte Kritiker und Zweifler nicht mit visionären Krass-Kram mundtot, sondern mit über Jahrzehnte gelernter Masterclass. Es wäre vielleicht noch besser geworden, wenn Pharrell seinen Mainstream-Glitzerstaub und Schmalzbarden John Legend gleich mit aus dem Studio befördert hätte, aber trotzdem stampft dieses Album mit angemessener Arroganz und Ignoranz über die Skeptiker hinweg.
"Chains & Whips" ist so oldschool, wie es nur geht. Eine selbstbewusste Ansage an die Szene, mit Todesverachtung für den ganzen "Kumbaya-Shit", hochgezogener "Echt jetzt?"-Augenbraue und natürlich "I buy bitches, you buy 'em sections / You buy watches, I buy collections"-Angeberei. Ja, der Onkel erzählt, aber wir reden hier nicht über den komischen Onkel. Clipse ist das Familienmitglied, das es nicht so weit wie der schmierige Cousin brachte, bei dem aber alle Neffen und Nichten tatsächlich gespannt zuhören, wenn er etwas erzählt, und nicht mit den Augen rollen.
Am Schluss dieser Standpauke durfte nur noch Cousin Kendrick das Wort ergreifen und der Fam auch noch ein paar saftige verbale Schellen verteilen. Keine Ahnung, wann Clipse wieder zu Besuch kommen, aber es bleibt jedes Mal ein legendärer Auftritt.
von Rinko Heidrich
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